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"Selbsthilfegruppe, Sitzung eins. Lasst uns beginnen."

Wir haben uns im Kreis - soweit das zu dritt möglich ist - auf meinem Bett platziert.

Fynn hat sich bereit erklärt zu beginnen.

"Ich bin Fynn, vierzehn Jahre alt und gehe in die neunte Klasse.", fängt er grinsend an, weil dieser Satz das Klischee schlechthin ist.

"Und so, wie jeder Teenager in diesem Alter, habe auch ich Probleme." Nun ist sein Grinsen verflogen und er sieht auf die Bettdecke. "Ich habe das Gefühl, dass meine Eltern mich nicht wirklich ernst nehmen, und mich nicht als zu respektierendes Mitglied der Familie akzeptieren.

Ich weiß, dass ich noch nicht wirklich alt bin, doch ich finde, und auch meine Lehrer sagen das, dass ich für mein Alter schon sehr reif bin. Und ich denke nicht, dass ich es verdient habe so behandelt zu werden.

Meine Eltern könnten sich nicht entscheiden, was ich für sie bin. In einer Situation, darf ich mich abends nicht mit Freunden treffen, weil ich erst vierzehn bin. Und in der nächsten Situation werde ich angeschrien, dass ich schon vierzehn bin und es langsam mal auf die Reihe bekommen sollte dies und das zu machen.

Ich hab die Tochter meiner großen Schwester echt gerne und habe kein Problem mich um sie zu kümmern, doch unsere Eltern nehmen sie mir immer weg, wenn ich mit ihr spiele, weil sie Angst haben, dass ich nicht genug auf sie aufpasse.

Außerdem werde ich in der Schule immer mehr zum Außenseiter, weil ich abends nie raus darf und bei keinem Treffen meiner Freunde dabei bin. Ich bin besser als sie in der Schule und ich will zwar dazu gehören, allerdings auch nicht absichtlich schlechter werden.

Ich habe einfach keinen Plan mehr, was ich machen soll. Deshalb bin ich hier."

Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimmt ist. Fynn ist immer ein fröhlicher Junge, der nichts auf dem Herzen zu haben scheint.

Als nächstes ist Meg an der Reihe.

"Hallo, mein Name ist Megan und ich bin sechszehn Jahre alt. Vor kurzem bin ich Mutter geworden. Ich denke, dass klar ist, dass ich damit meine Probleme habe. Vor allem, da der Vater meiner Tochter ein Auslandsjahr in Amerika macht und noch gar nicht weiß, dass er ein Kind hat. Er kommt in zwei Wochen zurück und ich habe wahnsinnige Angst vor seiner Reaktion.

Außerdem bin ich völlig überfordert mit der Situation, weil ich kaum noch schlafe, ständig Kopfschmerzen habe und mich gar nicht mehr um mich kümmere. In der Schule werde ich als "Schlampe" beszeichnet und von vielen alten Freunden verstoßen.

Meine Noten sind total im Arsch und ich kann im Unterricht kaum noch aufpassen. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch machen soll. Meine Eltern machen es mir auch nicht einfacher, weil sie mir die ganze Zeit Dinge vorschreiben, die ich zu tun habe.

Ich weiß eigentlich ganz gut, was ich mache. Und ich weiß, was für mein Kind nicht gut ist, doch sie mischen sich immer ein und sind mir keine große Hilfe. Ich glaube, dass sie das nicht merken, doch sie kritisieren alles, was ich tue und hören nicht mehr auf mich. Ich glaube sie nehmen mich nicht erst, weil ich es nicht mal geschafft habe richtig zu verhüten.

Ich hoffe, dass ich irgendwie eine Lösung finde, denn so geht das nicht mehr weiter."

Nun bin ich dran. Jetzt kann ich endlich alles rauslassen.

"Mein Name ist Caro, ich bin 24. Ich dachte, dass  das "Liebeschaos" nach dem Teenageralter vorbei sein würde, doch da habe ich mich anscheinend getäuscht, denn ich habe vor einigen Monaten einen Mann kennengelernt, der meine komplette Welt auf den Kopf stellt.

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt