52. Wann ein Monster keines mehr ist

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Seit der Auseinandersetzung mit Severus, ging dieser Felice mehr als zuvor aus dem Weg. Wenn Felice es wagte, kurz in seine Richtung zu blicken, bemerkte sie jedesmal aufs Neue, wie sein Blick auf ihr lag und er sich gedankenverloren das Handgelenk rieb, an dem sie ihn festgehalten hatte. Bemerkte er jedoch dann ihren Blick, zuckte er merklich zusammen und wich ihr aus.

Auch Lily blieb nicht verborgen, dass Felice erfüllt war von einer neuen Kraft und Stärke. Die Angst war beinahe komplett aus ihrem Blick verschwunden.

Natürlich fürchtete Felice immer noch Corvus Grindelwald und das, was er in der Lage war den Menschen die sie liebte anzutun, aber jetzt hatte sie die Gewissheit, dass sie nicht mehr alleine dadurch musste.

Dumbledore würde ihr helfen und auch sie fühlte sich selbst nicht mehr so hilflos wie zuvor. Von dieser angeblichen Gabe allerdings wollte Felice immer noch nichts wissen, dass konnte einfach nicht sein. Das war zu verrückt, selbst für Hogwarts Verhältnisse. 

Die ganze restliche Woche zog sich schier endlos in die Länge, der Unterricht machte dies auch nicht wirklich erträglicher, weil es nun mit immer schnelleren Schritten auf die diesjährigen ZAG zu ging. Kaum jemandem machten diese Prüfungen so viel Angst wie Felice. Denn sie musste in eine unsichere Zukunft blicken, ohne zu wissen was noch kommen würde. Vielleicht ging es einem Großteil ihrer Mitschüler ähnlich, aber dann nur in Bezug darauf was sie nach der Schule tun sollten. 

So sehnte und fürchtete sich Felice gleichermaßen vor dem Wochenende. Mit Remus hatte sie es bisher nicht geschafft zu sprechen. Nicht einmal sehen hatte sie ihn können, denn der Vollmond, der in der Nacht stattfinden würde in der sie mit dem Professor aufbrechen würden, schwächte Remus bereits jetzt schon so sehr, dass er die Tage im Krankenflügel unter der Aufsicht von Madam Pomfrey verbringen musste.

Auch wenn Felice nicht wusste was Professor Dumbledore dazu sagen würde, hatte sie beschlossen ihren Freunden die Wahrheit zu sagen.

Zu lange hatte sie schweigen und alle belügen müssen. Remus und Lily wussten bereits von den Narben die ihren Unterarm verschandelten. Felice wusste, würde sie die Wahrheit sagen und dann würden sie sie verabscheuen, in ihr das Monster sehen, dass alle anderen schon seit Jahren in ihr sahen. Felice würde ihre Freunde enttäuschen müssen und ihnen zeigen, dass die anderen recht hatten. Denn wenn sie es nicht tat, würde sie mit dieser Schuld nicht leben können und sie würde wirklich alle verlieren die sie liebte. 

Langsam glaubte Felice wirklich nachvollziehen zu können, wie es Remus damals damit gegangen sein musste, bevor er den anderen Rumtreibern die Wahrheit über sein Werwolf dasein gesagt hatte.

Auch wenn es bei ihm etwas anderes war, schließlich konnte Remus nichts dafür, dass er so war wie er war. Sie aber sehr wohl. Felice war so sein wie ihr Vater es von ihr verlangte, damit ihrem Bruder nichts geschah. Beinahe hätte sie für Astors Sicherheit einen Mord begangen! Remus hatte keine andere Wahl als sich Monat für Monat unter den grausamsten Qualen die man sich vorstellen konnte in ein Monster zu verwandeln, aber Felice hätte sich bewusst dazu entschieden eines zu werden und ob sie nicht doch schon längst eines war, wollte sie sich nicht beantworten.

Viel zu schnell, kam aber dann doch der Freitagabend und Felice klopfte zaghaft an die Tür des Kreisrunden Schulleiterbüros. >>Ah, Felice. Schön dich zu sehen. Bist du bereit?<<

Alle Worte die Felice sich zurecht gelegt hatte um dem Professor mitzuteilen, dass sie bereit war, nur um zu beweisen, dass sie nicht schwach war, waren aus ihrem Gedächtnis verschwunden.

Unfähig irgendetwas zu sagen, nickte sie bloß und versuchte das zittern ihrer Hände zu verbergen in dem sie ihren dunklen Mantel enger um sich zog. Tagsüber mochte es zwar schon wärmer werden, aber die Nächte waren immer noch eisig, sodass morgens immer noch zum Teil der Raureif auf den Gräsern lag.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt