Kapitel 28 - Toni

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Am nächsten Morgen, kann ich mich an kaum etwas erinnern und als ich wieder zu den anderen stoße, sind sie schon dabei ihre Sachen zu packen. Die nächsten zwei Tage verlaufen relativ ereignislos. Wir schwimmen größtenteils durch und machen nur einmal Halt um zu verschnaufen. Nicht nur ich bin nun erschöpft, sondern auch dem Rest unserer Gruppe geht langsam die Puste aus. Während der Reise, schwimme ich meistens hinten, während Kilian die Führung übernimmt. Als wir die ersten Ausläufer des Great Barrier Reef erreichen, versammeln wir uns am Elusive Reef. In einer Unterwasserhöhle ruhen wir aus und beraten, was wir nun tun wollen.

»Das Reef ist viel zu groß um ohne Anhaltspunkt zu suchen«, sagt Silas. »Hast du kein Gefühl im Bauch, Toni?« Ich schüttele mit dem Kopf, denn ich fühle nichts außer Leere und eine Einsamkeit die nichts mit den Artefakten zu tun hat. Lethe schnaubt und ich werfe ihr einen wütenden Blick zu. Killian hat sowieso schlechte Laune und ich bin mir ziemlich sicher, dass es daran liegt, dass er mir hier nicht so aus dem Weg gehen kann wie er möchte. Lope und Alessio sind erschöpft und halten sich aus der Diskussion heraus und Kira sitzt neben mir und hat die Stirn in Falten gelegt.

»War ja klar, dass sie irgendwann nicht mehr weiter weiß«, murmelt Lethe vor sich hin.

»Dann mach es doch besser«, fauche ich sie an, denn ich habe keine Lust mich ständig von ihr anmachen zu lassen. »Such du doch diese blöden Artefakte.«

»Ich bin nicht diejenige, der sie sich offenbaren«, gibt Lethe genauso feindselig zurück. »Wahrscheinlich haben die Artefakte auch die Schnauze voll von dir, so wie Kilian.«

Ich ziehe zischend die Luft ein. Das war ein Schlag unter die Gürtellinie und Kilian, der nicht weit entfernt von Lethe hockt, sagt nichts, was erst Recht weh tut. Mir reicht es nun endgültig. Ich erhebe mich und schwimme auf Lethe zu. »Weißt du was?«, frage ich sie und komme ihrem Gesicht so nahe, dass sie zurück zuckt. »Du kannst mich mal, Lethe. Mach deinen eigenen Scheiß und lass mich in Ruhe, sonst lernst du mich von einer sehr unangenehmen Seite kennen.«

Kilian erhebt sich und kommt auf mich zu. »Toni«, sagt er warnend, doch ich drehe mich zu ihm herum und schneide ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Das gleiche gilt für dich, Kilian. Auch du kannst mich mal. Ich werde diese Mission beenden, koste es was es wolle und dann seht ihr mich nie wieder.«

Bevor irgendjemand etwas erwidern kann, verlasse ich die Höhle und suche mir einen Platz an dem ich meine Ruhe habe. Ein Stück des Riffs ragt aus dem Meer und ich setze mich auf die Felsen. Der Himmel ist bewölkt und spiegelt damit meine Laune wieder. Mein Wutausbruch zeigt eigentlich nur, wie verzweifelt ich bin. Ich fühle nichts und weiß doch, dass nur ich uns zu dem dritten Artefakt führen kann. Meine harten Worte Kilian gegenüber tun mir schon leid, aber ich kann seine Stimmungsschwankungen nicht mehr ertragen. Ich weiß gar nicht wann er mir so wichtig geworden ist, aber seine Distanziertheit tut einfach unendlich weh. Ihn jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass er mich von sich gestoßen hat, tut im Herzen weh und ich weiß nicht wie lange ich das noch ertragen kann.

Nach einer Weile kommt Helios und setzt sich ohne ein Wort neben mich. Eine Weile schweigen wir einfach und hängen jeder unseren Gedanken nach. Dann bricht Helios das Schweigen.

»Du hast Kilian mit deinen Worten verletzt. Er sieht aus wie ein geprügelter Hund«, sagt er leise und wirft ein Steinchen ins Meer.

»Er wollte den Abstand nicht ich. Außerdem bin ich es leid, dass alle immer ihre schlechte Laune an mir aus lassen. Ich hab mir das alles nicht ausgesucht.«

»Und deswegen musst du ihn verletzen?«, fragt Helios und seine Stimme klingt sanft.

»Es war keine Absicht. Ich bin einfach nur so wütend gewesen. Außerdem hat er mich ja wohl noch viel mehr verletzt. Und ich fühle mich schuldig, weil ich uns nicht zu dem dritten Artefakt bringen kann. Ich fühle einfach nichts. «

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