Viel Glück

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Ein Morgen wie jeder es war.

Nur träge öffneten sich meine verklebten leicht rot unterlaufenen Augen.

Es war noch dunkel, die Sonne kämpfte sich gerade durch den unendlich erscheinenden Horizont, aber es würde noch dauern, bis ihr Licht die Lichtung berührte und die Lichter somit aus dem Schlaf reißen würde.

Wie so oft weigerte sich mein Körper und der Kopf irgendetwas zu machen, geschweige den überhaupt aufzustehen.

Was bringt es mir denn, fragte ich mich jedesmal, wenn meine Augen regungslos auf der Lichtung lagen und meine Ohren dem leisen Wind lauschten.

Ich würde arbeiten gehen, essen, wieder arbeiten und dann schließlich ohne mit den anderen noch etwas zu unternehmen, schlafen gehen, denn die Erschöpfung lag schwer in meinen Knochen und ließ sich selten abschütteln.

Wird das mein Leben werden?

Die gleiche Routine nachgehen, jeden Tag, jede Woche und Monat, für den Rest meiner Zeit auf dieser Welt.



War das überhaupt leben?

Ich zwang mich nicht mehr darüber nachzudenken, den mir war bewusste, dass es zu nichts führen würde.

Das Aufstehen gehörte wenn nicht zu den anstrengenden Dingen in meinem Alltag, aber auf wundersamer Weise, gelang es mir jedesmal meinen Körper aufzurappeln.

Es war relativ frisch und wie immer lag ein dicker Nebel in der Luft, wenn ich mich anfing fertig zu machen.

Das Wasser war eiskalt, aber half nur bedingt die Müdigkeit zu vertreiben.

Die Jungs schliefen noch, denn ich hörte keine Schritte oder verschlafene Stimmen auf der Lichtung, die zu mir drangen.

Eigentlich war ich immer die erste, die aufstand. Selbst die Läufer waren zu dieser Uhrzeit nicht auf den Beinen, obwohl sie doch immer direkt wenn die Tore sich öffneten ins Labyrinth rannten.

Ich wusste nicht, ob ich Glück oder Pech hatte damit, dass ich immer viel zu früh aufstand.

Zwar war mir eine Ruhe möglich, die nur selten auf der Lichtung herrschte, dennoch bekam ich nie genug Schlaf um den Tag zu überstehen. Aber auch wenn ich die letzte Person sein würde, die aus der warmen Hängematte stieg, so würde ich nicht ansatzweise mehr Schlaf kriegen, denn auch in der Nacht war es mir nicht gegönnt die Augen für mehr als eine Stunde zu schließe.

Nur zu deutlich erkannte man den Schlafmangel an den tiefen fast schon schwarzen Augenringen, auf die mich mal Alby angesprochen hatte.

Ich hatte daraufhin nur mit den Schultern gezuckt.

Mir war es egal wie ich aussah.

Schließlich gab es nichts auf der Lichtung, für was ich mich hübsch machen müsste.

Es gab nichts in meinem Leben, welches mir mal was anderes als diese Desinteresse fühlen ließ.

Meine schweren Schritte führten mich zu dem Tor, welches sich schon bald öffnen würde.

Es gehörte zu meiner Routine jeden Morgen mir das Spektakel anzuschauen und unbewusst auch auf die Läufer zu warten und ihnen hinterher zu schauen, wie sie hinter den Ecken verschwanden.

Aber nie wusste ich weshalb ich genau davor stand und die kahlen grauen Mauern betrachtete.

In meinem Kopf zählte ich die Sekunden ab.

Ich hatte es im Gefühl wann die Tore sich öffneten.

„5" flüsterte ich leise vor mich hin.

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt