49. Ungeahnt

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>>Wieso ist es bei euch eigentlich immer der Regen?<<, war Lilys erste Frage morgens am Frühstückstisch. Müde blinzelnd blickt Felice von ihrem Porridge auf.

>>Hm?<< >>Wieso ihr immer im Regen eure Momente habt, war meine Frage.<< >>Was für Momente denn bitte?<<

>>Eure Felice-Remus-Momente. Immer wenn es regnet und zuvor etwas passiert ist, findet man euch beide im Regen während ihr euren Moment habt. Und jetzt auf einmal diese wahnwitzige Idee einer bloßen Freundschaft... Dir ist klar ihr haltet das keinen Monat aus?<<, fuhr Lily in ihren Ausführungen fort.

>>Felice... Du musst auch einmal an dich denken! Ich habe immer nur erlebt wie du für andere, für mich da warst, aber ich habe noch nie mitbekommen, dass du etwas nur für dich getan hättest. Etwas das zu deinem eigenen Glück beigetragen hätte.<<

Geräuschvoll atmete Felice aus und starrte wieder in ihre Schüssel, während sie über Lilys Worte nachdachte. Natürlich hatte sie schon Dinge für sich selbst getan! Sie hatte—und da stellte sie fest das Lily recht hatte... Es musste Ewigkeiten her sein, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte, die nicht etwas mit ihrem Vater oder ihrem Bruder zu tun gehabt hatte. Lustlos stocherte sie in ihrem Frühstück herum und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, die schon fast blutig war, von dem vielen Nachdenken mit dem sie in letzter Zeit ihre Zeit verbrachte. >>Hast du jemals darüber nachgedacht, dass—Also versteh mich bitte nicht falsch, das ganze ist eure Entscheidung, obwohl ihr euch beide in diesem Punkt wirklich lächerlich verhaltet, aber— vielleicht ist Remus diese Entscheidung? Remus ist das, was du für dich willst? Remus und du, ihr beide macht es euch doch nur selbst schwer! Seht Probleme dort, wo keine sind! Ihr steht euch beide selber im Weg und könnte einfach nicht begreifen, dass ihr euch braucht um glücklich zu sein!<<

Felice hielt die Augen geschlossen und versuchte ruhig zu atmen. Natürlich waren Lilys Argumente ihr nicht unbekannt und sie selbst hatte schon lange darüber nachgedacht, aber dennoch... >>Ich bin glücklich, Lily!<<, versuchte Felice schwach diesem Berg von Argumentationen entgegen zu wirken. >>Bist du das wirklich?<<

Sanft hatte Lily ihre Hand auf Felice rechten Arm gelegt, direkt über den Narben, die jetzt Merlin sei dank vom Pullover der Schuluniform verdeckt wurden. Felice schluckte schwer, ihr war klar das Lily die wulstigen Narben unter dem Pullover erfühlen musste, aber die rothaarige Gryffindor zuckte mit keiner Wimper und Felice beneidete sie um eine solche Selbstbeherrschung. Sooft hatte sie allein der Anblick davon zum würgen gebracht.

>>In Ordnung... Du muss gar nichts sagen. Aber wenn du nicht zu gibst, dass du ihn brauchst, dann musst dir zumindest klar sein, dass er dich braucht. Felice... Remus hatte es nie leicht mit seiner – Krankheit, aber gerade deswegen braucht er dich! Weil er nicht in der Lage ist gutes in sich selbst zu finden und du es ihm zeigst! Du zeigst ihm wie es ist geliebt zu werden und das er es sehr wohl wert ist, dass man sich um ihn sorgt!<<

Felice hatte aufgeblickt und automatisch glitt ihr Blick die lange Tafel entlang, zu dem Platz an dem Remus mit dem Rest der Rumtreiber saß. Aufgeregt waren sie in ein leises Gespräch vertieft, bis auf Remus, der blass und lustlos sein Frühstück hin und her schob. Von weitem konnte Felice seine tiefen Augenringe erkennen und den müden kränklichen Ausdruck in seinen Augen. Bald war Vollmond. Felice schluckte schwer und sah wieder zu ihrer besten Freundin, treuherzig blickte diese sie mit großen grünen Augen an. >>Und du behauptest, es wäre nur eine Freundschaft...<<, stellte sie leise und dabei sanft lächelnd fest.

>>Wir wissen alle, dass da schon lange mehr ist. Und du weißt es auch.<< Unbehaglich knetete Felice ihre Hände und rutschte au ihrem Platz hin und her. Wenn Lily doch nur hätte recht haben können... Wenn es wirklich so einfach wäre... Aber eins hatte ihr Vater sie in den Jahren ihres Lebens gelehrt. Das Leben war nie einfach und erst recht bekam man nicht das, was man brauchte um glücklich zu sein.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt