Selbstüberschätzung

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Kiba:

Erschöpft saßen wir im Gras und schnauften uns die Seele aus dem Leib. Gestern hatte ich noch gesagt, dass ich mich langsam an Kurenais Training gewöhnt hätte, was ich nun jedoch bereute. Kurenai schien einen sechsten Sinn dafür zu haben. Tora die Glückliche war krank und konnte daheimbleiben. Zugegeben war ich gerade schon ein bisschen neidisch. Jedoch wenn ich mich an den gestrigen Tag erinnerte, wie sie mitten im Training zusammengebrochen war, vollkommen erschöpft und ausgelaugt, zu diesem Zeitpunkt hätte ich um keinen Preis an ihrer Stelle sein wollen.

Ehrlichgesagt, war sie die erste Person, bei der ich nicht wusste, was ich von ihr halten, oder wie ich zu ihr stehen sollte. Der verlorene Kampf im Schulhof hing mir noch immer nach. Und das würde er vermutlich noch eine ganze Zeit. Sie hatte meinen Stolz verletzt, mich vor den Augen aller anderen besiegt. Heute jedoch würde sie das nicht mehr so einfach schaffen, denn auch ich war stärker geworden. Zum Teil auch Dank Kurenais hartem Training. Einerseits war ich auch wirklich froh darüber, denn das ließ mich immer stärker werden und härter trainieren. Und Akamaru natürlich auch.

Ein Schatten fiel über uns. Kurenai hatte sich leicht hinuntergebeugt und musterte unsere erschöpften Gestalten mit prüfenden Blick. Der Ausdruck in ihren Augen erinnerte mich an den eines Adlers, kurz bevor er zum Sturzflug ansetzte um sich die Maus zu schnappen. Und momentan waren wir drei die Mäuse. Aber zurückzucken würde ich dennoch nicht, es brauchte schon etwas mehr um mich, Kiba Inuzuka, einzuschüchtern.

Mit verschränkten Armen lehnte sie sich wieder zurück und sah in den Himmel. Erschöpft richtete ich meinen schmerzenden Körper auf und beobachtete meinen Sensei. Mit einem Mal wirkte sie furchtbar abwesend. Ihr Blick schweifte in die Ferne und schien auf keinen direkten Punkt fixiert zu sein. So war sie fast nie. Möglicherweise hatte sie etwas entdeckt oder ihr war etwas Wichtiges eingefallen. Persönlich wäre ich für letzteres, denn ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht und sie wandte den Kopf wieder in unsere Richtung.

„So. Das war es für heute. Ihr könnt gehen."

Überrascht sah ich sie an. So früh schon? Es war gerade einmal kurz nach Mittag. Ungewöhnlich für Kurenai um diese Zeit das Training zu beenden.

„Ich muss nun zum Hokage. Es gibt eine wichtige Versammlung, zu der ich gehen muss."

Zum Hokage also. Anscheinend war es wirklich wichtig. Was das wohl für ein Treffen war? Aber Kurenai würde uns sicherlich davon berichten. Das hoffte ich zumindest.

Auf dem Weg zurück ins Dorf kam uns Tora entgegen. Sie sah allemal besser aus, als gestern, doch noch immer schien sie nicht ganz fit zu sein. Ihre Haut war noch immer recht blass und ein wenig roch sie noch nach Krankheit, doch der Geruch war nicht dünn und nur erkennbar, wenn ich ganz genau war.

„Sensei Kurenai. Was machen Genin aus Suna bei uns im Dorf?"

Shinobi aus Suna? Hier bei uns? Vermutlich irgendeine Mission durchführen. Aber Moment mal ... Genin? Kurenais Stirn legte sich in Falten.

„Dachte ich es mir doch, dass schon einige von ihnen hier angekommen sind", sagte sie und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

„Sensei?" Tora schien verwirrt. Genauso wir Shino, Hinata und ich.

„Ach egal. Wenn ihr schon einmal hier seid, kann ich es euch auch gleich sagen. Bei diesem Treffen, dass ich heute habe, möchte ich euch vier für die Chuninauswahlprüfung nominieren. Ihr vier habt in all der Zeit, die ich nun schon mit euch verbracht habe hervorragende Fortschritte gemacht, weswegen ihr euch das auch sehr verdient habt."

„H-heißt das, wir können mithilfe dieser Prüfung bald Chunin werden", fragte Hinata und ihre hellen Augen begannen erfreut zu glänzen. Auch mich durchfuhr die Aufregung. Eine große Chance für mich und Akamaru, der Welt zu zeigen, was wir konnten. Ich würde...

„Ihr werdet als Team dort antreten, deshalb vertraue ich darauf, dass euer Teamwork tadellos funktionieren wird." Scharf musterte sie uns, dann fiel ihr Blick auf Tora und mich. Schon verstanden, sie setzte darauf, dass ich der Braunhaarigen nicht an die Kehle ging und andersrum. Ich würde mich ja zusammenreißen könne, aber ob Tora das auch konnte, war die andere Frage. Ein schiefer Blick in ihre Richtung bestätigte mir, dass sie mich nachdenklich beobachtete. Anscheinend ging ihr ähnliches wie mir durch den Kopf.

Jedoch war ich mir bei einem sicher. Ich würde Tora zeigen, dass Akamaru und ich inzwischen viel stärker als sie geworden waren, sie würde sich auf was gefasst machen können. So viel war sicher.

Tora:

Nachdenklich lief ich durch Konohas Gassen. Die Auswahlprüfung spukte mir noch immer im Kopf herum. Natürlich war die Aussicht, vielleicht bald ein Chunin zu sein, schön und verlockend. Aber wir würden nicht die Einzigen sein, die an dieser Prüfung teilnahmen. Einen Vorgeschmack auf unsere potenziellen Gegner hatte ich ja schon bekommen.

Die Genin aus Suna schienen recht begabt zu sein. Der eine ein Puppenspieler, der andere besaß die Fähigkeit Sand zu kontrollieren... Das schienen sehr anspruchsvolle Gegner zu sein. Dieser Gaara verfügte außerdem über eine großes Chakra und eine starke Kontrolle. Vor ihm würde ich mich in der Prüfung in Acht nehmen müssen, so viel stand fest.

Das Mädchen wusste ich noch nicht einzuschätzen. Aber bald schon würde ich mehr über sie herausfinden können und dann womöglich auch in der Lage sein ihre Stärken und Schwächen, vor allem letzteres zu erkennen. Ja, dieser Plan erschien mir am einfachsten.

Nur, dass ich leider noch nicht wusste, wie diese Prüfung aufgebaut war. Aber das war ja auch der Sinn der Sache, sonst würden wir uns auf die Aufgaben vorbereiten können und somit eher wenig Schwierigkeiten haben. Nachdenklich zwickte ich mir in die Nase. Eins war jedoch sicher. Ein Kampf würde dabei sein. Denn wer auch immer uns prüfte, würde nicht nur unsere theoretischen, sondern auch die praktischen Fähigkeiten wissen wollen.

Mittlerweile befand ich mich inmitten der ganzen Marktstände. Nicht weit von mir befand sich auch der von Daichi. Ich riskierte einen Blick auf die verlockenden, im Sonnenlicht glänzenden, roten Äpfel. Schon beim hinsehen lief mir das Wasser im Mund zusammen. Wenn ich doch nur...

Nein Tora! Deine Zeit als Diebin ist aus und vorbei. Nix mehr mit stehlen. Basta. Du bist jetzt ein Genin und willst das Vertrauen, dass der Hokage in dich gesetzt hat doch nicht missbrauchen oder? Ich schüttelte den Kopf. Diese Zeit war vorbei, wenngleich ich noch immer ein wenig brauchte um mich daran zu gewöhnen.

Aus dem Augenwinkel sah ich eine dunkle Gestalt, welche sich nahe von Daichis Stand aufhielt. Sie schien heftig mit dem Händler zu diskutieren.

Neugierig wandte ich mich gänzlich um und erkannte den Genin aus Suna, Kankuro wenn ich mich recht erinnerte und stritt aufs heftigste mit Daichi. Das Gesicht des Händlers war vor Zorn und Empörung stark gerötet.

„Was soll das heißen zwölf Ryou für einen einzigen Apfel, sie alter Geizkragen. Davon würde ich in Suna drei Stück bekommen."

Oha. Daichi hatte die Preise also um drei Ryou erhöht. Der Kerl wurde immer gieriger. Schade, dass ich ihn nicht mehr ärgern konnte. Wie gerne würde ich nun zu seinem Stand schleichen und unbemerkt einige Äpfel klauen. Es war zu verlockend dem Händler erneut eins auszuwischen.

„Junger Mann ... entscheiden sie sich. Entweder sie kaufen jetzt ein paar Äpfel oder belassen es. Wenn sie weiter meine Preise anzweifeln, dann hole ich ein paar Jonin, mit denen sie das dann absprechen können ... he ... was soll das ..."

Ich stutzte. Moment mal.

„HALTET DEN DIEB! MEINE ÄPFEL, OH MEINE SCHÖNEN SAFTIGEN ÄPFEL!"

War der denn verrückt geworden? Mitten auf dem Marktplatz, wo jeder ihn sehen konnte. Wie von der Tarantel gestochen raste der Genin in meine Richtung, einen wütenden Daichi dicht auf den Fersen. Ich grinste bei dem Bild das sich mir bot. Doch sie würden Kankuro erwischen, soviel stand fest. Es sei denn ... ich würde eingreifen. Denn allein schon der Gedanke daran dem geizigen Händler somit auch eins auswischen zu können, ließ Genugtuung in mir aufsteigen.

Vorfreudig rieb ich mir die Hände. Das würde ein Spaß werden.


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