62. Der Fuchsbau

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Mühsam blinzelte Felice gegen das helle Sonnenlicht an, als sie beim nächsten Mal die Augen aufschlug. Schon wieder hatte sie es nicht unter Kontrolle halten können, aber Felice war vor Angst einfach wie gelähmt gewesen, sodass es unmöglich war, dem flammenden Wesen in ihrem Inneren zu widerstehen. Es war nicht einmal die Angst davor, wer genau ihre Vorfahrin gewesen war, sondern vor dem, was Guieneveres letzte Worte gewesen waren.

Eine Prophezeiung die laut Professor Dumbledore auf sie zu traf. Eine Prophezeiung die voraussagte, sie würde ihr Ende in den Flammen finden.

Felice presste die Kiefer aufeinander und versuchte die aufkeimende Furcht zu unterdrücken, sie durfte nicht schon wieder die Oberhand gewinnen.

Langsam richtete sich Felice auf, ewig konnte sie ja nicht liegen bleiben. Unter ständigem blinzeln, konnte Felice auch so langsam ausmachen, wo sie dieses Mal gelandet war. Mitten im Nirgendwo, auf irgendeinem Stoppelfeld, das sich anscheinend bis an den Horizont erstreckte.

Felice rieb sich ächzend über das taube Gesicht. Man hätte meinen müssen, dass sie sich so langsam an dieses Verbrennen hätte gewöhnen können, aber anscheinend hatte diese Sache dieselben Auswirkungen auf sie, wie das Apparieren. Felice fühlte sich Hundeelend. Kaum stand sie aufrecht, bekam sie auch die volle Breitseite der Nachwirkungen ab. Ihr Schädel dröhnte, alle ihre Glieder schmerzten und ihr war Übel.

Kaum hatte Felice jedoch ihre Übelkeit wahrgenommen, beugte sie sich auch schon, wie auf Kommando, vorn über und erbrach sich. Beim Blick an sich hinab stellte sie fest, dass sie wie bei den letzten beiden Malen über und über mit Asche beschmutzt und verkrustet war. Der Fade Aschegeschmack war überall in ihrem Mund. Auch ihre Schuluniform die sie immer noch trug, war mehr als nur ein wenig in Mittleidenschaft gezogen. Felice wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, denn sie fühlte sich vollkommen hilflos.

Verdreckt, sich miserabel fühlend und ohne Zauberstab, stand sie irgendwo im Nirgendwo und hatte keine Ahnung, wie sie zurück nach Hogwarts hätte kommen sollen.

Zu alledem fror Felice entsetzlich. Die Sonne begann gerade erst richtig aufzugehen und das Feld auf dem sie stand, war noch mit Raureif bedeckt. Felice, die natürlich keinen Mantel dabei hatte, fror fürchterlich und ihre verdreckten Fingernägel und Hände waren, unter dem grau des Aschestaubs, schon ganz blau gefroren.

Fröstelnd und von einem Bein aufs andere hüpfend, rieb sie sich über die Arme. Den Ärmel, den sie hochgeschoben hatte, als sie vor ein paar Stunden noch ihre Narben betrachtet hatte, zog sie schnell hinunter und rubbelte sich über den vor Kälte tauben Arm.

Sie musste schleunigst ins Warme. Der Winter war zwar vorbei, doch der Frühling ließ dieses Jahr auf sich warten. Ein kühler Wind blies über das Feld und brachte aus der Ferne den Klang von Kirchenglocken mit sich, ließen Felice aufhorchen.

Dort wo eine Kirche war, waren Menschen und dort wo Menschen waren, vielleicht eine Stadt oder zumindest ein Dorf.

Obwohl es Felice von Minute zu Minute schwerer fiel sich auf den Beinen zu halten, taumelte sie los in die Richtung, aus der die Geräusche zu kommen schienen. Vor ihr ragte ein Hügel in die Luft, hinter dessen sanfte Kuppel anscheinend die Geräusche zu kommen schienen. Das Läuten war zwar verstummt, aber dennoch beeilte sich Felice die Steigung zu erklimmen. Vollkommen außer Atem und nach Luft schnappend, erreichte Felice endlich die Spitze des Hügels. Ihre Beine zitterten Kraftlos, nicht mehr lange und sie würde vor Erschöpfung zusammenbrechen.

Felice hätte vor Freude weinen können, als sie unter sich, am Fuße des Hügels, tatsächlich ein kleines Dorf ausmachen konnte.

Etwas zu schnell für ihre schwachen Beine und die Steigung des Hügels, versuchte sie nach unten zu gelangen, dabei geriet Felice aber ins Straucheln und rollte die letzten Meter des Hügels hinunter. Unten angekommen schlug sie mit dem Kopf auf einen Stein auf und blieb erst einmal benommen liegen. Nach ein paar Momenten in denen Felice sich sicher wurde, dass sie nicht das Bewusstsein verlieren würde, rappelte sie sich erneut auf. Das warme Blut, das ihr seitlich an der Schläfe hinunterfloss, ignorierte sie. Besser sie wischte es sich nicht mit der dreckigen Hand weg, bevor es sich noch entzündete.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt