Kapitel 30

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12.August 1994

Mollys Reinplatzen in unsere gerade sehr intim werdende Situation in der Speisekammer hat uns beiden so einen gehörigen Schreck eingejagt, dass wir seitdem nicht noch einen Versuch gestartet haben. Am Tag danach musste ich auch schon wieder Heim, was die Chance für mögliche Versuche sowieso ziemlich eingrenzte.

Am Montag bin ich nach fast drei Wochen wieder zu den Weasleys gekommen, Arthurs Überraschung steht noch an, zu der Hermine, Harry und ich, herzlichst eingeladen, nacheinander in den letzten Tagen eingetrudelt sind. Harry heute als letzter.

Es ist Mittwoch Abend und wir sitzen in der Küche der Weasleys zusammen. Es ist ziemlich voll hier, da sich auch die ältesten Weasley Söhne, Bill, Charlie und Percy hier eingefunden haben. „Du arbeitest echt mit Drachen?" Charlie nickt. „Aber ist das denn nicht gefährlich?", frage ich ihn weiter. Er lacht auf und zieht seinen Ärmel ein Stück hoch. Es kommt eine fiese Brandnarbe zum Vorschein. „Ewh.. Okay.." – „Wenn man weiß, was man tut, ist es nicht gefährlicher als Fliegen.", zwinkert er mir zu. „Berufsrisiko", fügt er mit einem Blick auf meinen Gesichtsausdruck hinzu. Er lächelt mir zu und wird dann von Percy in ein Gespräch verwickelt. Es gibt Suppe und ich rühre mit meinem Löffel darin herum. Ich mag die beiden ältesten Weasley-Söhne. Sie sind wirklich nett und cool.

„Den Zopf sollte man abschneiden!", beschwert sich Molly gerade über die Frisur ihres ältesten Sohnes Bill, der seine Haare in einem Pferdeschwanz zusammengebunden trägt. Er sieht ein bisschen aus wie ein Rocker, wahrscheinlich hört er auch dementsprechende Musik. „Ich mag die Frisur.", grinse ich leise zu Bill gewandt und stecke mir dann schnell den Löffel in den Mund – was ein Fehler war, denn die Suppe ist verdammt heiß!

„Wo bleiben denn die anderen?", erkundigt sich Hermine mit einem Blick auf den Kamin und schaut dann auf die Uhr. Als hätte man sie gehört, purzelt erst George und dann Fred aus dem Kamin und fangen prompt an, zu lachen. Ich erhebe meinen Blick und muss direkt lächeln. „Wenn man vom Teufel spricht...", gluckst sie. Die Zwillinge kommen an den Tisch. „Suppe?", fragt ihre Mutter sie und hält schon einen vollen Teller in der Hand bereit. Fred nimmt ihr den Teller ab und George wartet auf seinen.

Dann kommt Harry plötzlich aus dem Kamin gestolpert. „Ahhh.." George nimmt den Teller nicht an, den seine Mutter ihm hinhält, sondern geht schnurstracks auf den eben angekommenen zu. „Und?", fragen er und Fred gleichzeitig. „Hat es gewirkt?" – „Was habt ihr ihm da gegeben? Seine Zunge ist Meter lang geworden!", zischt Harry. „Gibt es Probleme?", fragt Molly und lugt zu den dreien herüber. „Nein, Mom.", antworten die Zwillinge im Chor. Doch die gibt es.

Nachdem Mr. Weasley wie aus dem Nichts in der Küche auftaucht und er seiner Frau erzählt, was mit Dudley, Harrys Muggel Cousin passiert war, wird die so wütend, wie ich sie noch nie erlebt habe. Es geht um Toffees und meterlange Zungen, aber genau will ich es nicht wissen und so folge ich Hermine, Ginny und Bill aus der Küche ins Wohnzimmer. Bei diesem Streit will ich kein Zuschauer sein – im Wohnzimmer bekommt man eh schon genug mit.

Mit roten Köpfen kommen sie später zu uns ins Wohnzimmer und schauen grimmig drein. Fred setzt sich auf die Lehne meines Sessels. Ich schaue besorgt zu ihm auf. „Was ist passiert?", frage ich und er schürzt die Lippen. „Würgzungen-Toffee.", murmelt er. „Was für Dinger?", meldet Hermine sich zu Wort. Würgzungen-Toffees sind eine von vielen Erfindungen der Zwillinge. Sie wollen einen Scherzartikel-Laden eröffnen und ganz groß damit rauskommen. Das wäre zumindest ihr größter Traum. Hermine nickt, als George ihr erklärt, um was es sich dabei handelt. „Und wie kann man das rückgängig machen?", fragt sie mit erhobenen Augenbrauen. „Das ist noch ein wenig das Problem dabei.", murmelt Fred und ich muss grinsen. „Naja, zumindest klappen die Toffees schonmal." Fred lacht auf. „Oh ja, und wie sie funktionieren." Er holt etwas aus seiner Tasche. „Toffee?", ich lehne ab. „Oh nein, vergiss es.", lache ich und schiebe seine Hand weg. „Wer nicht will, der hat schon.", lacht er und steckt sich das Bonbon in den Mund. Es ist tatsächlich nur ein ganz normales Sahne-Toffee. Als er sich nach vorne lehnt, fallen mir Eiterbeulen auf seinem Nacken auf. „Fred, was hast du da?", frage ich und will den Rand seines T-Shirts ein Stück runterziehen, um mir die Sache genauer anzugucken. Doch ehe ich danach greifen kann, zieht er meine Hand weg. „Nichts.", sagt er schlagartig und hält meine Hand fest. „Okay...", murmle ich und entziehe ihm meine Hand unsanft. „Später...", sagt er leise, um mich zu beruhigen und ich nicke.

Wenig später zieht Fred mich in das Zimmer der Zwillinge und schließt schnell die Tür hinter uns. „Verrätst du mir jetzt...", setze ich an und stoppe dann, als er auf einmal sein T-Shirt auszieht. „Eh...", mache ich und starre ihn an. „Was...?" murmle ich verlegen und Fred lacht. „Freu dich nicht zu früh." Er dreht sich mit dem Rücken zu mir. „Ehhwww... Fred... Das.. sieht ja schrecklich aus. Sag nicht, das macht eine eurer Süßigkeiten?" Sein Rücken ist voller sehr ekeliger großer und kleiner Eiter-Beulen und Pickel bedeckt, die alles andere als natürlich aussehen. Ich verziehe das Gesicht und Fred dreht sich wieder zu mir um. „Leider ja." Er nickt in Richtung einer großen Kiste. „Nur das Gegenmittel hilft noch nicht so richtig." – „Fred das ist echt widerlich." Er lacht auf. „Glaub mir, es gibt schlimmeres. Du solltest George mal sehen." – „Ich glaub nicht, dass ich das will.", lache ich zurück. „Wahrscheinlich nicht.", gluckst Fred. „Auf jeden Fall wissen wir noch nicht so recht, wie wir das loswerden." Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Habt ihr Frauen für sowas nicht eigentlich immer irgendeine Lösung?" – „Warte mal..." Ich laufe aus der Tür, hoch in Ginnys Zimmer und krame in meiner Tasche nach einer kleinen Flasche, mit der ich dann wieder zurück zu Fred eile. Leise schließe ich die Tür hinter mir und blicke einen verdutzten Fred an. „Ich hab jetzt nicht erwartet, dass du direkt aufspringst", lacht er. „Tjaa... Setz dich mal." Ich deute auf sein Bett. „Was hast du vor?" – „Wie du schon meintest, Frauen haben immer eine Lösung.", grinse ich. „Ich hab zusammen mit Hermine mal was zusammengebraut, als die Pickel nicht aufhören wollten, zu sprießen.", erkläre ich ihm. „So ne Mischung aus Muggelzeug gegen Pickel und ein paar Tropfen von diesem und jenem aus den Vorratsschränken von Hogwarts." Er nickt. „Und das soll helfen?", fragt Fred und setzt sich auf die Bettkante. „Hab ich irgendwo einen Pickel im Gesicht?", frage ich mit hochgezogener Augenbraue und er grinst. „Sag einfach nichts.", lache ich und knie mich hinter ihn aufs Bett. „Kann sein, dass es was brennt.", meine ich, als ich gerade ein paar Tropfen auf die erste Beule träufle. Fred zuckt zusammen. „AU, EMILIA!" – „Halt still." – „Das brennt." – „Sei kein Mädchen." – „Ihr Frauen seid Monster!" Ich lache. „Hab ich ein Eitergebirge auf dem Rücken, oder du?" Er stammelt etwas, antwortet aber nicht darauf. „Frauen haben aber tatsächlich eine sehr sadistische Veranlagung, wenn es um ihr Äußeres geht. Ich sage nur Wachs." – „Wachs?" – „Wenn du willst kann ich dir das später demonstrieren", grinse ich. „Lieber nicht." Er zuckt zusammen. „Boah Fred, das is so verdammt ekelhaft!", lache ich und verziehe das Gesicht, als die Beule sich zusammenzieht und eine kleine Narbe bleibt. „Bringt es zumindest was?", fragt er mit zusammengepressten Zähnen. „Halt einfach still." Er zuckt immer wieder zusammen, als ich seinen Rücken tropfenweise mit der Tinktur bedecke. Ich gucke auf, Fred betrachtet das ganze gespannt im Spiegel an der Wand gegenüber. Er schenkt mir ein Lächeln und zuckt dann wieder.

„Fertig." Ich begutachte mein Werk. Alle Eiterbeulen sind verschwunden, kleine Narben sind noch zu sehen, aber die sollten nach ein paar Tagen auch weg sein. „Echt jetzt?", fragt er und versucht, seinen Rücken zu betrachten. Er dreht sich mit dem Rücken zum Spiegel und verrenkt sich, sodass er volle Sicht auf seinen Rücken hat. „Verdammt, Emilia!" Er schaut mich entsetzt an. Nicht gut? „Du bist die Beste. Man, das muss ich George zeigen. Du musst mir diese Rezeptur geben! Das ist Fabelhaft!", lacht er und ich verschließe die kleine Flasche rechtzeitig, bevor Fred mich an sich zieht und herzlich umarmt. Ich quieke, als es mich von den Füßen reißt und er mich herumwirbelt.

Als er mich wieder absetzt, verweilen meine Hände länger als nötig um seinen Hals und er lässt auch seine Hände auf meinen Hüften ruhen. Wir waren seit der Speisekammer nicht mehr alleine und Fred scheint den gleichen Gedanken zu haben. Er lächelt verunsichert und schaut verlegen zur Seite. Ich beiße auf meine Unterlippe und schnaube, ebenfalls verlegen. Dann atme ich tief ein und lege eine meiner Hände auf seine Wange, um sein Gesicht zu mir zu drehen – und schrecke plötzlich zurück, als sich die Tür öffnet und George hereinplatzt. Mit einem Satz springen wir auseinander; Fred fasst sich in die Haare und ich betrachte die Wand. Perfekter Moment dahin - Super, George.

„Wasn hier los?", gluckst er und grinst uns an. „Was is'n mit deinem Rücken passiert, Fred?" Er kommt näher auf uns zu und betrachtet den Rücken seines Bruders. „Wo ist die Vulkanlandschaft hin?", lacht er. „Sag bloß, du hast was dagegen gefunden?!", er weitet die Augen begierig. Fred zieht sich schnell sein T-Shirt wieder an. „Ich nicht, aber Em." Er nickt zu mir herüber. Ich greife nach dem Fläschchen und reiche es George. „Hier." Nimm es und geh einfach wieder. Du störst. Man. ARGH.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt