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„Du warst lange weg gestern", stellte Hermine am nächsten Morgen beim Frühstück fest.

Und sie hatte damit nicht unrecht. Nach der Begegnung mit Draco war ich tatsächlich noch bei Myrte, um mich zu verwandeln. Um den Schein zu wahren, sollte Harry nachsehen. Und weil es einfach nötig war.

„Warst du dich verwandeln? Oder warst du etwa bei einem Jungen?", fragte Hermine. Ich sah sie sprachlos und schockiert zugleich an. Wie kam sie denn jetzt plötzlich wieder darauf? Ich hatte nie von jemand bestimmtem gesprochen, geschweige denn, mich öffentlich mit wem getroffen, abgesehen von Silvester, wo ich Draco inmitten einer Menschenmenge geküsst hatte.

Mein sprachloser Blick schien Bände zu sprechen, oder ich musste rot angelaufen sein, vielleicht auch beides, denn Hermine rückte plötzlich näher.

„Ich will Details", wisperte sie aufgeregt. Ich musste schlucken, bevor ich antworten konnte. Bloß nicht zum Slytherin Tisch hinüberschauen, beschwor ich mich innerlich wieder und wieder. Sogar Harry und Ron hatten nun innegehalten und musterten mich neugierig.

Ich ließ meinen Blick zwischen allen hin und her schweifen. Es zu leugnen war nun zwecklos, meine Gesichtsfarbe hatte es bereits bestätigt.

„Das ist... privat", erklärte ich schließlich unter größter Selbstbeherrschung und sah Hermine eindringlich an. Vielleicht verstand sie, dass ich es ihr vielleicht von Frau zu Frau sagte, nicht aber vor den Jungs. Und auch dann würde sie niemals seinen Namen erfahren,

Ich würde Draco niemals in Gefahr bringen.

Nun schielte ich doch einmal an Harry vorbei. Genau in diesem Moment sah auch Draco her und sein Blick streifte den meinen. Meine Augen weiteten sich ein wenig, kaum merklich, aber genug, dass Hermine darauf aufmerksam wurde.

„Ach Summer, komm schon!", rief sie frustriert.

„Jaja", erwiderte ich. „Aber das bleibt unter uns Frauen. Damit schien sie vorerst zufrieden.

***

Am Nachmittag wollte ich noch in die Bibliothek. Im Gemeinschaftsraum konnte ich mich weder entspannen noch lernen, zumal ich bemerkte, dass Hermine das Gespräch von heute Morgen fortsetzen sollte.

Draco zu treffen wäre Balsam für meine Seele gewesen, doch Harry hatte die Karte nahezu immer aufgeklappt und sich auch indirekt zur Aufgabe gemacht darauf zu achten, dass mir nichts mehr geschah.
Nicht gerade hilfreich, aber was sollte man machen.

Nun war ich also am Weg in die Bibliothek und kam ausnahmsweise tatsächlich ohne unangenehme Zwischenfälle an meinem Platz in der hintersten Ecke an. Es war schön, dass sich der Tumult und das Getuschel um mich inzwischen schneller legte wie noch am Anfang des Schuljahres.

Es war lange her, dass ich tatsächlich mal ein wenig Ruhe für mich allein gehabt hatte.

***

Wir hatten nie darüber geredet, aber irgendwie war sowohl mir als auch Draco klar, dass das nächste Quidditchtraining der Gryffindors unsere nächste Chance sein könnte, da ich seit dem Unfall nicht mehr im Team war. Und bis dahin sollte es noch zwei Tage dauern. Zwei Tage, in denen ich kaum schlafen konnte.

Nun spazierte ich, wenige Minuten nachdem Harry und Ron verschwunden waren, endlich in Richtung des Raums der Wünsche.

Ich pirschte mich um die letzten Ecken ein wenig leiser, damit ich mich nicht wieder vor irgendjemandem rechtfertigen musste. Auch wenn die Nachtruhe noch lange hin war, war es ein ungewöhnlicher Ort für einen Schüler, allein, in der Freizeit.

Da ich Schritte hörte, linste ich vorsichtig um die letzte Ecke. Und da war er, Draco, und ging nervös vor dem Raum auf und ab. Er war alleine. Ich trat hinter der Ecke hervor, und als sein Blick auf mich fiel, wich der gestresste Gesichtsausdruck einem Lächeln.

„Hi", flüsterte ich, als ich auf ihn zuging.

„Hi", sagte Draco und nahm meine Hand. „Gehen wir?"

Die Frage bedurfte keiner Antwort. Ich sah zu der Wand, wo sich eben die Tür formierte, und dann schritten wir gemeinsam hindurch in den Raum der Wünsche.



Feuer - A Draco Malfoy FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt