Jump (Jungkook x Reader)

Call

Mit einem Handtuch trockene ich mir meine nassen Haare. Das Toben im Fluss hat zwar einen riesen Spaß gemacht, aber ich bin froh duschen gewesen zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schmutzig gemacht habe. Erschöpft lasse ich mich auf dem Sofa fallen. Das Handtuch ruht auf meinem Gesicht und kühlt mich zumindest ein wenig ab.

"Hey du bist nicht die einzige die auf dem Sofa sitzen will!", meckert mich eine Stimme von links an. 

"Sorry...", nuschele ich und mache platz für (B/N) und Hae-In, welche leise lacht. "Wie war dein Tag? Hattet ihr Spaß?", fragt Hae-In freundlich während ich im Hintergrund meinen Bruder grummeln hören kann.

"Mhm", bestätige ich und ziehe mir das Handtuch vom Gesicht. Tränen schießen mir in die Augen ausgelöst durch die grell leuchtende Lampe über mir in die ich geradewegs hinein gestarrt habe. "Nachdem üben waren wir noch unten am Fluss und haben uns abgekühlt. War wirklich spaßig...ich habe die beiden sowas von fertig gemacht!", füge ich mit einem schelmischen Grinsen hinzu. 

"Ah wer war denn heute noch dabei? Ich dachte du gibst nur Taehyung Nachhilfeunterricht", hakt (B/N) nun nach. Ich zögere. Er ist Jungkook gegenüber noch immer misstrauisch. Ich kann es ihm nicht verübeln..normalerweise sollte ich das auch sein. Keine Ahnung was mit mir nicht stimmt.

"Jungkook..", antworte ich leise und starre auf meine Hände, welche an dem Handtuch  herum zupfen. Aus dem Augenwinkel erkenne ich wie Hae-In eine Hand beschwichtigend auf seinen Arm legt und ihm einen vielsagenden Blick zuwirft. Dafür muss ich ihr später danken. 

(B/N) seufzt und schüttelt den Kopf. "Egal. Anderes Thema, hast du heute schon gegessen?", der besorgte Blick meines Bruders durchbohrt mich von der Seite. 

"Noch nicht. Es war zu warm, aber jetzt habe ich Hunger. Habt ihr etwas mitgebracht?" Ich schaue von den beiden weg rüber in die Küche, doch ich sehe keine Tüten. "Wir dachten wir könnten heute Pizza bestellen. Was hältst du davon?", erklärt Hae-In ihren Plan welchem ich sofort begeistert zustimme. Da es noch dauert bis die Pizza da ist nutze ich die Chance und schleiche mich in mein Zimmer, um dort etwas Zeit für mich zu haben. Auf meinem Laptop schalte ich meine Playlist an und genieße die  Töne der Musik, die leise aus den Lautsprechern ertönen.

Meine Zimmertür öffnet sich und ich werde mit etwas nassem beworfen. Ich schreie überrascht auf und greife nach was auch immer da gerade gegen mein Bein geklatscht ist. Das Handtuch. Verwirrt sehe ich zur Tür rüber. (B/N) steht dort mit verschränkten Armen und rollt seine Augen entnervt. "Räum deine Dreckwäsche selber weg!" Entgeistert sehe ich zu wie er wieder aus meinem Zimmer verschwindet und die Tür dabei offen stehen lässt. Ich bringe das Handtuch zum Wäschekorb und schließe meine Zimmertür hinter mir. 

Ohne Rücksicht lasse ich mich auf meinem Bett fallen. Langeweile kommt in mir auf und ich greife nach meinem Handy, welches irgendwo unter meinem Kissen sein müsste. Nach einigen Versuchen finde ich es und rolle mich auf die Seite. Ich überprüfe meine Nachrichten, welche nur aus unnötigen Gesprächen der Jungs im Gruppenchat bestehen. Ich erkundige mich sowohl bei Tae als auch bei Jungkook, ob sie sicher zuhause angekommen sind. Tae antwortet wie immer ziemlich schnell. Er hat das Handy vermutlich immer bei sich. Jungkooks Antwort lässt jedoch auf sich warten.

Mein Handy klingelt und die Rufnummer zeigt Jungkooks Namen an. Warum schreibt er nicht einfach? Ich nehme den Anruf  an.

"Hey! Was gibt es?", begrüße ich ihn. 

"Ah...nichts wichtiges wollte nur Bescheid sagen, dass ich zuhause angekommen bin", antwortet er und klingt dabei leicht außer Atem, als wäre er nach Hause gerannt.

"Ach so danke fürs Bescheid sagen. Du klingst irgendwie außer Atem ist alles in Ordnung?", frage ich.

"Ja bin nur die Treppen hoch gestiegen...Was machst du so?", führt Jungkook unser Gespräch fort.

"Nichts besonderes. Bin auf meinem Bett und höre ein wenig Musik bevor die Pizza ankommt."

"Pizza? Das ist unfair! Jetzt will ich auch eine Pizza haben! Hmm vielleicht sollte ich mir eine bestellen...", beschwert er sich, aber ich kann sofort erkennen, dass er es nicht wirklich ernst meint. Ich kann ein Lachen nicht unterdrücken.

"..Du hast ein schönes Lachen...", flüstert Jungkook. Verunsichert starre ich mein Handy an. War das ernst gemeint? Ich entscheide mich seinen Kommentar zu ignorieren und wechsele zu einem anderen Thema.

"Mein Bruder traut dir immer noch nicht über den Weg, aber Hae-In hat ihn echt gut unter Kontrolle", scherze ich um die Stimmung aufzulockern, doch erreiche damit das komplette Gegenteil. Eine Weile lang herrscht Stille. Keiner traut sich etwas zu sagen, jedoch will auch niemand von uns auflegen. Das einzige Geräusch das zu höre ist, ist das Gelegentliche Rascheln, wenn wir uns anders hinsetzen.

"Ich war ein Arsch..", bricht Jungkook die Stille. Seine Stimme klingt zittrig. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Warum fängt er damit wieder an..?

"Jungkook...", eine Sekunde überlege ich wie ich es sagen soll bevor ich weiter rede," du magst zwar ein Arsch gewesen sein, aber du hast dich entschuldigt..mehrfach und ich weiß das du dich geändert hast. Zwischen uns ist doch jetzt alles wieder gut!"

Jungkook geht nicht auf mich ein, stattdessen redet er einfach weiter, aber das was er erzählt mach mich neugierig.

"Ich hätte schon so viel eher auf Namjoon hören sollen..weißt du damals vor zwei Jahren, als der Unfall passierte und deine Eltern starben, da wollte ich für dich da sein und dich wieder aufmuntern, aber ich konnte es nicht. Egal was ich versucht habe, jedes mal wurde ich so nervös, dass ich einfach weg gerannt bin. Ich habe damals beschlossen einen Weg zu finden, mutig zu werden, stärker, jemand der nicht vor solchen Situationen flieht...jemand auf den man sich verlassen kann", er stockt und ich höre wie er leicht lacht. Es klingt recht verzweifelt.

"Das war der Punkt in meinem Leben der alles auslöste. Es tut mir so Leid!"

"Jungkook...", mehr bekomme ich nicht raus. In meinem Kopf sind so viele Sachen die ich ihm sagen möchte, aber ich schaffe es nicht.

"Anfangs war ich ein Idiot, der nur große Töne gespuckt hat so wie die meisten eigentlich. Doch ich trieb es zu weit. Andere bekamen Wind davon und stellten mich über manche Sachen zu Rede. Ich habe eine Menge Scheiße erzählt und dafür auch so einige Schläge abbekommen. Allerdings wollte ich ja stärker und mutiger werden, da waren Prügeleien die perfekte Gelegenheit. Naja und irgendwann hat mich niemand mehr zu Rede gestellt..aus Angst vor mir. Ich hatte es mir anders vorgestellt, nein, eigentlich habe ich keine Ahnung was genau ich mir erhofft hatte, aber nicht das. Ich wollte aufhören, aber jeder behandelte mich wie der Arsch der ich war und ich kann es ihnen nicht übel nehmen. Nicht mehr. Ich war wütend und so gewöhnt ich mich an die Rolle des Arsches. Ich frage mich manchmal warum Namjoon, Hoseok, Yoongi, Jimin, Tae und Jin an meiner Seite geblieben sind..."

Es herrscht eine kurze Stille in der ich ihn immer wieder schluchzen und schniefen höre. Ich fühle mich furchtbar. Auf einer seltsamen Art und Weise war ich der Auslöser für seine Veränderung.

"Es ..es tut mir Leid Jungkook!", schluchze ich hervor. Heiße Tränen rollen über meine Wangen und verfangen sich auf dem Weg in meinen (H/F) Haarsträhnen.

"(V/N)! Das ist nichts wofür du dich entschuldigen musst! Es ist meine Entscheidung und mein Verhalten gewesen! Wehe du gibst dir die Schuld dafür!", schreit Jungkook ins Telefon,"Sh*t ich habe schon wieder gedroht...sorry...aber bitte entschuldige dich nicht."

"In Ordnung.", setze ich an und beruhige mich kurz," hey...lass uns einfach die Vergangenheit hinter uns lassen. Ich mag vielleicht naiv sein, aber ich fühle keinerlei Abneigung zu dir. Ich möchte das auch du hiermit abschließt und wieder fröhlich wirst. Trotz allem bedeutest du mir schon jetzt sehr viel..."

Was zur Hölle sage ich da? Denken okay, aber doch nicht laut aussprechen!!! 

"Du bedeutest mir auch viel (V/N)...", seine Antwort ist leise, doch ich habe sie gehört. Ich spüre die Wärme in meine Wangen schießen und bin froh, dass er dies nicht sehen kann.

Wir reden noch eine lange Zeit bis wir uns entschließen noch etwas zu schlafen. Meine Pizza kann ich noch zum Frühstück essen..

Eingerollt und zugedeckt liege ich auf meinem Bett und spüre wie der Schlaf mich überkommt, doch kurz davor klingelt mein Wecker.

"Sh*t! Wir haben die ganze Nacht telefoniert?!"