1 | Ein Brief, der alles verändert.

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Juli 1990

»SIE VERARSCHEN mich doch, oder?« Mein Mund steht offen. »Veräppeln meine ich.«, füge ich murmelnd hinzu.

Der alte Mann gluckst. Über seine Halbmondbrille hinweg sieht er mich mit seinen blassblauen Augen an und schenkt mir ein warmes Lächeln.

»Nein, Emilia, keineswegs.«

»Sicher? Ich meine... Zaubertricks undso, klar... Aber... Aber eine Hexe?« Ich lache auf, unsicher was mir lieber wäre: Dass er die Wahrheit sagt, oder sich einen Scherz erlaubt. »Gleich erzählen Sie mir noch, sie wären der Weihnachtsmann!«

»Ruhig, ruhig.« Der Schulleiter lacht auf. »Es gibt keine Zweifel daran, dass magisches Blut in deinen Adern fließt und die eine Hexe bist. Aber nein, der Weihnachtsmann bin ich nicht.« Ein Glucksen entfährt seinem Mund und er setzt ein amüsiertes Lächeln auf.

»Sind Sie dann ein Zauberer?«, platzt es aus mir heraus.

»Gewiss.«

»Zaubern Sie etwas!«, fordere ich ihn auf. Meine Augen sind groß und mein Mund steht leicht offen.

Der Mann zieht einen dünnen Stab aus seinem Ärmel hervor und räuspert sich. »Wingardium Leviosa.«, sagt er deutlich und schwingt dabei den Holzstock.

Meine Augen werden immer größer, als ich dabei zusehe, wie der Bleistift auf meinem Tisch sich langsam von der Oberfläche löst und sich immer weiter davon entfernt.

»Verdammt!«, keuche ich, den Mund nun weit offen, als der Bleistift vor meinen Augen herschwebt. Ich strecke die Hand aus, und fahre damit über und unter dem Stift entlang. Keine versteckten Schnüre, keine Tricks. »Das gibt's doch nicht!« Der Stift sinkt langsam wieder herab und kommt schließlich mit einem leisen klonk wieder auf dem Tisch an. »Darf ich auch mal?«, schießt es aus mir hervor und mein Blick schnellt zu dem Schulleiter.

»Ich fürchte heute kann ich dir diesen Wunsch nicht erfüllen. Aber du wirst es früh genug dürfen.« Er lächelt und verschränkt seine Hände samt Stab in seinem Schoß.

»Das ist ja so cooool... Ich bin eine Hexe!«, stoße ich aufgeregt hervor. »Naja zumindest sind Sie eindeutig ein Zauberer.« Bewundernd strahle ich ihn an. »Können Sie mir wirklich nicht zeigen wie das geht?« Mein Blick gleicht einem Betteln.

Er lacht auf. »Nein, tut mir leid. Aber ab September bekommst du Unterricht in Hogwarts. Dort wirst du von den besten Hexen und Zauberern des Landes unterrichtet werden.« Er stupst mir mit dem Holzstab gegen die Nasenspitze.

Ich schiele auf meine Nase und berühre die Stelle, an der der Stab mich berührt hatte. »Wow.« Mehr kann ich in diesem Moment nicht sagen.

»Ich habe auch einen Brief für dich dabei.«

Mein Blick huscht von dem Finger auf meiner Nase zu dem alten Mann zurück und ich ziehe schnell meine Hand aus meinem Gesicht.

Der Lehrer legt seinen Holzstab – ich bin mir nun sicher, dass das ein Zauberstab ist – auf den Tisch und zieht einen Brief aus der Innentasche seiner Jacke hervor. Mit einem Lächeln auf den Lippen streckt er ihn mir entgegen. »Hier, mach ihn ruhig auf!«

Ein leichtes Beben erschüttert meine Finger, als ich sie nach dem Brief ausstrecke und sie das dicke Papier umschließen. Ich bin überrascht davon, wie schwer der Brief in meiner Hand liegt und wiege ihn leicht hin und her. Neugierig wende ich den Umschlag und halte ihn dann mit beiden Händen fest, denn der Empfänger macht mich stutzig.

In grüner, schnörkeliger Handschrift steht darauf:

Ms E. R. McClair

Zimmer Nummer 7

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt