22. Kein Wort

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Als Felice langsam wieder aus der kühlen Dunkelheit auftauchte, war ihr, als säße irgendjemand auf ihrer Bettkante in hielte ihre Hand. Sie versuchte die Augen zu öffnen, sah aber im ersten Moment alles ganz verschwommen und wurde gleichzeitig von dem hellen Licht des Vormittags geblendet. Alles was sie wahrnahm war ein Schopf leuchtend roter Haare.
Endlich erkannte Felice wer da neben ihr saß. Lily. Diese setzte sich sofort noch aufrechter hin, als sie sah das Felice wach war.

>>Du bist wach! Oh beim Merlin! Felice... Ich — hatte keine Ahnung! Oh Felice. Es tut mir so leid...<< Diese nickte schwach und versuchte sich aufzusetzen. Jetzt brachen die Erinnerungen auf sie herein. Der Albtraum, im Gemeinschaftsraum, die Narbe, Lily die plötzlich hereingeplatzt war und dann dieser Schmerz... Dieser Schmerz, dass Felice sich nichts sehnlichster gewünscht hatte als zu sterben...

>>Felice ich schwöre dir, ich hab keinen von der Narbe erzählt! Kein Wort!<<
>>Danke.<< krächzte diese schwach. >>Felice... Bitte! Was ist da passiert?!<< flehte Lily. Ein Ausdruck der Verzweiflung lag in ihren Augen. Felice schluckte.

>>Darüber kann ich mit dir nicht reden.<<
>>Aber wer hat dir das angetan?! Wer—<< >>Lily<< unterbrach Felice ihre Freundin sanft. >>Es ist nicht so schlimm wie es aussieht, okay? Aber ich bitte dich um einen Gefallen, rede auch weiterhin mit niemanden über diese Narbe und bitte frag mich auch nicht mehr danach. Ich werde dir alles erklären. Irgendwann.<<

Lily nickte. Sie hatte verstanden, dass sie nicht weiter nachbohren durfte, wenn sie wollte das Felice sich ihr eines Tages von selbst anvertraute. >>Tun wir einfach so, als sei überhaupt nichts geschehen.<< >>Das wird nicht so leicht sein... Fast alles Gryffindors haben - du weißt schon was - gestern mitbekommen. Remus ist die halbe Nacht vor dem Krankenflügel auf und ab getiegert, weil er wissen wollte wie es dir geht.<<

Im nächsten Moment kam auch Madam Pomfrey herein. >>Sie sind ja immer noch hier!<< schimpfte sie mit Lily. >>Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Miss Grindelwald Ruhe braucht! Jetzt aber husch, husch! Raus hier.<< mit wedelnden Händen scheuchte sie die rothaarige Gryffindor aus dem Krankenflügel. An der Tür lächelte Lily Felice noch einmal traurig zu, ehe sie verschwand.

Madam Pomfrey machte sich nun seufzend daran, Felice ein letztes Mal zu untersuchen, machte einige Tests mit ihr, stellte ihr Fragen und ließ sie dann kurz vor dem Mittagessen endlich gehen. Felice hatte nur mit dem nötigsten auf die Fragen der Schulheilerin geantwortet. Wie sie sich fühlte, ob sie Schlafprobleme habe, ob sie genug esse und so weiter, und so weiter... Allerdings stellte sie keine einzige Frage zu Felice Narben (dabei hätte sie sie beim untersuchen eigentlich sehen müssen) oder zu dem was letzte Nacht vorgefallen war.

Als Felice die große Halle zum Mittagessen betrat, obwohl sie eigentlich lieber in ihren Schlafsaal verschwunden wäre, wenn ihr Magen nicht so sehr geknurrt hätte, verstummten alle Gespräche entlang des Gryffindor-Tisches und die Blick wandten sich ihr zu.

Mit erhobenem Haupt und gestrafften Schultern, suchte sie sich einen leeren Platz ganz am Ende der Tafel. Nachdem sie sich gesetzt hatte, hob Felice den Kopf nicht mehr, um keinen ihrer Mitschüler oder Lehrer ansehen zu müssen. Verbissen stierte sie auf ihren Teller und stocherte in ihrem Mittagessen herum. Unweit hörte sie einige ihrer Mitschüler tuscheln. Sie hörte dabei ihren Namen fallen und die Begriffe vollkommen durchgedrehte und verrückt. Felice ließ das alles von sich abprallen. Nach weiteren quälend langen Minuten in denen Felice kaum einen Bissen und ihres Corned Beefes runter bekam, trotz ihres Hungers, betrat auch Lily die große Halle. Sie kam direkt auf sie zu gesteuert und setzte sich neben sie. Was eine neue Welle an Tuschelein hervorrief. Felice schwieg, sie wusste nicht was sie hätte sagen sollen. Glücklicherweise, wenn man in solch einer Situation den von Glück sprechen konnte, ergriff Lily das Wort.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt