24|sympathetic,

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Evening

Ich hätte niemals gedacht, dass so viel vor der Schule passieren könnte und das man so viel verpassen würde, wenn man immer erst kurz vor Unterrichtsbeginn käme.

Ich fühlte mich ein wenig hinterher.

Connor und ich waren zu einem See in der Nähe gefahren und lagen nun am verlassenen Ufer in der frühen Vormittagssonne.

Der braunhaarige Junge neben mir erzählte von dem heutigen Morgen, während er aufs Wasser starrte und kleine Kreise auf meine Hüfte malte.

Wir lagen Arm in Arm, was mein Herz schneller schlagen ließ.

„Es regt mich so auf, dass alle denken, dass ich immer gut drauf bin und nie schlechte Laune habe oder so! Und dann gucken sie dumm, wenn ich mal ein wenig lauter werde oder nicht der Sunnyboy bin!" Genervt zog Connor seine Augenbrauen zusammen.

„Man ist das einfach nicht gewohnt von dir. Aber hey, denk' nicht zu viel darüber nach. Es kann dir doch egal sein, was die alle denken."

Ich legte meine Hand an seine Wange und drehte sein Gesicht zu mir, um ihm einen tröstlichen Blick zu schenken.

„Du hast recht. Das einzige, was mich interessiert ist, was du von mir hälst.", flüsterte er.

Oh Gott, ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte.

Verlegen schaute ich aufs Wasser.

„Weißt du, was ich mich manchmal frage: Warum tun alle so, als wäre unser Leben ein einziger Kampf, indem es kaum eine Chance auf Überleben gibt?", überspielte ich seine Worte.

„Ich meine, okay, am Ende stirbt jeder. Aber warum sagen alle, vor allen Dingen in der heutigen Gesellschaft, dass sie schon längst tot seien und so gebrochen wurden?"

Fragend blickte ich ihn an.

„Na klar, kenn ich deren Geschichte nicht, doch wenn man dann schreibt, dass man ein nichts sei und nicht mehr leben möchte ... das sollte man doch nicht sagen. Jeder Mensch ist etwas wert und sollte leben. Und damit mein ich wirklich leben."

Ich setzte mich auf, da ich dadurch zeigte, dass mir das Thema wichtig war.

„Da hast du vollkommen recht, Eve. Aber leider läuft nicht alles immer perfekt im Leben. Warst du schon mal so traurig und zerstört, dass du über den Sinn des Lebens nachgedacht hast?" Ich schüttelte den Kopf, als er mir diese Frage stellte.

„Siehst du. Du kannst nicht wissen, wie es ist, wenn man so etwas fühlt."

„Hmmm, ja.", zog ich einen Grashalm aus der Erde und spielte mit diesem in meinem Finger.

„Sei froh, dass du noch nie so etwas gefühlt hast." Da hatte er recht.

Ich konnte wirklich froh sein.

„War es bei dir die Trennung deiner Eltern?", fragte ich zögerlich. „Du redest so, als hättest du Erfahrung."

Kurz schwieg er.

„Ich habe so etwas auch noch nie gefühlt. Zumindest nicht so stark. Aber ja, das kleine bisschen, was ich gefühlt habe, war bei der Trennung meiner Eltern." Ich nickte verständnisvoll und rückte näher an ihn ran.

Eʏᴇs ᴏɴ ʏᴏᴜ | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt