Kapitel 36

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6. September 1994

Die Euphorie hielt leider nicht lange an, denn nur wenige Minuten später hatte eine ziemlich streng dreinblickende Professor McGonagall uns mit den Worten, ob wir sie denn noch alle hätten und wir mal auf die Uhr geguckt hätten ins Bett geschickt, was wir sofort befolgt hatten. Beim Frühstück konnten wir zwar noch darüber grinsen, als ich dann aber am Nachmittag in den Zaubertränke Unterricht kam, verkochte meine gute Laune, als Snape mich dabei ertappte, dass ich meine Hausaufgaben nicht vollständig gelöst hatte. Die Folge: Strafarbeit und damit keine Zeit für abendliche Liebeleien.

„Endlich Wochenende!", schnaubt Fred als er sich ins Gras fallen lässt. Es ist Freitag Nachmittag und das Wetter teilt unsere Freude des Wochenendes. Ich setzte mich neben Fred und strecke mein Gesicht gen Sonne. George lässt sich neben seinem Bruder nieder. „Freiheit!" mit einem Ruck liegt er neben Fred im Gras und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf. „Snape lässt mich trotzdem nicht in Ruhe mit seinen Strafarbeiten.", seufze ich und dehne meinen Nacken. „Das blöde daran, jetzt einen Vater zu haben ist, dass es jetzt jemanden interessiert, wie meine Noten aussehen.", lache ich. „Mach's wie wir und hör einfach nicht darauf." Fred und George klatschen sich ab. „Ihr seid manchmal echt ein schlechter Einfluss.", gluckse ich. „Und das fällt dir jetzt erst auf?", grinsen die Zwillinge im Chor. „Ich sollte mir neue Freunde suchen..." Ich blicke auf, als ich jemanden auf uns zukommen sehe. „Und da kommt auch schon Hermine. Perfektes Timing." Ich winke ihr zu und bedeute ihr, sich zu uns zu setzen. „Ich bleib nicht lange.", entschuldigt sie sich und bleibt vor uns stehen. „Emilia, hast du vielleicht kurz Zeit?" Ich schaue zu den Jungs und dann wieder hoch zu Hermine. „Klar, was gibt's denn?" Etwas unbeholfen stehe ich aus dem kühlen Gras auf und klopfe meinen Rock ab. Sie zieht mich ein Stückchen von Fred und George weg. „Ich hab dir doch von meinem Plan mit den Mützen und Socken erzählt..." Ich nicke als ich mich an ihre Hauselfen-Befreiungsaktion erinnere. „Ja, warum?" – „Naja." Ich holt aus ihrer Umhängetasche ein Kästchen raus und öffnet es. „Ich hab nachgeforscht..." – „Schon wieder?", grinse ich, doch sie überhört den Kommentar gelassen. „Die Versklavung der Hauselfen reicht schon Jahrhunderte zurück und nie hat jemand versucht, etwas dagegen zu machen. Darum wollte ich das jetzt selbst in die Hand nehmen... Und ich dachte.. Naja, ich dachte, du würdest mir dabei vielleicht helfen?" – „Dir helfen, die Hauselfen zu befreien? Hermine, meinst du nicht, dass das vielleicht etwas..." Doch sie lässt mich nicht ausreden. „Naja, als erster Punkt auf meiner Liste steht die Durchsetzung eines fairen Lohnes und fairer Arbeitsbedingungen. Ich hab darüber nachgedacht und alle Hauselfen zu befreien ist vielleicht nicht so sinnvoll wie die faire Behandlung ihrer Art einzuführen." Ich nicke. „Und wie willst du das anstellen?" – „Ich dachte dabei kannst du mir vielleicht ein bisschen helfen." Sie öffnet ihr Kästchen. „Ich hab Anstecker gemacht." Sie zieht einen grünen Anstecker hervor, auf dem in Großbuchstaben B.ELFE.R steht. „B. ELFE. R.? Wofür steht das?" – „Endlich jemand, der es richtig ausspricht.", seufzt sie erfreut. „Bund für ELFEn Rechte", erklärt sie mir stolz und hält mir den Anstecker hin. Zögerlich nehme ich ihn an. „Und was soll ich damit?" – „Würdest du... Hast du vielleicht Lust, mich bei meiner Kampagne zu unterstützen? Harry und Ron machen auch mit!" – „Ehm.. Hermine, ich weiß nicht." Hermine sieht unglücklich aus und ich ändere meine Meinung schnell. „Na gut. Weißt du was, ich helfe dir." Ich öffne die Nadel des Ansteckers und befestige ihn an meinem Hemd. „Super, du bist die Beste!", quiekt Hermine und drückt mich feste an sich. „Ron sammelt dann später 2 Sickel Startgeld von dir ein, wenn das ok ist? Er ist der Schatzmeister." Ich runzle die Stirn, nicke dann aber. „Na klar." – „Super. Hier hast du noch ein paar Anstecker. Wie wärs, wenn du das Marketing übernimmst?" Sie reicht mir eine Hand voll. „Vielleicht kannst du ja noch ein paar Mitglieder werben?" Ich nehme die bunten Anstecker an und lasse sie in meine Umhangtaschen gleiten. „Ja, warum nicht... Ich versuche mein Bestes." Ich lächle sie an und Hermine lächelt dankbar zurück. „Kannst du kurz hier unterschreiben?" Sie hält mir ein Pergament vor die Nase, auf dem bisher drei Namen stehen. Hermine Granger. Harry Potter. Und Ron Weasley. Ich nehme Hermines Federkiel an und setze meinen Namen unter die anderen drei. Schnell nimmt Hermine mir beides auch schon wieder ab und verstaut es in ihrer Tasche. „Perfekt. Ich muss jetzt auch weiter, ich hab noch so viel zu erledigen! Ich muss noch Flyer designen und das Konzept ein wenig umstellen und noch das Ministerium anschreiben und und und..." Hermine packt auch das Kästchen hektisch zurück in ihre Tasche und lächelt mich dann wieder zufrieden an. „Sag einfach Bescheid, wenn ich dir noch irgendwie helfen kann." – „Ohh, du bist die Beste!" Hermine umarmt mich und ich grinse. „Sagtest du bereits." Mit einem letzten Lächeln eilt sie wieder zurück ins Schloss und ich schaue ihr kopfschüttelnd hinterher.

„Was wollte sie von dir?", fragt Fred und setzt sich auf, als ich auf sie zukomme und mich neben sie setze. Neugierig begutachtet er den Anstecker. „Belfer?" – „B.ELFE.R.", korrigiere ich ihn. „Was ist das?", meldet sich George zu Wort. „Der Bund für Elfen Rechte." Die Zwillinge schauen mich verständnislos an. „Hat Hermine gegründet. Sie möchte sich für die Hauselfen der Welt einsetzen und ihnen ein faires Arbeitsverhältnis bescheren." Ich greife in meine Umhangtasche und hole zwei weitere Anstecker heraus. „Als Marketing-Beauftragte des B.ELFE.R. werbe ich euch beide jetzt als Mitglieder an, ob ihr wollt oder nicht." Ich werfe Fred und George je einen Anstecker zu und diese fangen sie gekonnt auf. „Ehm...", stammelt George und schaut sich das gelbe Ding genauer an. „Und das sollen wir jetzt tragen?", fragt Fred und hält sich den Anstecker vor die Brust. „Jap. Und Ron sammelt irgendwann 2 Sickel Startgeld von euch ein." Die Zwillinge schnauben. „Kannst du vergessen.", lacht George und wirft die Plakette zurück. Mit einer Hand schnappe ich danach und werfe sie sofort wieder zurück zu dem Rotschopf. Als er den Anstecker dann seinem Bruder zuwirft, fühle ich mich stark an meine Kindheit und das Spiel „heiße Kartoffel" zurückerinnert. Bloß nicht lange die Kartoffel, ähh die Plakette in der Hand halten. Fred wirft zu mir, ich zu George zurück, der wieder zu mir, ich zu Fred, Fred zu George und so weiter. Wir lachen beherzt dabei und als Fred das Abzeichen ein wenig zu hoch für mich wirft, kippe ich bei dem Versuch es zu fangen, nach Hinten um und bleibe lachend rücklings liegen.

Ich kann die Zwillinge überreden, die Anstecker beim Abendessen zu tragen, auch wenn das meine gesamte Überredenskunst abverlangte. Als Hermine sich schräg gegenüber von uns setzt und die Abzeichen an den Umhängen der Jungs bemerkt wippt sie ganz aufgeregt auf ihrem Platz auf und ab. Als ich ihr zulächle zeigt sie mit beiden Daumen nach oben und ich erwidere diese Pose. Schmunzelnd lasse ich meinen Blick durch die Halle schweifen und bleibe an Moodys Blick kleben. Er starrt mich an, die Stirn in Falten gezogen und als er merkt, dass ich zu ihm sehe, schaut er schnell weg.

Ich zupfe an Fred Ärmel, den Blick stets auf Moody gerichtet. „Er schaut mich immer so an.", flüstere ich. „Wen meinst du?" Fred durchschweift die Halle mit seinem Blick. „Moody." Fred folgt meinem Blick zum Lehrertisch. Moodys normales Auge ist auf seinen Teller gerichtet während sein Magisches Auge immer wieder mal meinen Blick streift, mal ein paar Plätze weiter (auf Harry und Ron) ruhen bleibt. „Wie schaut er dich an?", fragt Fred und verengt seine Augen. „Meinst du er scannt deine heutige Unterwäsche?", gluckst er und grinst, worauf ich mit den Augen rolle ihm gegen den Arm schlage. „Au." - „Ich meins Ernst." – „Das tat weh." – „Hast du verdient." Freds Miene wird wieder ernster. „Was meinst du denn?" – „Er sieht mich immer so böse an. So rachsüchtig, druchdringend, ich weiß nicht. Er macht mir irgendwie Angst. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein." Fred zieht eine Schnute. „Vielleicht war er damals hinter deiner Mutter her? Als Auror wird der da viele Bekanntschaften gemacht haben." Ich nicke und Fred streicht mir über den Rücken. „Vielleicht hast du Recht." Ich versuche Moodys Blick nicht mehr zu beachten, doch ertappe mich immer wieder dabei, wie ich verstohlen zu ihm herüberschaue. Dieser Blick erinnert mich stark an die Blicke der Todesser bei der Weltmeisterschaft. Todbringende Blicke, hasserfüllt und durchdringend. Aber vielleicht liegt das entweder an dem, was Fred vorgeschlagen hat, oder einfach an Moodys durchlebtem Gesicht, immerhin fehlt ihm ein Stück Nase und es gibt fast keinen Fleck, der nicht von Narben übersäht ist. Wahrscheinlich hat der Sommer mich einfach paranoid gemacht. 

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt