das zweite Attentat

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 „Diese Absätze sind höher als mein IQ" erklärte ich beim Anblick meiner Schuhe für den Abend. „Und ich mag zwar nicht Einstein sein, aber dumm bin ich auch nicht"

„Pappalap" fiel mir Karina ins Wort. „Diese Schuhe sind auf deine Füße angepasst und die Sole ist Rutschfest. Es kann absolut nichts schief gehen"

Misstrauisch starrte ich die Schuhe an. Sie waren mit dunkelblauem Samt bezogen, und hatten eine Schnalle am Knöchel. Die Absätze waren doppelt so hoch wie sonst, und dünn wie Streichhölzer.

„Sagtest du nicht in dunklen Tönen sehe ich aus wie eine drei mal geschiedene erleinerziehende Mutter von drei Kindern?" fragte ich Karina, in der Hoffnung sie würde ihre Entscheidung noch einmal überdenken.

„Da hast du recht, aber heute ist das genau was wir wollen" Auf meinen fragenden Blick hin erklärte Karina weiter. „Einige Leute waren... nicht erfreut das du so jung heiraten wirst, deshalb müssen wir ihnen heute zeigen wie erwachsen du bist. Und jetzt zieh die Schuhe an"

Seufzend stieg ich in die Schuhe und schloss die Schnallen. Immerhin einen Vorteil hatte dieses Kleid, den es hatte relativ wenig Tüll und erlaubte mir damit etwas mehr Bewegungsfreiheit als die meisten meiner Kleider.

Wenigstens würde ich meine Freunde wiedersehen. Das war den Beginn einer lieblosen Ehe wert. Zumindest redete ich mir das ein.

Ein Meer aus Menschen wartete im Ballsaal. Meine Eltern hatten bereits ihre Ehrenplätze eingenommen, doch ich konnte meine Tante Megan nicht sehen. Bevor ich Zeit hatte genauer darüber nach zu denken kam Dave auf mich zu.

Es war ein Kluger Schachzug den Heiratsantrag an den Anfang der Veranstaltung zu legen, wenn ich noch auf der Empore stand. So konnte jeder es sehen. Und filmen.

Ich hatte mir einen Heiratsantrag immer furchtbar romantisch und emotional vorgestellt, doch als Dave mich fragte, ob ich ihn heiraten wollte fühlte ich nichts. Er hätte genau so gut nach der Uhrzeit fragen können. Nut hätte ich auf die Frage nach der Uhrzeit ehrlich antworten können.

Als ich mit Händen vor dem Gesicht und unter gespielten unter Tränen den Heiratsantrag annahm brach die Menge unter mir in Jubel aus. Ich wusste das meine Mutter nun unechte Tränen mit ihrem Taschentuch abtupfte. Mein Vater würde den vorgefertigten Text darüber, das sein kleines Mädchen erwachsen wurde, aufsagen.

Der Ball nahm seinen Lauf, doch noch immer konnte ich weder Hera, noch Demeter oder Hestia entdecken. Ich wollte meine Eltern fragen, doch immer wenn ich gerade in ihre Nähe gelangt war gratulierte mir jemand und sie wahren wieder verschwunden.

Früh entschuldigte ich mich. Ich sei müde und noch so überwältigt von der Verlobung. Tatsächlich hatte ich einfach keine Lust mehr das mir Fremde zu einer Verlobung gratulierten die ich nicht einmal wollte.

Im Prinzessinenflügel war es still. Kate war schon zu Bett gegangen, und die meisten Bediensteten waren durch den Ball beschäftigt. Nur ich und die Zofe die mir aus dem Kleid half waren hier.

Ich war bereits dabei mich schlafen zu legen, als ein Schrei die Dunkelheit zerschnitt. Der Schrei war schrill und laut, doch bevor ich ihn einordnen konnte wurde er unterdrückt. Etwas, das nach einem Kampf klang. Glas klirrte.

Von Panik erfüllt stolperte ich in das Wohnzimmer, wo ein Junge Kate den Mund zuhielt. In einer Hand hatte er eine Waffe, die er nun auf mich richtete. Sein Finger lag auf dem Abzug, und der Lauf war genau auf mein Herz gerichtet.

Jeden Moment würden die Wachen kommen, das wusste ich. Die meisten waren zwar wegen dem Ball anderswo, doch jemand außer mir musste den Schrei gehört haben. Ich musste ihn nur so lange ablenken. Das würde ich doch schaffen, nicht wahr?

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