Erste Arbeit

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„Na los, Newt. Ich übernehme ab hier." Sagte dieser Alby, klopfte Newt auf die Schulter und wandte sich dann zu mir, während der Blondhaarige sich auf denn weg zum immer noch offenen Tor machte.

Ich schaute ihm hinterher, wie er immer kleiner wurde und auch seine Schritte nicht mehr zu hören waren.

Es fühlte sich komisch an, wieder alleine zu sein, obwohl Alby ja bei mir war, aber den kannte ich ja nicht, wusste nicht was ich von ihm halten sollte, wie ich ihn einzuschätzen habe.

Ich wusste dies und vieles andere nicht.








„Eigentlich passiert jeden von uns genau das gleiche. Wir wachen in der Box auf, können uns an nichts erinnern und leben dann hier auf der Lichtung.
Die ersten Tage werden ungewohnt und anstrengend werden, aber das wird nach einer Zeit. Glaub mir." Während mir der blonde stämmige Junge noch mehr erklärte, als man es mir heute ohne hin schon genug getan hatte, knieten wir vor den kleinen angebauten Feldern und befreiten diese vom jeglichen unnötigen Unkraut, der sich fest und vor allem dezenter zu viel auf der kleinen Fläche ausgebreitet hatte.

Nachdem mir auch Alby weitere Dinge erklärt hatte, wie zum Beispiel die Regeln, die jeder befolgen musste, brachte er mich schon zur ersten Arbeit, die ich mir anschauen sollten.

Er klopfte mir, bevor er mich mit dem Hüter der Hackenhauer, Zart hieß er glaube ich, allein ließ, noch mal auf die Schulter, lächelte mich aufmunternd an und meinte er würde mir etwas Zeit lassen, um mich einzugewöhnen.

Er hatte ein schönes Lächeln, es kam mir vertraut vor, strahlte eine Wärme und Ruhe aus, nach der ich mich aus irgendeinem Grund auch immer so sehr sehnte, aber es berührte mich nicht.

Egal wie sehr ich es versucht hatte, das Lächeln auf seinen Lippen zu erwidern, ich scheiterte dran, denn mir fehlte die Kraft, sowie die Wärme dafür, damit es überhaupt ansatzweise so strahlend wurde, wie seines es tat.

Was war diese Leere in meinem Inneren? Und damit meinte ich nicht das große Loch in meinen Erinnerungen.

Anscheinend war Newt, direkt nachdem er mich nicht mehr an der Backe hatte, ins Labyrinth zu den anderen gelaufen, da ich ihn nicht mehr auf der Lichtung fand.

Seufzend wendete ich mich wieder der feuchten dunklen Erde unter mir, die meine Hände bedeckte und bis unter meinen Fingernägeln durchgedrungen war. Ich umfasste eine besonders dicke Wurzel.
Die grünen leicht spitzen Blätter pickten unangenehm in meine Handfläche, besonders, als ich den Druck verstärkte und es mit einem Ruck ans Sonnenlicht beförderte. Es knackte, als die in der Erde fest verankerten Wurzeln schließlich schlapp in meiner Hand lagen. Ich schmiss diese ohne weiter acht darauf zu geben neben mir, in den Eimer und wendete mich lustlos den anderen kleinen Unkrautbüscheln, die mir langsam den letzten Nerv raubten.

Ich war müde, obwohl ich mich nicht großartig körperlich beansprucht hatte. Mir war es selber ein Rätsel.

Ich griff ein weiteres Mal nach einem Unkraut, zog es diesmal mit weniger Anstrengungen heraus und beförderte es wie seine Artgenossen davor in den immer voller werdenden Eimer.

Ich schaute wieder über die Lichtung, versank indem eigentlich schönen Anblick, der dennoch einen bitteren unangenehm Nachgeschmack hinterließ.

Fragen um Fragen erblickte ich in meinen Gedanken, aber ich fragte nicht.

Ich wusste nicht weshalb ich es nicht tat.
Vielleicht, weil ich die Antwort nicht wissen wollte.
Die Antworten mir zu sehr Angst machen würden.
Vielleicht, weil ich zu kraftlos war für diese Aufgabe.

Kraftlos um darüber nachzudenken, weshalb ich hier bin.
Wer mich her gebracht hatte.
Wie lange ich hier sein werde.

Es waren Fragen, die an mir zerrten, mir nicht aus dem Kopf gingen, mich quälten und keine freie Minute ließen.
Alles in mir verzerrte sich danach es zu wissen.
Dieses Loch in meinem Inneren zu füllen, mit anderen Gedanken, mit Erinnerungen.
Mit Gefühlen. Ich wollte fühlen. So sehr, dass tatsächlich ein leichter Schmerz in meiner Brust sich ausbreitete.

Die Schritte, die immer näher kamen und schließlich neben mir endeten bemerkte ich schnell, denn es war erschreckend still auf der Lichtung, als wäre ich alleine.

Der Schatten der Person legte sich über mich, verdeckte meinen Körper vor der Sonne.
Es war Alby, der sich neben mich gesellt hatte und Zart sowie mich fragte, wie es lief.
Da ich das Gefühl hatte, dass die Frage eher an den blonden Jungen neben mich gerichtet war, als an mich, zuckte ich nur lautlos mit den Schultern und widmete mich weiter dem kleinen Feld vor mir.
Die beiden Jungs redeten miteinander, aber es ging ins eine Ohr rein und durchs andere wieder raus.
Ich bemerkte ihre Blicke auf mir, die aber nur kurz auf mir lagen und dann auch wieder verschwanden.

„Komm Frischling, ich bring dich jetzt zu den Schlitzern. Du hast hier schon genug geschuftet."

Albys Stimme brachte mich dazu, meine mit Erde schmutzigen Hände auszuschütteln und aufzustehen.
Mein Rücken schmerzte von all dem Beugen und auch meine Oberschenkel brannten.
Alby verabschiedete sich von Zart, führte mich quer über die Lichtung, denn die Schlitzer hatten ihre Hütte ganz in einer Ecke.
Wobei man es als Hütten auch nicht so wirklich bezeichnen konnte, denn ein Dach gab es nicht, sondern nur vier Wände, die mit aller Not noch so zusammen hielten.

Die Tiere wurden nicht weit davon untergebracht, eingezäunt damit nichts weg laufen kann.

Auf den Weg dahin sprach Alby etwas mit mir, versuchte ein Gespräch anzufangen, scheiterte aber hauptsächlich, denn ich wusste nicht was ich sagen sollte.

„Gibt es einen Grund, weshalb du keine Fragen stellst?"
Kurz brachte mich Alby mit diesem Satz aus dem Konzept.
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, schaute ihn an, schweigend.

„Newt meinte, dass du gestern gefragt hast.
Eigentlich wollte er dir heute Antworten geben. So weit es halt möglich ist, aber er meinte dass du seit heute Morgen sehr still bist und kaum redest."

Es wunderte mich.
Ich habe es nicht bemerkt gehabt. Ich dachte, dass ich vielleicht von Natur aus so ruhig und karg bin, aber selbst bei diesem Punkt konnte ich mir nicht sicher sein.

Traurig.

Einfach nur traurig.

So meine lieben, da ich fleißige und wartende Leser habe, gibt es hier ein weiteres Kapitel, welches euch hoffentlich gefällt❤️.
Dennoch möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass dieses Tempo, in welchem die Kapitel hochgeladen werden, nicht immer so sein wird, da mir langsam die vorgeschriebenen Kapitel ausgehen und ich wegen meinem Abi nur sehr wenig Zeit für Wattpad habe.
Ich wünsche euch was🥰
Voten und kommentieren nicht vergessen❤️

Love you eure Devilcrown 👑

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt