51. Mit ihrem Leben

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Ob das jetzt so eine gute Idee war dem ganzen zuzustimmen, war Felice immer noch nicht ganz klar.

Fest stand, sie wollte ihren Großvater gar nicht kennenlernen! Alles an ihm würde sie nur an ihren Vater erinnern.

Ihr Vater war der Nachkomme dieses Mannes und sie selbst war es auch. Felice hatte das nie gewollt. Alles was sie immer gewollt hatte, war die Möglichkeit auf ein selbst bestimmtes Leben und dass ihr Bruder dieselbe Chance erhielt. Alles andere war ihr egal gewesen. Und jetzt wurde ihr schon wieder vorgeschrieben was sie zu tun hatte.

Sie sollte ihren Großvater kennenlernen. Den großen Gellert Grindelwald, dem sie den ganzen Schlamassel überhaupt zu verdanken hatte. Und warum? Weil Professor Dumbledore der Meinung war, sie müsse es irgendwann tun. Das Problem war, dass er wahrscheinlich sogar recht damit hatte. Irgendwann hätte sie sich dem stellen müssen und das dann entweder an der Seite ihres Vaters, der sie bestimmt irgendwann dazu gezwungen hätte, oder nun eben an der Seite Dumbledores, der ihr wesentlich lieber war, als ihr Vater.

Weil ihr Kopf zu bersten drohte unter der Fülle an Informationen, zog Felice sich recht schnell nach dem Abendessen, hoch auf den Astronomieturm zurück.

Schon viel zu lange war sie nicht mehr dort gewesen. Die Sonne versank immer mehr hinter dem Horizont und tauchte das Gelände in goldenes Licht.

Ein unglaublicher Frieden lag auf alledem und wäre beinahe vollkommen gewesen, wenn aus dem Osten sich nicht schwarze Gewitterwolken, wie eine Mauer auf sie zu bewegt hätten. Vermutlich würde es bald zu einem Sturm kommen.

Wenn sie so auf die Wolken im Osten sah, musste sie daran denken, dass irgendwo weit hinter dieser Wolkenfront schon auf dem Europäischen Festkontinent Grindelwald Manor verborgen lag, ebenfalls Schloss Nurmengrad in den Bergen Österreichs, wo derweilen ihr Großvater eingesperrt war. In seinem selbsterbauten Gefängnis.

Ein frischer Wind kam auf und ließ Felice frösteln. Am nächsten Wochenende sollte es so weit sein. Spät am Freitagabend, wenn die anderen bereits schliefen oder sich in ihre Gemeinschaftsräume zurückgezogen hatten, würden sie aufbrechen.

Weil Felice noch die Spur auf sich trug und ihr Vater, der ja bereits dem Minister im Ministerium die Klinke in die Hand gegeben hatte, vermutlich dort schon ein paar seiner Leute eingeschmuggelt hatte, durften sie kein Risiko eingehen und würde mit einem alten Bekannten Dumbledores, der aus Österreich stammte und für einige Tage zu Besuch gewesen war, reisen.

In ihrer Fantasie hatten sich schon hunderte von Szenarien entwickelt, wie es sein würde wenn sie auf Gellert treffen würde. Felice eigener Favorit war, wie sie ihm vor die Schuhe kotzte und er ihr ein Taschentuch reichte.

Das konnte was werden. Besonders, wenn –

>>Oh, ich wusste nicht, dass du hier bist. Aber ich wollte eh mit dir sprechen...<< Felice hatte die Schritte auf der Treppe gar nicht gehört gehabt.

>>Was willst du, Snape?<<, spuckte sie den Namen ihres ehemals besten Freundes aus. Aus Solidarität zu Lily, konnte sie ihm einfach nicht verzeihen, auch wenn ihre Freundin es bereits getan hatte, obwohl sie immer noch nicht mit ihm sprach und es wahrscheinlich auch niemals mehr tun würde. Zu tief saß der Schmerz den er ihr zugefügt hatte.

>>Mit dir reden, sagte ich doch.<<, brummte er zurück und trat neben Felice an das Geländer. Felice Hände die sich um das Eisen der Brüstung geschlossen hatten, verkrampften sich immer mehr, umso näher Severus ihr kam. Sie war immer noch wütend wegen der ganzen Sache mit Lily und Remus. Es hatte ihr das Herz gebrochen zu hören, was dieser Junge über die zwei Menschen gesagt hatte, die ihr wohl in diesem Schloss am meisten ans Herz gewachsen waren.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt