4 | Gleis 9-3 wie bitte?

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1. September 1990

Genau einen Monat nachdem ich mit den Weasleys die Winkelgasse besucht hatte, sitze ich neben meiner Erzieherin Mariah im Auto, die mich zum Bahnhof King's Cross bringt, von wo aus ich meine Reise in eine andere Welt antreten werde.

Im letzten Monat war meine Eule ziemlich auffällig geworden. Meine Einkäufe hatte ich schnell in meinem Schrank verstecken können, bevor jemand das Zimmer betreten konnte, doch bei meiner Eule war das etwas schwieriger.

Meine Erzieherin duldete den kleinen Vogel zwar und stellte keine Fragen – vielleicht wusste sie mehr als ich dachte – ganz im Gegenteil jedoch zu den anderen Kindern im Heim.

»Warum hast du eine Eule?« – »Das ist ja Tierquälerei!« und so weiter.

Ich antworte schon gar nicht mehr darauf und ignoriere sie einfach. Vom Vogel-Mädchen zum Eulen-Freak abgestiegen. Doch mir soll es recht sein, ich freue mich darauf, endlich ein neues Leben zu beginnen.

»Hast du auch wirklich alles?«, fragt Mariah mich und schaut mich verdächtig an.

»Ja, ich denke schon!«

Sie nickt. »Meld dich, sobald du angekommen bist!«

»Werde ich.« Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich.

»Dann mach's mal gut Kleine!« Sie lächelt und verwuschelt meine Haare.

»Ey!«, ich schiebe ihre Hand weg und grinse. »Bis Weihnachten!«, sage ich und nehme meine Eule und den Koffer und hieve sie auf den Gepäckwagen.

Ich winke Mariah zum Abschied und drehe mich dann um. Mit gemischten Gefühlen schreite ich die mit Passanten gefüllten Bahnsteige entlang. Auf der einen Seite bin ich froh, endlich etwas Neues entdecken zu können, vielleicht richtige Freunde zu finden, meinen Eltern auf die Schliche zu kommen. Auf der anderen Seite weiß ich nicht was mich erwartet.

Als vor mir eine große »9« an einem steinernen Pfeiler ragt, mache ich Halt. »9 ¾«, sage ich leise zu mir selbst. »Wo bist du?«, frage ich mich und schaue mich um.

Ich hatte Dumbledore einen Brief geschrieben und gefragt, wie ich zu dem Gleis kommen würde, aber erklärt hat er es mir nicht. Er war in seinem Brief komplett vom Thema abgeschweift und danach habe ich mich nicht mehr getraut zu fragen. Vielleicht war es auch eine blöde Frage und die Antwort offensichtlich?

Ich schaue von dem Schild mit der »9« zu dem mit der »10« und zurück. Dann auf die Uhr. Zwanzig vor 11. Also eigentlich noch genug Zeit. Doch muss ich das verdammte Gleis erst einmal finden. Was wenn ich es nicht finde? Wenn man es irgendwie aufzaubern muss?

Langsam macht sich Panik in mir breit. Hektisch schaue ich mich um. Es muss außer mir doch noch jemand hier sein, der zu dem Gleis muss. Die Weasleys müssen doch selbst irgendwie hier herkommen. Oder gibt es vielleicht einen ganz anderen Zugang?

Viertel vor 11.

»Entschuldigung!«, ich laufe zu einem Schaffner. »Entschuldigen Sie bitte?«

Er ist meine letzte Rettung. Doch was wird er von mir halten, wenn ich ihn nach so etwas frage?

»Ja?«

»Ich suche ...«

Doch ehe ich zu Ende reden kann, kommt mir ein Gespräch zu Ohren und ich drehe mich schlagartig um.

»Ich freue mich so auf Quidditch! Dad, Onkel Ben meint, ich komme bestimmt ins Team!«

»Psst Cedric... Nicht dass dich die Muggle hören.«

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt