Remember

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Die Tür schließt sich lautstark aufgrund des Windes draußen. Ich zucke zusammen und sehe nervös ins Wohnzimmer, bereits darauf vorbereitet angeschnauzt zu werden. Doch niemand sagt etwas und auch das Wohnzimmer ist leer. Ich hole mein Handy raus und schalte das Display ein. 17:06. Seltsam, dass er nicht hier ist.

"Oppa? Bist du da?", rufe ich in die ungewöhnliche Stille der Wohnung. Keine Antwort. Ich ziehe Jacke und Schuhe aus und lege meine Tasche vor meine Zimmertür. Mein Blick wandert zum Kalender, welcher in der Küche an der Wand hängt. Vielleicht steht da ja was über seinen Aufenthalt.

Langsam laufe ich rüber in unsere kleine Küche und sehe mir die Termine der nächsten Tage an. Nicht gerade viele, wir schreiben fast nie irgendwas auf, dass hat sonst immer...Eomma gemacht....

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich mich an ihr ständiges Gemecker erinnere. Räumt dies auf, macht dies, macht das. Typisch Mutter eben. Und unser Vater stand immer nur daneben mit einem schiefen Lächeln. Ich vermisse die beiden. Es ist nun zwei Jahre her seit dem Unfall. Mein Vater starb sofort, meine Mutter überlebte hatte allerdings starke Verletzungen. Sie hätte vielleicht noch überleben können, doch sie schien dies nicht zu wollen. Als ich und mein Bruder sie am nächsten Tag im Krankenhaus besuchen wollten, wurden wir vor ihrem Zimmer abgefangen. Sie hatte sich die Infusion raus gezogen und starb über Nacht. Seit dem sind es nur noch ich und mein Bruder.

Zurück zum eigentlichen Thema, wo genau ist mein Bruder? (B/N) ist normalerweise schon Zuhause um diese Uhrzeit. Ich meine er hat natürlich auch sein eigenes Leben, aber hätte er nicht Bescheid sagen können? Wobei vielleicht hat er das und ich habe mal wieder nicht zugehört...Egal.

Ich gehe rüber zu meinem Zimmer, hebe meine Tasche auf nur um sie dann wieder, sobald ich drinnen bin auf den Boden zu schmeißen. So wie jeden Tag lasse ich mich auf mein Bett fallen und liege dort einige Zeit und denke nach, über schöne Erinnerungen mit meinen Eltern, bis ich dann irgendwann realisiere, dass ich nie wieder so etwas erleben werde. Und das ist der Punkt an dem ich es nicht mehr aushalte und die Tränen anfangen mein Gesicht herunter zuströmen. Meistens schlafe ich dann einfach aus Erschöpfung ein.

Ein Vibrieren lässt mich in meiner Bewegung inne halten. Habe ich mir das eingebildet? Erneut dieses Geräusch. Mein Blick wandert zu meinem Handy, welches noch in meiner Tasche liegt. Schon wieder ertönt dasselbe Geräusch, dass auf eine Nachricht hinweist. Leise stöhnend richte ich mich auch und fahre mir mit der Hand durch meine (H/L) (H/F) Haare.

Ich hole das Handy aus meiner Tasche und setze mich wieder auf mein Bett. Ich schalte das Display an und tippe auf das Symbol für meine Nachrichten.

Oppa: Hey warte nicht auf mich! Ich bleibe heute etwas länger. Weiß noch nicht wann ich wieder da bin.

Oppa: Und bitte mach dir was zu essen!

Oppa: Bitte! Zumindest ein bisschen...

Ich lese mir die drei Nachrichten meines Bruders durch antworte jedoch nicht. Ich senke meinen Blick und bemerke, dass auf meinem Arm noch immer Namjoons Nummer steht. Ein paar Zahlen sind bereits ein wenig verwischt, noch ist allerdings alles entzifferbar.

Ich erstelle einen neuen Kontakt und speichere seine Nummer ab bevor sie ganz von meinem Arm verschwindet und ich sie vergesse.

Ich tippe auf den neuen Kontakt und überlege für eine Weile, wie ich ihn am besten anschreibe. Warum will ich ihn eigentlich anschreiben?

(V/N): Hey Namjoon! Ich wollte mich noch ein mal bedanken, wegen heute. Ich glaube Jungkook hätte nicht ohne deine Hilfe locker gelassen...Also vielen Dank!

Ich schick die Nachricht ab und gehe zurück zu meiner Kontaktliste und suche nach der Nummer von meinem neuen 'Freund' dem Narzissten Jin. Ich stöhne auf, als ich seinen Kontaktnamen sehe. Das ist jetzt nicht sein ernst oder? Er hat sich natürlich als 'Worldwide Handsome' eingespeichert. Ich hätte ihm nicht mein Handy geben sollen. Schnell ändere ich seinen Namen zu 'Narzisst'. Das ist schon viel besser.

Eine Weile lang sitze ich einfach nur da und überlege, ob ich ihn wirklich anschreiben soll. Ich meine ich will nicht mit ihm befreundet sein, aber ich muss zugeben, dass eine Unterhaltung mit ihm nicht die schlimmste ist. Noch bevor ich mich dazu entschließen kann eine Nachricht an ihn zu verfassen, vibriert mein Handy. Namjoon hat geantwortet.

Namjoon: Hi! Du brauchst dich doch nicht zu bedanken, schließlich war Jungkook im Unrecht. Du hattest im wahrsten Sinne nichts getan. Du hast mir einfach Leid getan. Wie gesagt falls nochmal etwas sein sollte schreib mir. 

Obwohl ich ihn bis jetzt nur einmal richtig gesehen hatte, war sein Lächeln bereits in meinen Erinnerungen verankert. Vielleicht lag es auch daran, dass es mich so an das schiefe Lächeln meines Vaters erinnerte. Auch seine fürsorgliche Art ließ Erinnerungen aufkommen. Und ehe ich mich versah liefen die Tränen. Doch am heutigen Tag fühlte sich mein Herz nicht ganz so schwer wie sonst an.


Jump (Jungkook x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt