71. Dunkle Zeiten werden kommen

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Die Nacht war dunkel und ein eisiger Wind rauschte durch die Kronen der Bäume. Stand man mit dem Rücken zum Haus konnte man nichts von dem erahnen, was zuvor hier geschehen war und immer noch im Gange war.

Der Kampf schien vorüber. Die Todesser waren nach der Reihe alle beim Anblick von Felice appariert. Und selbst Remus hatte es mit der Angst zu tun bekommen, als das Mädchen, dass manchmal so klein und zerbrechlich auf ihn gewirkt hatte, plötzlich heller strahlte als jeder Stern und das Licht, dass man in jedem freundlichen Wort, jedem Lachen und jedem noch so kleinsten Lächeln hatte erahnen können, aus ihr herausbrach.

Remus Miene war wie versteinert, als er mit dem, immer noch Bewusstlosen Astor in den Armen, den breiten Kiesweg zu den Eisernen Toren, wo sich Dumbledores Leute und seine Freunde versammelt hatten, hinab schritt. Aber in ihm wütete ein Sturm. Er betete, dass Astor aufwachen möge und wirklich nur Bewusstlos war und nicht etwa Tod.

Die Kiefer fest aufeinander gepresst kam er zum stehen. Ein Zauberer, dessen Gesicht Remus noch nie zuvor gesehen hatte, nahm ihm den schlaffen Körper aus den Armen und apparierte beinahe sofort. Remus öffnete den Mund und wollte widersprechen, als ihm eine kleinere rothaarige Hexe eine Hand auf den Arm legte. >>Nicht. Er bringt ihn in den Krankenflügel, das Mungos wäre zu gefährlich.<<

Remus nickte wie mechanisch und schluckte schwer. Seine Augen brannten, ob wegen der Tränen oder noch von dem Staub, vermochte er nicht zu sagen.
>>Es tut mir so leid, mein Lieber. James hat es gerade erzählt.<<, wisperte die Frau mit erstickter Stimme und hatte es wohl selbst schwer mit den Tränen zu kämpfen. Dennoch blitzten ihre Augen mitfühlend und Remus brachte wieder nur ein schwaches Nicken zustande. Das etwas rundliche Gesicht der Frau strahlte Güte und Liebe aus, sodass es Remus nicht möglich war sie anzusehen ohne wirklich weinen zu wollen.

>>Weißt du, sie ist—<<

Doch die Frau konnte nicht einmal zu Ende sprechen, als der Boden unter einer erneuten Erschütterung erbebte und sie alle sich gegenseitig festhielten um nicht umzufallen. Auf das Beben folgte eine unglaubliche Explosion. Ein heller Lichtball breitete sich vom Ballsaal aus und nahm das ganze Haus für sich ein. Glas splitterte, Holz knirschte auf Stein und die Druckwelle riss sie alle zu Boden.

Elder Hall brannte.

Lichterloh schlugen die Flammen zum Himmel empor und das Haus stürzte ein. Remus entkam ein Markerschütternder Schrei und er wollte zurück rennen, als zwei kräftige Arme ihn von hinten umklammerten und genau dies verhinderten. Remus kämpfte an und trat um sich, schrie sich seine Seele aus dem Leib und wollte zurück in die Flammen rennen. Doch seine eigenen Schreie kamen ihm nur gedämpft wie durch Watte vor und auch die Stimme, die ihm was zu schrie, nahm er nicht wahr.

>>Remus! Es ist vorbei! Sie ist tot. Remus, sie ist tot! Du kannst da nicht rein!<< Sirius schrie gegen den Lärm des einstürzenden Hauses und der Schreie seines besten Freundes an, doch dieser wollte nicht hören. Remus sank auf die Knie und nahm nichts von allem wahr. Sein Blick war nur auf das, dem Erdboden gleich gemachte, Gebäude und die züngelnden Flammen gerichtet. Der hintere Teil des Hauses stand noch und kurz hatte er geglaubt, eine schwarze Rauchwolke gen Himmel empor schießen gesehen zu haben. Aber das war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig. Astor war in Sicherheit, sie alle am Leben und Corvus Tod. Felice hatte ihren Schwur erfüllt.

Aber zu welchem Preis?

Remus war Bewusst, dass Felice seit sie in den Wald um Elder Hall appariert waren, niemals vor gehabt hatte, mit ihnen zurück nach Hogwarts zu gehen, sondern Corvus Leben einem Ende zu setzen. Sie muss gewusst haben, dass sie dies selbst nicht überleben würde und doch hatte sie keine Sekunde gezögert. Remus ließ den Kopf sinken, ertrug es nicht länger zu sehen, was sie getan hatte. Seine Schultern bebten, denn der Schmerz war zu stark, als dass er nur einen Ton hervor gebracht hätte. Für ihn war es, als hätte sich die Welt aufgehört zu drehen und er fühlte sich allein wie noch nie in seinem Leben. Allein unter duzenden Fremden, die mit ihnen gekämpft hatten und selbst verletzt waren, wenn überhaupt alle vollzählig waren, was Remus bezweifelte, denn auf seinem Weg nach draußen hatte er zu viele Leichen gesehen. Seine Freunde standen mit etwas Abstand zu ihm. Lily schluchzte gegen James Schulter, Sirius stand wie versteinert da und Peter sah sich hilflos um, als ob irgendjemand ihm erklären könnte, wie all dies rückgängig gemacht werden könnte. Sie alle schwiegen. Es war ein respektvolles Schweigen, denn jedem war Bewusst wer die Explosion verursacht hatte und auch wie.

Die Erbin GrindelwaldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt