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Ich wachte alleine auf, und es war dunkel. Der Platz neben mir war kalt, doch als ich nach Draco tastete, stieß meine Hand auf einen Zettel. Ich schuf eine kleine leuchtende Kugel, anders war die Schrift unmöglich zu lesen.

Mir war bewusst, dass es sich um Dracos Handschrift handeln würde. Als ich die Worte drauf entzifferte, wurde mir jedoch schlagartig kalt.

Summer. Ich tue, was ich tun muss, um unser aller Willen.

Es tut mir so leid, aber es ist Zeit. Ich habe sie hergeholt und werde meine Mission beenden. Ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, ich müsste das nicht tun.
Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. Am liebsten würde ich alles in den Wind schießen und mit dir gemeinsam abhauen, aber ich kann meine Eltern nicht dem Tod überlassen.
Bleib wo du bist, bis sie wieder weg sind. Und dann verschwinde aus Hogwarts.
Ich verspreche, ich werde dich finden, wenn alles vorbei ist. Falls es jemals vorbei ist.
Tatsache ist, ich will, dass du lebst, das ist mir genauso wichtig wie mein eigenes Leben und das meiner Eltern.
Verschwinde von hier, ja? Ich werde dich finden.

Draco.

Tränen brannten in meinen Augen, als ich die Worte las. Es war soweit. Das hier, das war das Ende. Ich schniefte. Das durfte nicht sein, oder doch?

Hatte er es geplant? Es gewusst? Ich schüttelte den Kopf. Ja, er war anders gewesen als sonst, aber war es deswegen gewesen? Weil er wusste, dass es fürs Erste unsere letzte gemeinsame Zeit gewesen war?

Traurig schüttelte ich den Kopf. Er hatte zwar gemeint, dass ich hier bleiben sollte, doch nun war ich wach und konnte unmöglich still hier im Dunkeln verharren, zumal ich nicht wusste, ob sie wieder hierher zurückkamen. Sie kannten diesen Ort bereits, früher oder später würden sie ihn durchsuchen, so viel war gewiss.

Es dauerte eine Weile, bis ich die Tür gefunden hatte. Vorsichtig lugte ich hinaus. Zum Gryffindor Gemeinschaftsraum, beschwor ich mich immer wieder. Ich brauchte nicht viel, doch ich konnte nicht ohne alles abhauen, denn ich hatte nichts. Keinen Ort, wo ich hinkonnte, keine Person, die mich aufnahm.

Er war weg. Er musste seine Rolle spielen, dass niemand zu Schaden kam, und das bedeutete auch, dass er sich von mir fernhalten musste. Es war besser so, sowohl für ihn als auch für mich.

Und doch schnürte mir die Trauer die Kehle zu, gemeinsam mit einer ordentlichen Ladung Angst und Verzweiflung. Ich konnte kaum klar denken.

Bald hatte ich es geschafft, bald war ich dort, dachte ich noch. Doch ich sollte niemals ankommen. Auf dem Weg rannten mir Hermine, Luna und ein paar andere entgegen und fingen mich ab.

„Oh Summer, dir geht es gut", flüsterte Hermine erleichtert. „Ich dachte, sie hätten dich schon... egal. Wir müssen etwas tun, wir müssen Harry helfen und Dumbledore. Die Todesser, sie sind in Hogwarts!"

In meinen Augen spiegelte sich Entsetzen, wenngleich ich noch viel schockierter gewesen wäre, hätte ich es nicht bereits gewusst. Also folgte ich Hermine, die von meinem Wissen nichts mitbekommen hatte. Weg vom Gryffindor Quartier. Weg von meinem Fluchtplan.

***

„Stupor!"

„Crucio!"

Flüche donnerten durch den Raum, in dem wir uns befanden. Es war dunkel, wir konnten kaum etwas erkennen. Immer wieder schrie jemand gequält auf und die meisten Stimmen waren jung.

Ich war in Panik. Waren wir umzingelt? Wie viele waren noch auf den Beinen? Wann immer ich ein fremdes Gesicht durch die Dunkelheit blitzen sah, warf ich einen Schwall Feuermagie auf denjenigen. Um mich mit Sprüchen zu befassen, war ich viel zu panisch, ich konnte mich nicht konzentrieren.

Wir mussten hier lebend rauskommen, wir mussten es schaffen. Und Harry musste es schaffen, wenn er derjenige war, der Voldemort besiegen konnte.

Wir waren auf halbem Weg zu ihm auf eine Gruppe Todesser gestoßen, welche offensichtlich den Weg bewachten, ein klares Zeichen, dass wir dort hindurch mussten.

Plötzlich erhellte jemand den Flur und ich konnte sehen, wie stark wir in der Unterzahl waren. Viele von uns waren bereits gefangen gehalten, die wenigsten standen noch frei.

Dann erlosch das Licht wieder unter einem Schrei. Das wars, es war genug. Ich rief mir das Bild in Erinnerung, wie die Menschen gestanden waren und bündelte meine Kraft. Kurz begann ich zu glühen, was die meisten Leute innehalten ließ, egal von welcher Seite. Dann warf ich mit einem Schrei Magie auf all jene, deren Position ich noch in Erinnerung hatte.

Das aufkeimende Entsetzen zeugte von meinem Erfolg, genauso wie der darauffolgende Jubel. Ich merkte, wie unsere Leute sich befreiten und rannten, ein paar flohen, ein paar machten weiter. Ich nahm die Flucht niemandem übel, es war mehr als selbstverständlich.

Kurz stand ich atemlos da und versuchte mich zu erholen. Ich wusste nicht, wo alle hinwollten, ich war zu spät dazugestoßen, um vom Plan zu erfahren.
Wäre ich augenblicklich gefolgt, wäre das Nächste vielleicht nicht passiert.

„Crucio!", schallte es ein weiteres Mal durch den Raum und ich kreischte auf, als mich unvorstellbare Qualen einholten. Ich fiel zu Boden und krümmte mich zitternd und zuckend, während ich neben mir eine Männerstimme beinah unheimlich lachen hörte.

Ansonsten war es still, die anderen waren weg.

Und ich war allein hier, mit diesem Irren.


Feuer - A Draco Malfoy FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt