Kapitel 42

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07. November 1994

„Die Bärte standen euch!“, lacht Ginny und steht aus ihrem Sessel auf. „Ich geh ins Bett, gute Nacht.“ – „Nacht.“, singen Fred und ich im Chor. Es ist schon ziemlich spät, wir sind die letzten beiden im Gemeinschaftsraum. „Ich sollte auch mal ins Bett.“, gähne ich und mache Anstalten, aufzustehen. Fred zieht mich näher zu sich heran und grinst. „Solltest du nicht.“, lacht er und streicht mit seinem Daumen über meine Wange. „Was spricht denn dagegen?“, frage ich und runzle grinsend die Stirn. „Mh.. Ich weiß nicht.“, Fred beißt auf seine Unterlippe – ich liebe es, wenn er das tut! – und kommt mir dann näher, um meinen Hals mit Küssen zu bedecken. „Das vielleicht…“ Er wandert hoch auf meine Wange. „Und das.“ Er hält kurz inne, nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Oder das…“ Dann küsst er mich und ich willige ein, meine Müdigkeit ist schlagartig wie verschwunden. „Vielleicht…“, murmle ich und grinse. Ich fahre ihm durch die Haare und ziehe ihn dann wieder zu mir heran, um in noch einem Kuss zu versinken. Ich könnte für immer so weitermachen. Hier sitzen und seine Lippen auf meinen spüren.

Doch er unterbricht den Kuss irgendwann. Ich mache einen Schmollmund und er grinst nur. Ich versuche ihn wieder zu küssen, aber er weicht meinen Lippen aus. „Du bist gemein.“ Er lacht auf. „Als würde dein Leben davon abhängen.“ – „Tut es!“ Ich versuche ernst zu schauen, muss dann aber grinsen. Freds Grinsen wird weicher und ändert sich in ein liebevolles Lächeln. Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und schaut mir tief in die Augen. „Du bist so wunderschön.“, flüstert er und lächelt zufrieden. Ich werde rot und schaue auf meine Hände. „Quatsch.“, murmle ich. Ich bin niemand, der von sich selbst überzeugt ist. Ich finde mich nicht hübsch. Okay, vielleicht nicht unbedingt hässlich, aber auf jeden Fall nicht ‚so wunderschön‘. Fred schmunzelt und streicht mir über die Wange. „Es ist süß, wie du immer rot wirst.“ Schlagartig halte ich mir meine Hände über die Wangen, worauf er grinsen muss. Wir schauen uns an, seine grünen Augen treffen auf meine grauen und es knistert gewaltig zwischen uns. „Es… es tut gut, dich endlich meine Freundin nennen zu können.“, flüstert er und lächelt glücklich.

„Nehmt euch ein Zimmer.“, knurrt eine blonde Slytherin, als wir ein paar Tage später im Gang stehen und knutschen. „Neidisch?“, zische ich und grinse. Sie schaut mich angewidert an und geht ohne Worte davon. Schulternzuckend schaue ich wieder auf zu Fred. Ich habe meine Arme um seinen Hals geschlungen und meine Hände in seinen Haaren vergraben. „Neidisch.“, stimmt Fred mir zu und wir grinsen beide. Es hat schon vor einer viertel Stunde gegongt und eigentlich sollten wir uns in der Großen Halle versammeln, um die Verkündung der Champion mitzubekommen. „Kommt ihr bald?“, ruft George, der in der Tür zur Großen Halle steht und uns zu sich winkt. „Gleich.“, rufen wir im Chor zurück und George verdreht die Augen und verschwindet wieder. Fred und ich schauen uns an und lachen gleichzeitig los.

Wir sind natürlich nicht gleich in die Halle gegangen, sondern in einem einsamen Gang verschwunden und haben weiter rumgeknutscht und geredet. Nach einer Weile entschließen wir uns jedoch, der Veranstaltung teilzuhaben und schleichen uns vorsichtig in die rumorende Halle. Die Champions scheinen schon ausgewählt zu sein, zumindest ist der Lehrertisch komplett leer – weshalb wir, als wir das entdecken, auch nicht mehr schleichen – und es herrscht reges Treiben. Die Schüler sind quer durch die Halle verteilt, es wird getuschelt und hier und da gefeiert. Fred hält meine Hand und zieht mich hinter sich her. „Was haben wir verpasst?“ fragt Fred seinen Zwilling und scheucht zwei Erstklässer weg, damit er und ich neben George platznehmen können. „Das werdet ihr nicht glauben!“ – „Was?“ – „HARRY!“ – „Was ist mit Harry?“ – „Harry ist Champion für Hogwarts.“ – „WAS?“, rufen Fred und ich entsetzt im Chor und schauen von George zu einander und suchen dann nach Harry. „Er ist mit den anderen Champions und den Lehrern in irgendeinen Raum verschwunden.“ – „Wie kann das sein?“ George zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung wie er das gemacht hat, aber meinen Respekt hat er!“, lacht George und auch Fred ist ganz begeistert. „Wer sind die anderen Champions?“ frage ich und lasse meinen Blick durch die Halle schweifen. „Cedric Diggory, Fl-“ – „Was? Cedric?“ George nickt. „Wir haben zwei Hogwarts Champions?“ Er zuckt mit den Schultern. „Scheint so.“, lacht er. „Da kann doch was nicht richtig gelaufen sein, ich mein, wie kann das denn sein?“ Aber Fred und George interessiert das nicht, sie diskutieren darüber wie Harry es geschafft haben könnte. „Vielleicht hat er auch –“, aber wir erfahren nicht, was er vielleicht gemacht haben könnte, denn plötzlich erhebt Dumbeldore die Stimme. „RUHE!“, gebietet er und schlagartig wird es ruhig in der Großen Halle und alle Augen sind auf Dumbledore gerichtet. „Sie Veranstaltung ist beendet, Sie dürfen gehen.“ Er hat noch nicht ganz ausgesprochen, da ist er auch schon wieder verschwunden.

Auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum holt Hermine mich auf einmal ein. „Wo wart ihr?“, zischt sie und ich rolle mit den Augen. „Nicht da.“ – „Ach… Aber-“ – „Ist doch egal… Harry ist Champion?“, ich schaue begeistert zu ihr, aber sie sieht gar nicht glücklich aus. „Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Glaub mir, er hat seinen Namen ganz sicher nicht freiwillig in den Feuerkelch getan.“ Ich runzle die Stirn. „Aber wer sollte das sonst getan haben?“ – „Ich weiß es nicht, aber es heißt auf jeden Fall nichts Gutes.“ – „Ich hab mir auch schon gedacht, dass da was faul sein muss… allein schon, dass es zwei Hogwartschampion gibt – wie hätte Harry das bitte anstellen sollen?!“ – „Eben…“, flüstert Hermine. Vor uns gehen zwei blau gekleidete Mädchen entlang – Beauxbatons. „Die sehen aber gar nicht glücklich aus.“ Ich folge ihnen mit meinem Blick – Sie sehen enttäuscht und irgendwie wütend aus. Hermine lacht auf. „Wer sind eigentlich die anderen Champions?“, frage ich und schaue neugierig zu ihr. „Fleur Dellacour, ich weiß nicht ob sie dir was sagt.“ Ich überlege kurz und schüttle dann den Kopf. „Nope.“ – „Okay… Und… Viktor Krum.“, sie wird rot, als sie den Namen flüstert und ich beginne breit zu grinsen. „Viktor hat es geschafft?“ Sie nickt heftig und wird immer roter. „Cool.“ Bei ihrem Anblick lache ich auf. „Hermine, geht es dir gut?“ Sie holt tief Luft. „Er hat mich gefragt, ob wir ausgehen.“ – „Ich weiß.“ – „Wie, du weißt??“ – „Er hat es mir erzählt, er meinte du willst es dir überlegen.“ Sie nickt. „Was soll ich machen?“ – „Ehm… Ja sagen?“, lache ich und klopfe ihr auf die Schulter. „Mh…“ Den Rest des Weges geht Hermine schweigend und grübelnd neben mir her.

„Hat – George – Dir – eigentlich – erzählt-“, versuche ich Fred zu fragen, während er mich immerwieder mit Küssen unterbricht. Ich lasse mich kurz wieder in den Kuss versinken, erhebe dann aber wieder das Wort. „Dass Krum Champion für Durmstrang ist?“ Wir liegen auf Freds Bett – George und Lee haben uns freundlicherweise den Schlafsaal bis 22 Uhr überlassen – Er ist über mich gebeugt. Auf meine Worte hin, rollt er mit den Augen und dreht sich zur Seite, um sich neben mich fallen zu lassen. Wir starren beide an die Decke des Himmelbettes. „Ist er das?“, fragt Fred deutlich desinteressiert. „Jap. Das ist so cool. Ich wette das Tournier wird der Wahnsinn!“, schwärme ich und drehe mich auf die Seite, meinen Kopf auf meiner Hand aufgestützt. „Bestimmt.“, murmelt er in monotoner Tonlage. Ich runzle die Stirn. Sein Blick ruht immernoch auf der Decke. „Was ist los, Freddie?“ Ich will nach seiner Hand greifen, aber er zieht sie zurück. „Was ist so toll an ihm?“ – „An wem?“ – „An Krum?“ Ich rolle mit den Augen. „Ach Fred…“ Er schaut mich nicht an. „Bist du etwa eifersüchtig?“, quieke ich und setzte mich auf. Er schürzt die Lippen. „Nein.“, sagt er dann trocken. „Ich glaube schon.“, entgegne ich ihm grinsend und stupse ihm in die Seite. Er greift nach meiner Hand und hält sie am Handgelenk von sich weg. Endlich sieht er zu mir. „Was ist bitte los mit dir?“, energisch entziehe ich ihm meine Hand und reibe an der Stelle, wo er mich festgehalten hat. Sein Griff war nicht gerade leicht. Jetzt setzt er sich auch auf. „Ich hab dich letztens mit ihm gesehen, im Gang… Und dann deine Blicke, dein Geschwärme… Und warum fängst du in so einer Situation plötzlich von IHM an?“ Mein Mund klappt auf. Fred Weasley ist tatsächlich verdammt eifersüchtig. „Ich würde verstehen, wenn du ihn magst, er berühmt, sportlich… und reich.“ Das letzte Wort spuckt er förmlich aus. „Sag mal hast du irgendwie einen Vollschaden?“, gluckse ich und kann es wirklich nicht glauben. „Ich find ihn cool, ja. Aber ich mag ihn doch nicht so wie dich.“, versuche ich ihm zu erklären, doch er bleibt stur. Männer. „Warum sagst du dann Ja, wenn er dich fragt ob du mit ihm ausgehst?“ – „Was?“, verwirrt starre ich ihn an. „Wovon redest du bitte?“ – „Beim Feuerkelch. Ich hab euch reden hören.“ – „Dann hast du verdammt schlechte Ohren, mein Lieber.“ – „Ich weiß, was ich gehört habe.“ Ich nehme mir Freds Kopfkissen, schlage es mir vor den Kopf und lasse einen Schrei los. Dann reiße ich es wieder herunter und werfe es ein Stück von mir weg. „Er… Man, ich soll das eigentlich nicht sagen…“ – „Also doch!“, meint Fred triumphierend und irgendwie geknickt, doch ich winke ab. „Nein.“ – „Lüg nicht.“ – „FRED… ARGGHH…“, mache ich und stehe von seinem Bett auf. „Schlaf gut.  Wir sehen uns, wenn du deine kleine Krise überwunden hast.“ Ich winke in seine Richtung und laufe dann kopfschüttelnd die Treppen herunter.

Klar, die Situation, in der ich auf einmal von Krum angefangen habe, war jetzt vielleicht nicht die Beste. Aber ich wollte nicht nur den ganzen Tag rumknutschen, sondern auch mit Fred reden. Okay, vielleicht kein gutes Thema zum Reden… Aber Fred soll sich einfach mal abreagieren. Warum glaubt er mir denn nicht? Okay… Wenn ich sehen würde wie Fred mit einer dieser Veela-Tussis auf dem Gang reden würde, sie anschwärmen würde und dann einen Gesprächsfetzen mit ‚ausgehen‘ aufschnappen würde, dann würde ich sicher genauso reagieren. Fred soll sich einfach abregen – ich hoffe das tut er bald.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt