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Das neue Jahr hat begonnen. 2015. Vielleicht ist es mein Jahr. Meine Chance noch mal von vorne anzufangen.

*Flashback*

Heute Morgen hat es geschneit, Boden und Pflanzen sind immer noch mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Der Wetterbericht sieht gut aus, es wird nicht regnen oder schneien, wenn wir heute Abend das Feuerwerk betrachten wollen.

Fynn und ich waren gestern im Supermarkt und haben ordentlich viel Zeug gekauft, um es heute Abend richtig krachen zu lassen. Wir haben uns vors Haus gestellt, unsere Nachbarn stehen bei unseren Eltern, sie unterhalten sich.

Ich bereite mit meinem Bruder die Flaschen für die Raketen vor. In gleichmäßigen Abständen platzieren wir die alten Weinbehälter auf dem Boden und stecken die langen Holzschafte hinein. In den Rasen stecken wir Wunderkerzen.

Die großen Batterien packen schon mal aus und legen sie alle auf die Bank neben der Haustür, die Böller werfen wir alle in eine Kiste, mehrere Feuerzeuge liegen bereit und warten nur darauf benutzt zu werden.

Phil und Meg bringen Rebecca ins Bett, Dad schenkt bereits Sekt ein.

23.47.

Früher fand ich die Zeit bis um zwölf Uhr immer unglaublich lang und wollte, dass es so schnell wie möglich rum geht. Doch mittlerweile macht mir der 31 Dezember einige Sorgen. Ein weiteres Jahr vorbei.

Rückblickend war es nicht sonderlich erfreulich. Ich habe meinen besten Freund verloren und den Typen den ich liebe hinter mir gelassen. Ich habe etwas mit meinem Ex, der dafür Schuld ist, dass ich total am Boden war, angefangen habe zu rauchen und zu trinken und die Uni schleifen lassen habe.

Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde sich einiges ändern. Es nervt, hinterher immer schlauer zu sein und sich über die Dinge aufzuregen, die man so viel besser hätte machen können. Dieses 'Schicksal' ist tatsächlich ein mieser Verräter. John Green hatte Recht. Natürlich hatte er Recht.

Im Nachhinein wird es vielleicht eine 'gute Erfahrung' gewesen sein. Ich werde daraus gelernt haben - hoffentlich. Doch gerade ist es beschissen. Es frisst mich auf. Und niemand kann mir den Schmerz nehmen. Lindern ja, doch er kommt immer wieder.

Schmerz ist wie ein Montag. Verdammt scheiße.

Mit kleinen Schritten entfernt man sich davon, doch ehe man sich richtig darüber freuen kann, ist er auch schon wieder da.

23.56.

Dad kommt mit den Sektgläsern und stellt sie auf dem Schutz für die Mülltonnen hab. Die Familie und die Nachbarn bedienen sich dankend. Nur Fynn und ich lassen unsere Gläser stehen. Immerhin sind wir für den Spaß verantwortlich.

Grinsend schnappen wir uns Feuerzeuge und begeben uns in Position. Es sind genau acht Raketen, die man gleichzeizig anzüngen kann, also vier für jeden. Wir haben eine Sekunde zum Zünden eingeplant. Sobald also der Countdown bei 4 war, müssten wir anfangen.

"Nächstes Jahr," verspricht Phil meiner Schwester "wird alles anders."

Auch mein Vater sieht zu seiner Frau. "Nächstes ist unsere Silberhochzeit. Dann geht es nach Rom."

23.59.

Augenverdrehend mache ich mich bereit. Fynn hat es wohl gesehen.

Der Countdown beginnt.

"Zehn, Neun, Acht..."

"Nächstes Jahr," meint Fynn

"...Sieben..."

"lassen wir es richtig krachen."

"...Sechs..."

Ich grinse ihn zufrieden an.

30 Minutes | Niall HoranWhere stories live. Discover now