30. Zurück in die Hölle

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Wie sie da lebend rauskamen, konnte Felice im Nachhinein nicht mehr sagen. So wütend hatte sie Professor McGonagall noch nie gesehen.

>>Was haben Sie beide, mitten in der Nacht, in der Bibliothek zu schaffen gehabt?!<< aufgeregt war sei in ihrem schottengemusterten Morgenmantel vor ihnen auf und ab geschritten, die Lippen zu zwei schmalen Strichen zusammengepresst.

>>Mister Lupin, der Schulleiter und ich habe Sie zum Vertrauensschüler gemacht, damit Sie die Herren Black, Potter und Pettigrew unter Kontrolle bringen! Und nicht um Ihre Mitschüler noch weiter anzustacheln!<< donnerte sie drauf los.

>>Professor es war meine Schuld!<< Felice trat einen Schritt vor. >>Ich hatte etwas in der Bibliothek vergessen gehabt und Remus ist hinter mir her, um mich an die Ausgangssperre zu erinnern, dabei wurden wir versehentlich eigesperrt.<<

Argwöhnisch sah McGonagall Felice an und ließ sich an ihrem Schreibtisch nieder. Die Vene auf ihrer Stirn pochte vor Wut. >>Und was ist mit Ihren Zauberstäben? Hätten Sie sich damit nicht befreien können?<<

>>Die haben wir im Gemeinschaftsraum vergessen.<< log Felice einfach weiter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

>>Mister Lupin, ist das wahr?<< Remus sah Felice immer noch verblüfft an, dass sie den Kopf für ihn hinhielt, diese jedoch beachtete ihn gar nicht.
>>Ja, Professor.<< sagte er schließlich.

>>Zwanzig Punkte Abzug für jeden von Ihnen! Und jetzt zurück in die Schlafsäle! Sie kommen morgen nochmal vorbei, um sich Ihre Strafarbeiten abzuholen.<<

Sie begann in einigen Pergamenten auf ihrem Tisch herum zu wühlen und sich etwas zu notieren. >>Na los! Gehen Sie!<<

Felice war schon aufgesprungen und zur Tür geeilt, aber Remus blieb noch im Türrahmen stehen und zögerte.

>>Sonst noch was, Mister Lupin?<< McGonagall sah ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an. >>Professor? Sie wissen das Felice lügt?<<

>>Bezüglich dessen weshalb Sie in der Bibliothek waren? Ja. Miss Grindelwalds Schreie waren bis hier hin zu hören. Wollen Sie es mir vielleicht erklären?<< Erwartungsvoll lehnte sie sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück.

>>Ich glaube das muss ich gar nicht, Professor.<< gab Remus zurück. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei so mit seiner Hauslehrerin zu sprechen.

>> Ich habe sie gesehen, die Narbe. Und auch das was sie darstellt. Sie und Professor Dumbledore waren bei ihr, als Felice im Krankenflügel lag. Sie wissen längst Bescheid.<<

Auf einmal wirkte die Professorin entsetzlich müde. Sie rieb sich über das Gesicht und massierte sich dann die Nasenwurzel. >>Sie sind doch viel klüger als ich bisher dachte... Sie sollten jetzt ins Bett gehen und ich erwarte von Ihnen, dass sie kein Wort über diese Narben gegenüber Ihren Freunden fallen lassen und auch nicht gegenüber Felice Grindelwald, Remus. Ich vertraue Ihnen.<<

Wütend betrat Felice wieder den Gemeinschaftsraum. Es war keiner mehr da, außer Lily die gemeinsam mit Potter, Black und Petigrew am Kamin saßen und sich unterhielten.

>>Meinen Zauberstab.<< forderte sie und streckte die Hand aus. Verdutzt gab Lily ihn ihr >>Was—<< aber Felice hatte sich schon umgedreht und war die Treppe hinauf gestürmt.

>>Scheint ja nicht so gut gelaufen zu sein...<< stellte Black trocken fest.

>>Ach was du nicht sagst! Ihr verdammten Idioten was habt ihr euch dabei gedacht?! Lily wenigstens von dir—Wo ist sie?<<

Remus war nun ebenfalls in den Gemeinschaftsraum gekommen. Demonstrativ schmiss Felice ihre Zimmertür zu, sodass Gwenog und Alice die eigentlich bereits schliefen aus ihren Betten aufschreckten.

Felice ließ sich in ihr Bett fallen und als Lily wenig später in den Schlafsaal kam, stellte sie sich schlafend.

>>Hab ja gleich gesagt das kla- ah- appt nicht...<< gähnte Gwenog, bevor sie sich selbst wieder umdrehte und weiterschlief.

———

Die Wochen verflogen und Weihnachten stand nun kurz bevor. Gryffindor hatte am letzten Wochenende noch eine harte Niederlage gegen Hufflepuff einstecken müssen, alles hing vom letzten Spiel kommenden Frühling gegen Slytherin ab, wenn Gryffindor nicht Tabellenletzter werden wollte.

Felice hatte ihren Freunden immer noch nicht verziehen, dass sie sie und Remus eingesperrt hatten. Remus hatte die Narben gesehen und er war klug genug zu wissen was sie bedeuteten! Deshalb redete Felice mit keinem mehr von ihnen, sondern konzentrierte sich vollkommen auf den Unterricht.

Weihnachten stand nun bevor und morgen würde der Zug abfahren der alle Schüler, die Weihnachten nicht in Hogwarts verbringen wollten, wieder nach King's Cross brachte.

Unter ihnen würde auch Felice sein. Ihr Vater hatte ihr geschrieben, dass er ihre Anwesenheit in Elder Hall, dem Hauptsitz der Familie der sich in Brighton befand, wünschte. Sprich, er wollte, dass sie kam, also hatte sie zu gehorchen.

Ihr graute es davor Weihnachten Zuhause verbringen zu müssen... Sie kehrte zurück in die Hölle.

Astor würde nicht dort sein. Er befand sich ja ausschließlich in Grindelwald Manor, dem Sommersitz der Familie, auf dem Europäischen Festkontinent.

Allein verbrachte sie die gesamte Fahrt zurück nach London in einem Abteil, denn sowohl Lily, als auch Gwenog, Alice, Sev und die Rumtreiber blieben über die Ferien in der Schule.

Spätabends erreichten sie endlich London.

Felice Atem kringelte sich in weißen Rauchwölckchen in den Himmel. Zitternd zog sie ihren warmen Winterumhang fester um sich herum.

>>Felice Astoria.<< sprach sie eine Stimme, die kälter war als die Luft von hinten an.

>>Malfoy<< gab sie zurück und drehte sich um. Jetzt konnte sie in das blasse Gesicht von Lucius Malfoy sehen, der sie mit einem überheblichen Blick bedachte.

Merlins Bart! Wie sehr sie es hasste ihn zu sehen. So wie er dastand, mit seinem weißblondem Haar und den kalten grauen Augen. Jetzt nach dem Angriff hasste sie ihn noch mehr als vorher.

Malfoy war, bis Felice in die dritte Klasse kam, ebenfalls auf Hogwarts gewesen. Nun war der ehemalige Slytherin einer der Speichellecker Felice' Vater und neuer Todesser Anwärter.

>>Schickt mein Vater dich, seinen Schatz und Erben abzuholen?<< fragte sie gelangweilt.

Bedrohlich kam er einen Schritt auf sie zu >>Vorsicht! Ich an deiner Stelle empfände es als eine Ehre, aus der Blutlinie eines so großen Zauberers zu stammen! Dein Vater wird gar nicht gern hören wollen, wie du über deine Familie sprichst...<< flüsterte er.

Malfoy tat zwar so als sei er wichtig, aber Felice war sich relativ sicher, dass ihr Vater nicht einmal seinen Namen kannte und ganz bestimmt würde Malfoy es nie wagen, das Wort an den großen Corvus Grindelwald zu richten.

>>Bist du bereit?<< fragte er sie und hielt ihr seinen Arm hin.

>>Habe ich eine andere Wahl?<< antwortete sie mit einer Gegenfrage und hakte sich bei ihm unter.

>>Wenn dein Vater dabei ist, bist du nicht mehr so mutig, habe ich recht?<< er zog eine Augenbraue nach oben und verzog das Gesicht, als sei er von ihrem Anblick angewidert.

Im nächsten Moment auch schon dissapparierten sie.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt