Herzerwärmende Begrüßung

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Reiji meinte, das wir demnächst unser Ziel erreichen würden. Nach ungefähr zehn Minuten kamen wir an einen Punkt an, wo die Limousine halt machte. Vor uns stand ein imposantes Tor, welches uns den Weg versperrte. Dahinter schien eine gepflasterte Straße fortzuführen und wie ich vermutete, zu einem Herrenhaus. Diese einschüchternd wirkende Einfahrt ähnelte stark der des Sakamaki Anwesens. Was der dunklen Aura ebenfalls beisteuerte war der Moment, als sie sich von alleine öffnete um uns Einlass zu gewähren.

"Sie erwarten uns bereits.", sagte Reiji ernst und richtete seinen Blick voraus. "Bevor wir ankommen, muss ich dich ermahnen genau auf meine Anweisungen zu hören.", befahl der Vampir und fuhr fort. "Sobald wir ankommen, wirst du mir das Reden überlassen! Kein Wort zu diesen Wesen, auch wenn sie Yui nur mit Namen erwähnen."

"Yui ?! Du meinst wir fahren zu..?"

"Ja, das meine ich! Wir erreichen gleich das Grundstück der Mukami. Also befinden wir uns auf feindlichem Gebiet. Ich möchte also betonen, das es sich hier nicht um eine einfache Verabredung handelt. Obwohl ich einmal erwähnen sollte, das du für deine Verhältnisse heute ganz hübsch anzusehen bist. Halte dich also zurück, sonst kommen diese widerlichen Kerle auf ganz bestimmte Gedanken."

Ich war mir nicht sicher, ob ich Reiji für das 'Kompliment' danken sollte, oder für diese Aktion hier. Ich konnte noch gar nicht fassen, das wir tatsächlich auf dem Weg zu Yui waren. Deswegen wollte er auch anfangs nicht erwähnen, was dieser Ausflug eigentlich sollte.

"Ach jetzt verstehe ich! Wenn Reiji im Anwesen oder auch nur in der Nähe dessen etwas über unser Vorhaben erwähnt hätte, wüssten seine Brüder sofort Bescheid. Eigentlich eine schlaue List, es wie ein Date aussehen zu lassen. "

Trotz allem schien ich enttäuscht. Hatte mir die Vorstellung, das wir eventuell so etwas wie ein Date gehabt hätten, gefallen? Obwohl mein Kopf ganz klar wusste, das dies nie in Erfüllung gehen würde, hoffte wohl ein kleiner Teil etwas ganz anderes... Zu diesem Zeitpunkt musste ich mir eingestehen, das sich dieser Teil von mir nach Reiji sehnte. Es waren doch diese kleinen Momente in denen er etwas anderes, als den sadistischen und unnahbaren Vampiren zeigte.

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Immer weiter fuhren wir den Weg hoch, bis der Wald endete und ein Haus am Ende zu sehen war. Eine Einfahrt führte bis vor den Eingang, welcher entlang einer hohen Hecke führte. Das Anwesen schien nicht dieselbe Größe zu besitzen, wie der der Sakamaki. Und doch schien diese nicht weniger beeindruckend. Das Gebäude schien einer moderneren Architektur zu entsprechen und machte den Eindruck eines Wochenendhauses für gehobene Leute. Innerlich verunsicherte mich der Anblick, da dies nicht den Vorstellungen einer Behausung von bösartigen Vampiren erfüllte. Gern hätte ich mir das Grundstück gern genauer angesehen. Da forderte Reiji mich schon auf, aus dem Auto zusteigen. "Merkwürdig...", murmelte Reiji nachdenklich und schweifte seinen Blick. "Stimmt etwas nicht?", fragte ich und sah ihn gespannt an. "Diese Vampire sind von niederer Klasse. Weder Adel oder von erwähnenswertem Namen. Wie also kommen sie zu einem derartigem Heim? Wir besiedeln bereits seit geraumer Zeit diesen Ort und es wäre mir oder den anderen aufgefallen, wenn es Vampire dieser Art gegeben hätte. Woher kommen sie also so plötzlich?". Und ab da verstand ich es. Reiji war keines Wegs wegen mir oder Yui hier. Die Tatsache allein, das es noch andere Vampire hier gab und diese erst vor kurzem so plötzlich hier auftauchten, bewegte ihn dazu hierher zu kommen. Sie stellten eine Bedrohung für die Sakamaki da. "Weißt du noch, was ich dir vorhin gesagt hatte, wie du dich zu verhalten hast?", erinnerte er mich. Ich nickte nur verständlich und wiederholte seine Anweisungen, "Dir das Reden überlassen und kein Wort an diese Leute." Reiji gab mir zu verstehen, das er mit meiner Antwort zufrieden war, als er sich ruckartig zum Eingang richtete. Fragend blickte ich ebenfalls in genannte Richtung und sah es. Jemand stand dort und schaute zu uns hinüber.

Mir stellten sich die Nackenhaare auf, als mir klar wurde was, oder vielmehr wen ich dort sah. Es musste einer der Mukami sein. Einer der Kerle, welche Yui entführt hatten! Mit gelassenen Schritten näherte sich der Vampir, bis er direkt vor Reiji stand. "Ah, wie ich sehe lasst ihr auch nicht lange auf euch warten.", sprach er mit ruhigem Ton und sah Reiji eindringlich an. Mich würdigte er zunächst keines Blickes, weshalb ich die Gelegenheit ergriff, ihn mir genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der Kerl schien fast genauso groß wie Reiji zu sein und wahrscheinlich auch in seinem Alter. Durchaus konnte man ihn als attraktiv bezeichnen. Sein dunkles kurzes Haar, welches frech zerzaust lag, stand ihm gut und passten zu seinen Piercings. Diese konnte man gut an seinem rechten Ohr hervorblitzen sehen. "Willst du dich und dein Vieh nicht vorstellen? Es ist sehr unhöflich, ungeladen hier aufzukreuzen. Und da ich der Älteste von meinen Brüdern bin, möchte ich nur sicher gehen mit wem der Sakamaki wir es zutun haben."

Und da war es. In mir stieg die Kotze hoch und mein Puls raste vor Wut. Es war dieses eine Wort, welches mir sofort zeigte mit was für eine Art von Vampir ich es zu tun hatte.

"Vieh?!"

Ob es nun wandelnde Blutkonserve, Nahrung oder Vieh war. All das musste ich mir bereits seit Jahren anhören. Doch das einer die Frechheit besaß, mich beim ersten Treffen bereits so zu nennen, grenzte an Respektlosigkeit, welche ich nicht so auf mir sitzen lassen wollte.
Sofort war mir der Kerl unsympathisch und ich hätte ihm allzu gerne den Kiefer gebrochen oder einen Tritt in seine Weichteile gegeben. Doch innerlich versuchte ich mich unter allen Umständen zu beruhigen.

"Verdammt Mina!! Bleib ruhig und überlass Reiji das Reden. So hatten wir es doch abgemacht. Auch wenn ich ihm am liebsten die Fresse polieren würde... Du bist nur wegen Yui hier. Sie muss hier irgendwo sein und wir werden sie nicht noch einmal hängen lassen!"

Mit gesenktem Blick schritt ich hinter Reiji und hoffte darauf, das er mit diesem Kerl besser zurechtkommen würde. "Ist schon seltsam. Von mir eine Form der Höflichkeit zu erwarten, wobei ihr doch bereits auf unserem Grundstück eingebrochen seit und unseren Besitz entnommen habt.", fing er mit einem bitterbösem Lächeln an und fuhr fort, "Doch da ich mich nicht auf ein derartig niederes Niveau begeben werde, stell ich mich doch gerne vor. Ich bin Reiji Sakamaki, Zweitältester des Hauses . Sohn von Beatrix und Karlheinz Sakamaki. Und das ist unsere Haushälterin, Mina Shirohana."

Noch nie war ich von einer Ansprache von Reiji so begeistert wie in dem Moment. Doch es war nicht nur seine wundervoll abgehobene Art mit der er seinem Gegenüber entgegentrat, oder seine übertriebene Vorstellung. Sondern vielmehr die Tatsache, das er mich vor einem anderen Vampir als Person vorstellte und nicht als wertloser Mensch oder Gegenstand. Ich beruhigte mich ein wenig und war heilfroh, Reiji die Konversation mit diesen Kerlen zu überlassen. "Ah, ist das so?", entgegnete der Dunkelhaarige mit kalten Augen und sah an mir runter. Meine inneren Alarmglocken läuteten und etwas schrie in mir, mich von diesem Kerl fernzuhalten. Von außen erweckte er den Eindruck eines ruhigen, gut aussehenden Mannes. Doch als sich unsere Blicke trafen und ich in seine blaugrauen Augen sah, erkannte ich nichts als Kälte und Brutalität. Es war nicht zu übersehen, das er nicht viel von Menschen hielt, was mir umso mehr Sorgen bereitete. Denn er nannte 'Brüder'. Es schien also noch mehr von diesen Kerlen zu geben und diese hielten Yui fest.

"Dann entschuldige ich mich für diese Unannehmlichkeit. Mein Name ist Ruki Mukami und wie ich bereits erwähnte, bin ich der Älteste von meinen Brüdern. Bitte, folgt mir doch hinein. Das wäre doch wohl das Mindeste."

Begleitet von einer nicht abzulegenden Skepsis folgten wir Ruki Mukami ins Innere des Anwesens und damit immer näher zu Yui.

Mein Leben Unter Vampiren | Mina Shirohana | Diabolik Lovers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt