Kapitel 22 - Toni

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Nachdem wir weitere zwei Tage unterwegs sind, lässt Kilian uns auf Marutea ausruhen. Es ist ein kleines unbewohntes Atoll, welches mich mehr an eine paradiesische unbewohnte Insel erinnert. Wenn man nicht an die Umstände denkt, könnte man meinen man wäre im Urlaub. Vor allem weil auch das Wetter einfach herrlich ist. Am Strand lehne ich mich zurück und genieße einfach das herrliche Gefühl der Sonne auf meiner Haut. Dabei wandert mein Blick immer wieder zu Kilian hinüber, der es sich auf einem Felsen gemütlich gemacht hat und das Gesicht zum Himmel gehoben hat. Er scheint das Wetter und die Oberfläche genauso zu genießen wie ich. Ein Schatten fällt auf mich und zwei Beine verstellen mir die Sicht auf Kilian.

»Hallo Hübsche.« Helios lässt sich neben mir im Sand nieder und ich lächele ihn an.

»Ich finde es wirklich erstaunlich, dass du all die Strapazen auf dich nimmst, Toni«, sagt er leise und schaut dabei hinaus aufs Meer.

»Ich meine es ist nicht einmal deine Heimat. Und man sieht dir an, dass es dir an der Oberfläche am besten geht. Du blühst förmlich auf und strahlst so eine innere Ruhe aus. Wie eine Sonne, von der alles um sie herum angezogen wird. Und die Atlanter haben versucht, dich dazu zu zwingen eine von ihnen zu werden und all das hier aufzugeben. Sie wollten dich zu ihrer Königin machen, ohne dass du auch nur ein Mitspracherecht hattest. Trotzdem gibst du alles um das Unterwasserreich zu retten.«

Helios hört sich vorwurfsvoll an und ich verrate ihm lieber nicht, dass sie nicht nur versucht haben mich dazu zu zwingen, sondern es sogar geschafft haben. Aber ich kann den Atlantern nicht böse sein. Nicht mehr. Ich weiß, dass sie nur das Beste für mich wollten und nun wo ich von Aiolos und meines Vaters gemeinsamer Vergangenheit weiß, bin ich mir sicher, dass er mich einfach nur schützen wollte. Auch wenn sein Weg etwas drastisch war.

»Ich mag euer Reich«, antworte ich etwas verspätet. »Wenn ich könnte würde ich abwechselnd im Wasser und an der Oberfläche leben. Der Abschied wird mir sehr schwer fallen. Es ist eben doch ein Teil von mir. Ich bin nicht umsonst eine halbe Atlanterin.«

Helios schweigt eine Weile. »Was wenn du beides haben könntest?«, fragt er dann leise ohne mich anzusehen.

»Wie meinst du das?« Forschend schaue ich ihm ins Gesicht, welches leicht rosa anläuft, was mich ziemlich verwirrt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben Helios wäre verlegen. Aber auf unserer bisherigen Reise, kam er mir immer souverän und selbsbewusst rüber. 

»Angenommen Kilian würde dir ermöglichen, bei ihm zu bleiben und dennoch ab und zu an der Oberfläche zu leben. So im Wechsel. Würdest du dann bei ihm bleiben?« Nun sieht er mir in die Augen. Die Gefühle die ich in seinem Blick sehe, verwirren mich noch mehr. Ich kann sie nicht alle entziffern, doch die Intensität, mit der sie mir entgegen schlagen, bringt mich dazu den Blick abzuwenden. Die Frage ist schwierig, denn sie zwingt mich dazu, mich mit meinen eigenen Gefühlen auseinander zu setzen und das ist etwas, das ich die ganze Zeit zu vermeiden versuche. Ich will nicht über meine eigenen Gefühle nachdenken. Dadurch werden sie einfach zu real. 

»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich. Helios beobachtet mich noch einen Moment. »Du bist verliebt«, stellt er dann fest und ich laufe rot an.

»Wie kommst du darauf?«, frage ich etwas zu schnell. Er zuckt mit den Schultern.

»Es war geraten.«

Danach verfallen wir in Schweigen und ich hoffe, dass er nicht merkt, dass ich auf seine Feststellung nicht reagiert habe. Ich bin verwirrt und weiß nicht so Recht, was ich denken soll. Helios' Feststellung hat etwas in mir berührt, was ich bisher erfolgreich verleugnet habe, doch nun kann ich nicht anders, als mich der Wahrheit zu stellen. Immer wieder ertappe ich mich dabei wie mein Blick zu Kilian wandert und wenn unsere Blicke sich treffen, steigen Schmetterlinge in meinem Bauch auf und ich werde rot, egal wie schnell ich meine Augen abwende. Mein Herz schlägt schneller und mein Puls steigt an. Manchmal denke ich, dass diese Hochzeit doch nicht so schlecht war, aber dann fällt wir wieder meine Bedingung ein und dass ich Atlantis verlassen werde, sollten wir diese Mission erfolgreich beenden. Dann versuche ich all meine Gefühle zu unterdrücken und errichte eine Mauer um mich herum.

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