38. Besuche

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In ihrem Knie langen dunkelgrünen Mantel betrat das junge Mädchen das St Mungo Hospital.
Ihr Herz klopfte schneller als gewöhnlich. Bald würde sie die besten Freunde ihrer Eltern kennenlernen. Die Frau nach der sie benannt wurde, und die in den ersten Jahren sowas wie die Mutter Rolle übernommen hatte. Die Eltern von Neville Longbottom. Alice und Frank.
Sie war geschockt gewesen als ihr Vater ihr erzählt hatte, dass sie in den Wahnsinn gefoltert worden waren. Sie hatte ihn gefragt ob sie sie besuchen könnten, und er hatte sie gefragt ob sie es noch garnicht wisse. Es war schlimm gewesen das zu hören, und besonders Neville tat ihr Leid. Wie musste es sich bloß für ihn anfühlen.
Trotz allem hatte Alice drauf bestanden sie kennenzulernen, und war schließlich zum St Mungos appariert. Ihr Vater hatte sie hin gebracht, doch Alice wollte sie alleine besuchen. Warum wusste sie selbst nicht so genau, sie wollte einfach nicht, dass ihr Vater mitkam. Abgesehen davon hatte sie danach noch etwas vor, was ihr Vater ganz bestimmt nicht erlauben würde, allein schon deshalb musste sie das alleine machen.
"Kann ich etwas für Sie tun?" fragte eine ältere Krankenschwester freundlich. Alice schluckte und lächelte nervös zurück, wobei die sich kurz am Handgelenk kratzte.
"Ich suche Alice und Frank Longbottom. Sie... waren die Freunde meiner Mutter..." Ihren Vater erwähnte sie ertmal nicht, wer weiß was passieren konnte. Sie hatte mit ihrem Vater besprochen, dass sie sich als Alice Crouse ausgeben würde, die sie ja streng genommen nichtmehr war.
"War?" fragte die Schwester.
"Ja... sie ist gestorben. Ich wurde früh adoptiert, und habe erst vor kurzem ein wenig über meine Mutter erfahren. Unter anderem, dass sie gut mit Alice Longbottom befreundet war. Deswegen bin ich hier."
Die Schwester lächelte mitleidig. "Das tut mir Leid, wie ist Ihr Name?"
"Alice Crouse, ich wurde von meiner Mutter nach eben der Alice benannt die ich gern kennenlernen möchte." sagte Alice leise.
"Kommen Sie doch mit Miss Crouse, sie wohnen auf der Station für Unheilbare Krankheiten oder Flüche."
Alice lächelte sanft. "Vielen Dank." sagte sie, und folgte der Schwester. Sie gingen mehrere Flure entlang, Treppen hoch, und noch mehr Flure lang, bis sie schließlich vor einer Tür stehen blieb.
"Hier ist es. Möchten sie etwas Zeit für sich?" fragte die Krankenschwester.
"Das wäre schön..." sagte Alice höflich. "Gut, in ca einer halben Stunde sollte ihr Sohn sie auch besuchen kommen. Kann ich ihm sagen, dass Sie da sind?"
Alice nickte. "Ja. Wir kennen uns aus der Schule. Ich fände es nett mich kurz mit ihm zu unterhalten."
Die Schwester nickte und verschwand wieder dan Gang runter.
Alice atmete tief durch, und hob zögerlich die Hand um zu klopfen.

Alice war sich sicher sie hatte innerhalb von so wenig Zeit noch nie so viel geweint. Sie hielt den Schmerz kaum aus, über das Wissen, dass diese Zauberer nichtmal mehr ihre eigenen Namen kannten, geschweige denn den von den Leuten ihrer Umgebung. Wie musste es sich anfühlen zu wissen, dass die eigenen Eltern einen nicht mehr erkennen? Und trotzdem hatte die junge Rothaarige die verrückten Erwachsenen sofort ins Herz geschlossen, und sich innerlich versichert sie öfter besuchen zu kommen. Sie hatten so eine seltsame Art freudlich zu sein, die Alice irgendwie mochte.
Ähnlich wie Kinder irgedwie, lieb und leicht verpeilt.
Nach exakt einer halben Stunde klopfte es an der Tür, und Alice öffnete sie. Neville Longbottom sah sie neugierig an. "Hallo Alice. Die Krankenschwester hat mir erzählt, dass du da bist. Nur nicht warum. Ich meine... Es ist schön dich zu sehen... Aber ich verstehe nicht warum du da bist... Und wie du es herausgefunden hast... Es wissen kaum welche davon... Naja, dass meine Eltern hier sind eben..." sagte er etwas schüchtern.
Alice lächelte. "Neville... Es ist wichtig, dass du niemandem davon erzählst was ich dir jetzt sage." Sie wollte bloß sicher gehen. Neville nickte rasch. "Natürlich. Das bleibt hier in diesem Raum." versicherte er. Alice nickte ernst. "Deine Eltern waren gut mit meinen befreundet. Mit meinen leiblichen Eltern meine ich.
Es hat ja irgendwie jeder mitbekommen was passiert ist... Bis auf die Details, die so gut wie niemandem bekannt sind."
Neville nickte zustimmend. "Ja, du bist adoptiert, das ist so ungefähr das was jeder weiß. Aber keiner weiß aus welchen Gründen, und wer deine richtigen Eltern sind."
"Ja..." sagte Alice langsam. "Es ist auch ein wenig kompliziert, ansonsten wüsste die Schule es schon... Die Sache ist die" sie machte eine kleine Pause. "Ich bin die Schwester von Harry."
Neville sah sie mit großen Augen an. "Von Harry Potter?" fragte er.
"Ja. Genau genommen bin ich aber nur die Halbschwester. Mein Vater, und es ist wichtig, dass niemand das erfährt, ist Professor Snape."
Neville sah sie verdattert, und ein wenig ängstlich an. Alice verdrehte due Augen. "Ach komm schon Neville!" sagte sie lachend. "Das macht mich doch nicht zu einem anderen Menschen! Dad ist wirklich... Nett, wenn man hinter die Fassade sieht."
Neville schüttelte den Kopf. "Snape hasst mich!" sagte er überzeugt, doch die Rothaarige seufzte nur. "Nein, das tut er nicht. Erinnerst du dich an letztes Jahr? Er war nicht gerade nett zu mir, aber das lag daran, dass er wollte, dass ich ihn hasse. Das ist jetzt vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber er wollte nicht, dass ich erfahre, dass er mein Dad ist, weil er der Meinung war es wäre sicherer für mich. Er hat es getan, damit ich ihn nicht mag, was es ihm leichter machen würde es mir zu verheimlichen, da er sich dann einreden kann ich würde ihn eh nicht als Vater wollen. Verstehst du?
Neville, er ist so zu dir, weil er will, dass du ihn nicht magst, was es ihm leichter macht sich von dir fern zu halten. Als ich noch klein war, waren deine Eltern eng mit Daddy befreudet, weil Lily gegangen war, und sie ihm halfen mich aufzuziehen. Sie waren fast täglich in Spinners End zu Besuch, und wir waren schon fast eine Familie. Deine Mutter... ich wurde nach ihr benannt, und sie war so etwas wie eine Ersatz-Mutter für mich. Lily ist Harrys Mutter wie du sicher weißt, und sie war über ein Jahr mit meinem Dad zusammen,  bevor er sie zu James zurück geschickt hat, weil er der Meinung war sie würde es bei ihm besser haben. Was viele nicht wissen ist, dass Evans der Mädchenname von Lily war, weshalb ich so heiße, da ich mich schlecht Snape nennen kann. Nicht, dass ich nicht gerne so heißen würde, es ist bloß eine sicherheits Maßnahme, auf die mein Vater besteht. Naja, mit drei hat er mich dann weggegeben, da er der Meinung war, dass ich es bei ihm nicht gut hätte. Vollkommener Stuss wenn du mich fragst, aber na gut. Ich wurde also obliviiert, und kam zu den Crouse, da meine Patenonkel, Remus Lupin und Sirius Black, sich beide nicht dazu in der Lage sahen mich aufzunehmen, und Lily sich nicht traute James von mir zu erzählen!" Alice hatte ohne Punkt und Komma die gesamte Geschichte herunter gerattert, wenn auch in einer sehr verdrehten Reihenfolge. Jetzt holte sie tief Luft, da ihr die bei der Geschichte etwas ausgegangen war. "Alles klar soweit, oder gibt es Verständnis Fragen?" fragte sie lächelnd. Etwas perplex starrte Neville sie an.
"Ähh... Ja. Wieso weißt du davon, wo er es dir doch nicht erzählen wollte? Woher kannten sich unsere Eltern? Weiß Harry davon? Wer weiß eigentlich überhaupt davon? Hat es etwas geändert?" fragte er.
"Okay, immer langsam, also davon erfahren habe ich von Dad, äh, lange Geschichte, sagen wir mal ich habe ihn unfreiwillig überzeugt es mir zu sagen. Harry weiß davon, dass ich seine... Ach du meine Güte, ich wollte ihm ja noch schreiben wer mein Dad ist!" fiel Alice ein. "Naja, das mache ich dann... Äh ansonsten wissen die Lehrer und meine Freunde davon, also Katie, Angelina, Fred und George. Außerdem weiß es meine ganze Familie, womit ich die einschließe mit denen ich nicht Blutsverwandt bin. Und... Was wolltest du noch wissen?"
Fragte Alice die sich nicht alle Fragen hatte merken können. "Was es verändert hat und wie sich unsere Eltern kennengelernt haben." sagte Neville sofort.
"Stimmt, naja, also genau genommen hat die Geschichte mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich wohne jetzt bei Dad, seit Anfang der Sommerferien, und naja... Auch sonst hat sich irgendwie alles geändert. Unsere Eltern kannten sich noch aus der Schulzeit und Lily hat sie einander vorgestellt. Deine Mutter war die beste Freundin von Lily, und Dad war eigentlich ihr bester seit Kindertagen. Deine Mum und dein Dad sind schon in der Schulzeit zusammen gekommen, und naja... Dad hat sie eben kontaktiert als er alleine mit einem Kleinkind da saß, und offensichtlich überfordert war!" Alice lachte, und Neville sah sie etwas skeptisch an. "Dad ist wirklich in Ordnung, Neville. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. Ich finde es schade, dass er keinen all zu guten Ruf an Hogwarts hat, aber er möchte im Prinzip nur verstecken, dass er verletzt wurde.
Nimm es ihm bitte nicht übel, dass er so gemein zu dir ist, er meint es nicht so..." sagte Alice und lächelte sanft.
"Ich fand es schön deine Eltern kennenlernen zu dürfen. Du musste sehr stolz auf sie sein..." sie seufzte. "Ich lasse euch mal alleine. Wir sehen uns sicherlich in der Schule."
Sie umarmte den etwas perplexen Neville. "Tschüss!" sagte sie in die Runde.
"Alice?" fragte Neville, als Alice schon auf dem Weg raus war.
"Ja?"
"Danke, dass du es mir erzählt hast."
Alice lächelte leicht. "Ihr gehört für mich auch zur Familie." sagte sie nur. "Ich habe eine große Schwester..." murmelte Neville ungläubig als Alice den Raum verließ, und leise die Tür hinter sich schloss.
Die junge Rothaarige lächelte, und atmete tief durch. Jetzt kam der schwierigere Teil des Tages, und Alice war gespannt was er weiter bringen würde.
Sie hatte voraussichtlich ihr Muggelgeld eingepackt, und fuhr nun mit der 'U-Bahn' (engl. Tube) durch London, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten. Sie wappnete sich innerlich mehrmals auf die kommende Begegnung, und versuchte sich im Kopf ihre Worte zurecht zu legen.
Langsam wanderte sie die Straßen entlang, wobei sie immer wieder in Erwägung zog umzukehren. Wollte sie das jetzt machen? Sie hatte einige Bedenken was das alles anging. Einmal mehr war sie froh es ihrem Vater nicht erzählt zu haben, denn wenn sie schon leicht skeptisch war, würde ihr Vater sie wohl direkt lebenslänglich einsperren um sicherzugehen, dass sie nicht tun würde, was sie jetzt zu tun im Begriff war.
Da war es, das war die richtige Adresse. Alice Herz klopfte wie wild, als sie die letzten Schritte zur Haustür hinter sich brachte, und nervös vor der Tür stehen blieb.
Sie hob ihre Hand zur Türklingel, und beobachtete einen Moment lang wie sie zitternd auf dem Knopf lag ohne ihn zu drücken. Ein letztes Mal atmete sie tief durch, noch könnte sie umkehren.
Dann drückte ihr Zeigefinger die Klingel herunter, und es gab kein zurück mehr.
Alice hörte von draußen das schrille klingeln der Glocke, und ließ nach zwei endlosen Sekunden die Klingel los. Von innen nährten sich Schritte, und Alice richtete sich ein Stück auf, und setzte ein nervöses, aber freundliches Lächeln auf.
Alice beobachtete wie die Türklinke herunter gedrück wurde, und eine hagere Frau die Tür öffnete.
"Lily!" keuchte sie erschrocken als sie die blasse Rothaarige vor ihrer Tür sah. Alice schüttelte leicht den Kopf.
"Alice Lilian." sagte sie freundlich, und hielt der Frau ihre Hand hin.
Einen Moment starrte die Frau ihre Hand an, dann ergriff sie sie zögerlich, mit einem leicht misstrauischen Blick. "Petunia Dursley" sagte sie knapp.
"Ich weiß... Sie... Sind meine Tante." sagte Alice und gab ihrer Stimme die Ruhe die sie eigentlich nicht hatte.
Die Frau schwieg, und starrte sie unfreundlich an. Alice beschloss ihre altbekannte Meistermethode wieder mal auszupacken. Sie hieß 'Freundlichkeit überrumpelt'.
"Ich habe mich so darauf gefreut Sie endlich kennenzulernen!" quietschte Alice begeistert, was die Frau sichtlich zu verwirren schien. "Ich meine... Sie gehören zu meiner Familie, und Familie steht bei mir an erster Stelle!" sagte die Rothaarige entzückt. "Ich habe so viel schon von euch gehört, und ich musste euch einfach selbst kennenlernen! Ich nehme an ihr wusstet nicht von mir, ich wusste ja eigentlich selbst nicht von mir." Alice lachte, und es hörte sich um einiges echter an als es war.
"Das ist sooo aufregend!" Alice hüpfte leicht auf und ab. "Sind mein Onkel und mein Cousin auch da?"
Vollkommen perplex starrte ihre Tante sie an. Noch bevor sie antworten konnte redete Alice jedoch schon weiter.
"Ich habe schon gehört, dass ihr nicht allzu begeistert von" Alice senkte die Stimme "Magie seid, aber ich bin ganz normal ehrlich!" sagte sie aufgedreht, was in sich schonmal ihrer Aussage wiedersprach.
"Du... Bist also nicht so eine Missgeburt wie meine... Schwester?" spuckte die Frau förmlich aus, und Alice legte die Stirn in Falten.
"Sie reden nicht besonders nett über ihre Schwester." sagte sie leise. "Man sollte die guten Beziehungen in der Familie pflegen, Blut ist dicker als Wasser...
Wäre es Ihnen denn lieber wenn ich normal wäre?"
"Um einiges." sagte die Frau spitz.
"Nunja, dann muss ich Sie wohl enttäuschen. Aber heute habe ich das alles extra Zuhause gelassen.
Wissen sie, dass ich sogar meinen Dad dafür angelogen habe euch kennenzulernen?" fragte sie rhetorisch, da sie es natürlich nicht gewusst hatten.
"Dein Vater also... Wer ist er denn wenn man fragen darf?" fragte Petunia leicht gehässig.
"Oh, Sie kennen ihn. Severus Snape, ihr wart füher Nachbarn. Naja, ich meine ihr habt in der Nähe voneinander gewohnt..."
"Ha, der Spinner aus Spinners End! Wirklich toll!" fauchte die Frau wütend.
Alice lächelte, was sie sichtlich aus dem Konzept brachte.
"Ja, ich hatte fast erwartet, dass Sie das nicht unbedingt gutheißen. Darf ich wenigstens noch meinen Cousin und meinen Onkel kennenlernen? Man sollte sich als Familie kennen finde ich." sagte sie freundlich.
"Selbst wenn sie da wären würde ich bezweifeln, dass das auf Gegenseitigkeit beruht." sagte sie höhnisch.
"Hm... Dann warte ich hier." sagte die Rothaarige gut gelaunt.
"Rate Mal was du eben nicht tun wirst!" zischte die hagere Frau.
"Sie können mich nicht davon abhalten, okay?" sagte Alice ernst und mit Nachdruck. "Ich habe mein Leben gelebt, ohne zu wissen, dass ich da draußen eine Familie habe! Meine Mutter hätte alles für Sie getan, während Sie sie nichtmal gut behandeln nachdem sie tot ist verdammt!" rief Alice aufgebracht. "Es war Ihre Schwester! Wie können Sie bloß damit leben, dass sie gestorben ist, und Sie ihr vorher nicht einmal sagen konnten, dass Sie es nie so gemeint haben. Dass sie Ihnen trotz allem am Herzen liegt.
Ich würde jederzeit alles für meine Familie tun, auch für Sie! Undzwar einfach weil es meine Familie ist, und ich mich um die Sorge! Meinen Sie es ist einfach für mich damit zu leben, dass meine Mutter gestorben ist ohne die Chance ihre Tochter jemals kennenzulernen? Tja, dann kann ich Sie wohl nicht verstehen, denn Sie hatten diese Chance, und Sie haben sie verspielt, während ich so viel dafür geben würde diese Chance überhaupt zu bekommen!" Alice atmete tief durch.
"Glauben Sie mir, ich konnte meine Mutter schon nicht kennenlernen, es wird mich nichts davon abhalten meine restliche Familie kennenzulernen bevor sie ebenfalls stirbt, und ich die Chance nicht ergriffen habe so wie Sie..." sagte Alice, und blinzelte mehrmals, damit die Tränen verschwanden die ihr in die Augen gestiegen waren.
Sie merkte, dass ihre Worte die Frau getroffen hatten, denn sie stand wie vom Donner gerührt da, und sah das Mädchen an.
"Es tut mir Leid..." seufzte Alice. "Normalerweise bin ich nicht so leicht aufzuregen. Was muss das bloß für einen Eindruck machen?"
Sie sah zu Boden, und spielte mit ihrem Lilien Anhänger herum.
"Der gehörte Lily nicht?" fragte Alice' Tante.
Alice nickte. "Sie hat ihn mir hinterlassen. Zusammen mit ein paar wenigen anderen Dingen ist es das einzige was ich von ihr habe..." sagte sie traurig.
"Wenig ist mehr als nichts." sagte Petunia ruhig.
"Sie haben nichts was Sie an ihre Schwester erinnert?" fragte Alice geschockt. "Nicht mal ein Bild?"
Die hagere, schwarzhaarige Frau schüttelte den Kopf.
"Wollen Sie meinen Anhänger haben? Man kann doch nicht ohne eine letzte Erinnerung leben!" sagte Alice bestürzt.
"Nein..." sagte Petunia langsam. "Komm herein. Ich muss doch meine Nichte kennenlernen..."
Alice lächelte breit, sie ahnte wie viel Überwindung dieser Schritt der Frau gekostet haben musste.
"Danke." sagte sie von Herzen.
Petunia machte ihnen Tee, und sie unterhielten sich eine Weile. Dabei musste Alice feststellen, dass ihre Tante längst nicht so schlimm war wie Harry sie beschrieben hatte. Im Gegenteil, sie war recht nett, auch wenn Alice aus dem Gespräch erfuhr, dass sie sich nie sonderlich gut mit Lily verstanden hatte, obwohl die Rothaarige das im Prinzip schon wusste.
Mit Petunias Mann Vernon und deren Sohn Dudley war es eine andere Sache. Die kamen nach ungefähr einer halben Stunde nach Hause, und Alice musste zu ihrem bedauern feststellen, dass Vernon tatsächlich nicht sehr sympatisch war, auch wenn sich das Mädchen nichts anmerken ließ. Dudley würde sie sogar als ganz nett einschätzen, wäre er nicht dermaßen fehlerzogen worden. Vernon mochte sie nicht, das war Alice sofort klar, und ihn konnte sie nicht umstimmen so wie ihre Tante. Mit Dudley konnte sie nicht mal richtig ins Gespräch kommen, da er unglaubliche Angst vor ihr zu haben schien. Schade eigentlich. Nach einer Weile verabschiedete die Rothaarige sich wieder, und verließ den weiteren Teil ihrer Familie den sie heute hatte kennenlernen dürfen.
Zufrieden mit dem Tag ging sie die Straße herunter, und sah sich noch ein letztes Mal zu dem Haus um. Sie lächelte leicht, und beschloss still einmal wieder zu kommen. Sie sollte die guten Beziehungen zu ihrer Familie pflegen, und dazu gehörte eben auch die Familie, die einen nicht mochte.
Es war ein langer Tag gewesen, und deshalb freute Alice sich sehr darauf nach Hause zu kommen, ihrem Vater von den Besuchen zu erzählen und dann schlafen zu gehen.
Und ja, sie würde ihm von beiden Besuchen erzählen, da er im Nachhinein ja ohnehin nichts mehr tun konnte, und vielleicht würde es ihn ja beruhigen, dass es gut gelaufen war? In Gedanken spielte Alice am Ärmel ihres grünen Mantels herum, die Blicke ignorierend die die Menschen um sie herum ihr zuwarfen. Sie musste zugeben, dass es nicht ganz normal war im Juli einen Mantel zu tragen, aber die Muggel konnten ja nicht wissen, dass der Mantel mehr ein Assessor war als wirklich dem Zweck dienen sollte zu wärmen, denn das tat er aufgrund eines Zaubers zum Glück nicht mehr. Spät Abends erreichte Alice wieder Spinners End, und lächelte in sich hinein, als sie daran dachte, dass sie durchaus Regeln brechen konnte. Denn das hatte Kate einmal zu ihr gesagt: 'Alice, du kannst einfach keine Regeln brechen!'

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