𝟓𝟏. 𝐏𝐑𝐎𝐌

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~~MORGAN~~
~Samstag~

»Ahhhhhhh! Scheiße, du beschissenes Ding!«, höre ich einen Schrei von unten und lasse erschrocken meine Bürste fallen. Etwas in Trance schaue ich mich nochmal im Spiegel an, bevor ich den Schrei dann endgültig zuordne. Bee. Es war Bee, die geschrieen hat. Der Schrei ist hoch gewesen, etwas gespielt und viel zu mädchenhaft, weil er dennoch nicht ganz so nervig war.

Ich verdrehe genervt und müde die Augen, gehe dann einen Schritt zurück, durch das Bad hindurch und in den Flur. »Alles okay da unten?« Meine Stimme schallt gefühlt durch unser ganzes Haus. »Ja, ich habe mich an dem blöden Lockenstab verbrannt. Ich hätte Jeremy sagen sollen er soll hier bleiben. Alleine bekomme ich das nicht auf die Reihe.« Ich gehe um die Ecke und blicke von der Treppe aus zum Wohnzimmer runter, in dem Bee steht, die gerade verzweifelt auf den Lockenstab schaut. Ihr langes rotes Kleid mit einem tiefen Schlitz raubt mir den Atmen, wie schon als ich es gestern das erste Mal gesehen habe.

Das Kleid umschmeichelt ihre schönen Kurven, der große Ausschnitt ihr Dekolleté und der tiefe Schlitz an ihrer Seite macht das ganze dann atemberaubend sexy. Ich nicke ihr flüchtig zu und lehne mich über das Treppengeländer. »Ich habe dir gesagt, dass ich dir auch helfen kann.« Sie hebt den Kopf und sieht mich unter geschminkten Augen an. »Ich habe die Nase voll! Die blöden Locken gehen bei meinen schweren Haaren eh spätesten beim Tanzen raus!«

»Apropos Tanzen. Hast du dein Zeug?« Genervt und ohne sich umzudrehen zeigt sie hinter sich auf die große Tasche. Ich kichere. »Scheint, dass du richtig Bock auf heute Abend hast.« Sie schüttelt den Kopf und schmeißt den Lockenstab dann durchs halbe Haus, dann nuckelt sie an dem Finger herum, der den Lockenstab wohl böse berührt hat. »Ich gehe einen trinken, wenn ich den heutigen Abend überlebe.« Ich senke den Blick, um ein Lachen über ihre genervte Stimme zu unterdrückten.

Ich gehe wieder hoch in mein Zimmer und ziehe meine hohen silbernen Schuhe an, was ich im Laufe des Abends sicherlich noch bereuen werde, zu tragen. Ich und hohe Schuhe?
No way.

Trotzdem kann ich in den Dingern laufen, weil Klein-Morgan es geliebt hat in hohen Schuhen zu laufen. Das hat sich dann auch mit sechzehn so weit gezogen, dass ich in hohen Schuhen gelebt habe. Dann bin ich umgeknickt und die Treppe heruntergeflogen und habe mir alle Bänder auf der rechten Seite gerissen. Dann war meine Session gelaufen und die hohen Schuhe sind vor lauter Wut in den Müll geworfen worden. Seit dem laufe ich nur noch ab und zu in den Dingern, damit ich es nicht verlerne, weil ich denke ich könnte es irgendwann noch gebrauchen.

Ich stelle mich nochmals vor den großen Spiegel und mustere mich kritisch. Ich trage ein silbernes langes Kleid, welches mir bis zu meiner Taille eng sitzt und danach gerade nach unten läuft. Es hat einen Ausschnitt, wenn auch nicht einen so krassen wie Bee und wenn ich mich drehe, dann schimmert das Kleid noch mehr, alles es eigentlich schon tut. Aber in einem eleganten Flair. Ich habe auch einen kleinen schnitt im Kleid, der das ganze dann etwas offener macht.

Ich trage Make-up, einen knallroten Lippenstift, der alle Blicke auf sich zieht und einen Eyeliner über ein bisschen Liedschatten. Meine Haare sind in Locken zurückgesteckt. Ich drehe mich etwas, um über meine Schulter meinen freien Rücken zu betrachten. Ich habe eine Kette gekauft, die vorne mein Dekolleté etwas verdeckt und hinten eine lange Schnur hat, die zwischen meinen Schulterblättern verläuft, sodass man sie immer noch unter meinen Haaren sehen kann. Der Abschnitt endet ein bisschen über meinen Becken.

Ich atme zufrieden auf.

Vor ein paar Wochen wäre ich da hingegangen ohne mich groß hübsch zu machen. Ich hätte getanzt und dann wäre ich weg gewesen. Jetzt... jetzt möchte ich diesen Verbindungsball wirklich genießen. Ich fasse mir einmal gedankenverloren hinter den Ohrring, als es klingelt. Ich reiße die Auen auf, blicke mich noch einmal an, schnappe mir die Klatsch mit meinem Handy und stürze dann die Treppe halb herunter. Bee bleibt mitten im Flur stehen und dreht sich zu mir um. Sie mustert mich von oben nach unten, als ich vor ihr zum stehen bleibe.

BREATHLESS  - even roses can break Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt