Kapitel 42: Das Medaillon

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Die Tage nach Weihnachten vergingen wie im Flug und bevor Lily und James überhaupt darauf gefasst waren, war es auch schon der 28. Dezember. An diesem Tag wollten Lily, Albus und Severus gemeinsam mit Kreacher und Regulus in die Höhle gehen, wo das Medaillon war, um eine Probe des Tranks zu Untersuchungszwecken mitzunehmen. Als sie am Abend zurück in Potter Manor waren, gingen Severus und Lily sofort in das Zaubertränkelabor von Euphemia und Fleamont. "Jetzt bin ich aber mal gespannt.", sagte Severus und Lily stimmte ihm nickend zu. Dann machte sie sich gemeinsam mit ihrem, mittlerweile wieder besten Freund, an die Arbeit. Zwei Stunden später hatten sie alles fertig analysiert und gingen ins Wohnzimmer, um ihren gespannten, wartenden Freunden alle Ergebnisse mitzuteilen. "Und?", fragten alle sogleich wie aus einem Mund. "Also, wir haben herausgefunden, dass es ein Trank ist, den Voldemort oder jemand anderes entwickelt haben muss, denn er steht in keinen Büchern. Die einzige Wirkung dieses Trankes ist die, dass derjenige, der ihn trinkt, unglaublichen Durst nach normalem Wasser bekommt. Wenn die trinkende Person das Wasser nicht innerhalb von fünf Minuten bekommt, greift der Trank den Kreislauf und das Immunsystem an. Außerdem ruft er die schlimmsten Albträume der Person hervor, die den Trank trinkt, aber diese Wirkung verschwindet, nachdem der Trank ausgetrunken wurde. Also müssen wir im Grunde einfach nur Wasser mitnehmen, am besten zwei große Flaschen.", erklärte Lily. "Wirken sich diese Albträume während des Trinkens auch genauso schlimm auf die Personen aus, wenn man sich beim Trinken abwechselt? Oder gilt da das Sprichwort: 'Geteiltes Leid ist halbes Leid'?", wollte Ron wissen. "Ich vermute, dass es sich auf beide Personen genauso schlimm auswirken wird, wie wenn nur eine Person den Trank zu sich nimmt. Wenn es überhaupt einen Unterschied macht, dann ist er sehr gering. Aber der Vorteil, wenn der Trank von zwei Personen getrunken wird ist der, dass es für die, die den Personen den Trank einflößen, leichter wird, denn wir müssen euch weniger lange quälen. Leider konnten wir kein Gegenmittel zu diesen Albträumen und Horror - Szenarien brauen.", sagte Severus und hob bedauernd die Schultern. "Das halten wur schon aus, oder Ron?", meinte Harry und sah seinen Kumpel an. Dieser nickte entschlossen. "Danke Lily und Severus, ohne euch wären wir wahrscheinlich in die selbe Falle getappt, wie Harry und ich in Harry's Vergangenheit.", bedankte sich Albus aufrichtig bei den beiden und stand auf. "Wärt ihr damit einverstanden, das Medaillon an Silvester zu bergen? Ich weiß, Silvester ist eigentlich ein Tag, an dem man feiern und nicht in Lebensgefahr ein Medaillon suchen sollte, aber ich wollte es noch vor dem Jahreswechsel machen und so viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Außerdem fällt es an Silvester nicht auf, wenn ich in Hogwarts fehle.", erklärte Albus seinen Standpunkt. Euphemia, die bei Albus' ersten Worten das Gesicht unwillig verzogen hatte, lenkte nun ein und sagte: "Ja, in Ordnung. Es kann ja morgens sein, oder?" "Ich muss beim Frühstück in der großen Halle noch dabei sein. Kann ich euch einfach Fakwes vorbeischicken, ein paar Minuten, bevor ich komme?", fragte Albus und alle anderen stimmten zu.

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Gegen Mittag des letzten Tages des Jahres 1978 traf dann der rote Phönix in der Küche von Potter Manor ein, was zur Folge hatte, dass Ginny erst einmal aufgrund der Stichflamme einen Stapel Teller fallen ließ, den sie gerade in den Schrank räumen wollte. Durch die offene Küchentür rufend, dass alles in Ordnung sei, ging sie zu Fakwes und nahm die Botschaft entgegen, die er im Schnabel trug. Leise las sie:
Guten Morgen, ich werde vermutlich in circa zehn Minuten eintreffen. Holt bitte alle, die nicht in Potter Manor wohnen dazu (Lily, Jame, Sirius, Marlene, Regulus, Kreacher, Severus, Emmeline, Peter und Hestia.)
Viele Grüße und bis gleich, Albus
Zügig ging Ginny zum Kamin, um besagte Personen anzuflohen, als sie die Scherben auf dem Boden bemerkte. Kopfschüttelnd schwang sie einmal ihren Zauberstab und schon stand das Geschirr wieder wie neu auf dem Tisch. Dann setzte Ginny ihren Weg fort.

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Als endlich alle bei Euphemia und Fleamont eingetroffen waren, erhob Albus die Stimme: "Einen guten Morgen euch allen erstmal! Wir müssen uns jetzt entscheiden, wer außer Harry, Ron, Regulus, Kreacher und mir noch mitkommen möchte. Gibt es jemanden?" Fragend blickte er in die Runde. "Ich möchte mitgehen.", sagte Fleamont und Remus und James schlossen sich ihm an. "Dann sind wir zu acht. Ich denke, das reicht, wir müssen ja auch noch irgendwie in das Boot passen.", sagte Ron und Harry schlug sich zeitgleich die Hand vor die Stirn. "Daran haben wir nicht gedacht! In das Boot passen maximal zwei Leute.", rief er verzweifelt. "Kann man apparieren?", fragte Albus. "Nein.", krächzte Kreacher. "Ich musste ebenfalls mit dem Boot fahren." "Kreacher, denkst du, dass ein Phönix dort blitzen kann?", fragte Regulus grübelnd. "Ja, das müsste möglich sein." "Danke Regulus, für diese Idee! Dann hätten wir ja alles geklärt, lasst uns gehen.", sagte Albus erfreut und alle verabschiedeten sich voneinander. Dann apparierten sie zur Höhle und öffneten diese mit dem Blut von Regulus, das dieser vorher, ohne Wissen der anderen, in eine kleine Phiole gefüllt hatte. In der Höhle angekommen stiegen Albus, Regulus und Kreacher in das Boot, während Fakwes schon anfing, Harry, Ron, James, Remus und Fleamont auf die Insel zu blitzen. Wenige Minuten später waren alle dort und sie gingen langsam zu dem gläsernen Becken, in dem das Medaillon, durch einen scheußlichen Trank geschützt lag. Während Harry und Ron nur stumm auf das Becken starrten, ließen sich die anderen hinter ihnen nieder. Dann trat Albus heran, legte jedem eine Hand auf die Schulter und drückte einmal kurz zu. "Ihr schafft das! Versucht, euch nicht von den Bösen Gedanken und Gefühlen überwältigen zu lassen und denkt immer wieder daran, dass wir Voldemort besiegen können, wenn ihr durchhaltet!", sagte er ermutigend und klopfte den beiden Jungs auf die Schulter. "Danke Albus.", erwiderte Ron mit rauer Stimme und räusperte sich einmal kurz. "Dann legen wir los, oder?", meinte Harry und drehte sich zu den Anderen um. Alle nickten zustimmend und so begab sich Albus zum Becken, während James Harry und Ron noch einmal umarmte. Dann hielten er, Remus, Regulus und Fleamont Ron Harry fest, als Albus auch schon mit der ersten Schale des Trankes wiederkam. Bevor Ein etwas tun konnte, hatte Harry seinen Mund schon geöffnet, um zu signalisieren, dass er beginnen würde. Also flößte Albus ihm den Inhalt der Schale vorsichtig ein. Erwartungsvolle, aber auch bedrückende Stille herrschte, als alle abwarteten, wie Harry reagieren würde. Ein paar Sekunden lang tat sich nichts, ehe er zu zittern begann. Angsterfüllt schrie Harry auf und wimmerte. "Oh Gott Harry!", rief James besorgt und umarmte seinen Sohn von hinten, um ihn zu beruhigen, was jedoch nicht half. Erschüttert blickte Albus seinen ehemaligen Schüler an, bevor er sich besann, Aufstand und eine neue Schale für Ron holte.

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So sehr Harry auch mit den schlimmsten Albträumen gerechnet hatte, so sehr hatte ihn die Wirkng des Trankes überrascht - es war viel schlimmer als er sich es je hätte vorstellen können. Er sah sich, wie er tatenlos zusah, wie alle seine Freunde dieser Zeit und auch seine Eltern und Großeltern getötet wurden, wie er plötzlich selber den Zauberstab in der Hand hielt und ihn mit den tödlichen Worten auf Ginny richtete. Er sah sich, wie er vor Voldemort kniete und seinen Mantelsaum küsste, oder wurde zurückversetzt in sein viertes Schuljahr auf den Friedhof, auf dem Cedric starb und er, Harry, Voldemort hilflos ausgeliefert war. Nur fühlte Harry diesmal alles: Den Schmerz und die Trauer, die er damals empfunden hatte, nahm er nun noch viel deutlicher wahr, er spürte, wie Cedric sich gefühlt hatte, spürte den Triumph Voldemorts und die Feigheit Peters und auch dessen Schmerz, als ihm seine Hand abgehackt wurde. Dann sah er sich und Albus, wie er ihm damals den Trank einflößen musste, spürte die Qualen des Schulleiters und seinen Schmerz...

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Ein paar Sekunden später kam Albus schließlich mit der vollen Schale für Ron zurück. Seufzend schloss dieser die Augen und öffnete den Mund, während er versuchte, das Weinen, Schreien und Wimmern Harry's so gut wie möglich auszublenden. Schluck für Schluck trank er die Schale leer und wartete auf das Einsetzten der Wirkung, das auch nicht auf sich warten ließ. Vor seinem inneren Auge spielten sich noch viel schlimmere Szenen ab, als Ron jemals gedacht hätte. Er sah sich, wie er Hermine, Ginny und Harry hinterging, in einen Hinterhalt lockte und tötete - Der erste Schrei entwich ihm ne die ersten Tränen rannen über seine Wangen, doch davon bemerkte er nichts. Er bemerkte auch nicht, dass Fleamont ihn in seinen Armen hielt und ihn und her wiegte, er bemerkte nur, dass er seinen Mund öffnen sollte. Widerwillig tat er es und schmeckte sogleich, wie er erneut diesen scheußlichen Trank verabreicht bekam. Er begann nun auch, zu Zittern und zu Wimmern, als er sich plötzlich an Voldemorts Seite gegen seine Familie und Freunde stehen sah und gegen sie den Todesfluch sprach.

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Mittlerweile hatte Albus nun die dritte Portion für Harry geholt und damit war der Trank bis auf eine Portion - die für Ron
war - geschafft. Vorsichtig versuchte Albus nun, Harry die Flüssigkeit einzuflößen, doch dieser wehrte sich vehement dagegen, den Mund zu öffnen. Er zitterte und weinte ununterbrochen und bat flehend und am Boden zerstört mit gebrochener Stimme: "Bitte... bitte nicht, ich kann nicht..." Doch Albus blieb unerbittlich, auch wenn ihm der Anblick der zwei Jungs Tränen in die Augen trieb. Schließlich gab Harry den Widerstand auf und öffnete seinen Mund, um den Trank zu schlucken. Dasselbe spielte sich auch bei Ron ab, doch das Versprechen, dass es nun wirklich die letzte Schale sei und es danach geschafft wäre, bewegte auch den Weasley dazu, den Mund auf zu machen. Nachdem der letzte Schluck des Trankes geschluckt war, hörten Harry und Ron auf zu zittern und wirkten nun wieder gesünder. "Wasser.", krächzten beide mit vom Weinen und Schreien ganz rauer Stimme. Sofort gab Regulus jedem eine Flasche Wasser, die die beiden zügig leerten, während Albus das Medaillon holte und sich um den Hals hängte. Dann reisten sie genauso zurück nach Potter Manor, wie sie dort abgereist waren.

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"Harry!", wurde besagter mit einem lauten Schrei seiner Freundin begrüßt, während es bei Ron auch eine lange, ruhige Umarmung von Hermine tat, die Harry ebenfalls mehr geholfen hätte. "Nicht so laut, Schatz.", bat Harry und Ginny hielt sich entschuldigend die Hand vor den Mund. "Es tut mir leid. Wie geht es dir?", fragte sie besorgt. "Schon wieder viel besser. Aber ich werde heute sicherlich nicht gut schlafen. Also falls ich überhaupt dazu komme, ein Auge zuzumachen.", versuchte er zu scherzen, was ihm nicht so recht gelang. "Komm her, mein Schatz!", sagte nun Lily und zog ihren Sohn in eine Umarmung, zu der sich auch James gesellte, welcher anschließend Ginny mit hineinzog. Tief atmete Harry die Gerüche seiner Eltern und Freundin ein und schloss die Augen. "Ja.", sagte er. "Das waren alles nur schlechte Träume."

Harry Potter und die Zeitreise zu den Rumtreibern und zurück!Where stories live. Discover now