Wertlos

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„Hey."

Langsam hob ich meinen Kopf, schaute Winston ins Gesicht, der leicht lächelnd hinter mir stand und mich anscheinend dabei beobachtete hatte, wie ich mir eine von den Kühen anschaute, die ein Kalb in sich trug. Nicht mehr lange und sie wurde schon ein neues Leben gebären.

„Morgen." erwiderte ich nur, und wollte eigentlich wieder meine kaum vorhandene Aufmerksamkeit dem Vierbeiner vor mich schenken, doch anscheinend hatte der Hüter der Schlitzer ganz andere Pläne mit mir, denn er zog mich nur am Arm von den Tieren weg Richtung Essensausgabe.

„Aber ich habe gar keinen Hunger, Winston."

Versuchte ich mich halbherzig von seinem Griff zu lösen, denn ich hatte gerade wenig das Bedürfnis nach essen und den Jungs, die sich dort alle befinden werden.

Doch Winston dachte nicht dran, mich gehen zu lassen, denn er erwiderte nur drauf, dass ich etwas essen muss, wenn ich bald nicht unter der Erde liegen möchte.

Wer hat den gesagt, dass ich es nicht will?

Ein weiterer Gedanke, der diesmal fast über meine Lippen gegangen wäre, hätte ich es nicht aufgehalten.

Was war dieses Bedürfnis einfach mit all dem aufzuhören?

Winston währenddessen schien nicht so als hätte er etwas von meinem Inneren Chaos mitbekommen, denn in aller Ruhe schnappte er sich zwei Teller und Löffel, drückte mir von beiden eins in die Hand und dirigierte mich zu der kleinen Warteschlange, die vor der Küche stand.

Lange dauerte es nicht, da waren Winston und ich schon dran, unser Essen zu bekommen.

Pfanne sah recht verwundert aus, als er mich erblickte, reichte mir dennoch lächelnd das Essen und wünschte mir einen gute Appetit.

Ich wusste, dass es komisch rüber gekommen war, schließlich ließ ich mich nie beim Frühstück erblicken, lieber verschwende ich meine Zeit mit der Verpflegung der Tiere, als hier zu sitzen.

Und ich wusste in was ich mich da rein geritten habe, denn Winston wird bestimmt seine Chance sehen und mich ab nun jeden Morgen dahin zwingen.

Der Hüter erblickte Luka, der es sich ein Stück weit von uns auf den Rasen bequem gemacht hatte und seinen vollen Teller jedoch noch nicht angerührt hatte.
Anscheinend hatte er auf uns gewartet, denn kaum sah er uns auf ihn zukommen, schon begrüßter er uns erfreut.

„Na, hat ja ziemlich lange gedauert." Lächelte der jüngste von uns drein.
Zwar wusste ich nicht genau, ob er wirklich jünger war, aber es erschien uns so.

Das Essen schmeckte nicht schlecht.
Was sollte man denn bei einem belegten Brot und Rührei schon falsch machen?

„Was machst du so ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter? Hast gar keinen Grund dazu, schließlich regnet es hier ja nie. Also hau schon raus."

Aufmerksam lagen die Augen von beiden Jungs auf mir, wahrscheinlich eine Frage auf die beiden endlich eine Antwort haben wollten, denn es ist nicht das erste Mal, dass ihnen aufgefallen war, wie „mies" meine Laune war.
Aber egal wie ich es auch versuchte es ihnen zu erklären, so war ich halt.

Ich wusste nicht, weshalb ich so dachte wie ich nun mal dachte, oder weshalb ich so fühlte, denn mir war schon früh aufgefallen, dass mit mir eine Sache gewaltig nicht stimmte.

Seit dem Aufenthalt hier, habe ich noch nie gelacht, weder geschmunzelt oder gegrinst, was den Jungs hier, vor allem Winston, Luka und ein paar andere stark zu bedenken gab.

Das Problem lag nicht daran, dass es mir widerstrebt, meine Mundwinkel etwas zu heben, aber anscheinend hatten diese Mundwinkel ein Problem, der anscheinend dran lag, sich zu bewegen.
Als würde eine Last drauf liegen, oder eine Barrikade in meinem Gehirn, welches verhinderte, dass ich Lächeln konnte.

𝔼𝕞𝕠𝕥𝕚𝕠𝕟𝕝𝕖𝕤𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt