6. Nähe

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Er wusste doch selbst nicht, was er wollte.

Aber irgendwie stand er jetzt vor ihrer Tür. Zwei Tage nach dem Vorfall im Club.

Er hatte einfach keinen Bock darauf, dass Funkstille zwischen ihnen herrschte. Über den Grund, warum es ihn so sehr störte, wollte er hingegen nicht nachdenken.

Jonas hatte vor dem Eingang der Wohnung gewartet, seine Gedanken etwas gesammelt und dabei eine geraucht. Als dann endlich ein Nachbar rauskam und ihm die Tür aufhielt, warf er die Zigarette auf den Boden und schlüpfte dankbar ins Treppenhaus.

Das Klopfen an der Tür riss Ronja aus ihrem Nickerchen.

Sie konnte die letzten Tage wieder einmal nicht so gut schlafen, und hatte sich deshalb etwas auf die Couch gelegt, während auf dem Fernsehbildschirm eine niveaulose Datingshow lief.

Sie richtete sich langsam auf und streckte sich.

Das Klopfen wurde stärker, also schlug sie die Decke zur Seite und ging zur Tür. Ohne vorher nachzusehen, wer es war, öffnete sie diese.

In ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung. „Hey."

„Kann ich rein?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Okay."

Ronja trat zur Seite und er ging schnurstracks an ihr vorbei und ließ sich auf das Sofa fallen. Die Decke knüllte er zusammen und warf sie in die andere Ecke. „Du hast mir seit Tagen keiner dieser behinderten Memes geschickt...", Sagte er schließlich, als sie vor ihm stand.

Er verfluchte sich innerlich. So wollte er das Gespräch eigentlich nicht eröffnen.

„Leidest du an Amnesie?", Fragte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Jonas seufzte schwer und drehte den Kopf kurz zur Seite, denn er wusste, dass er ihr eine Entschuldigung schuldig war.

Sich zu entschuldigen fand er grundsätzlich scheiße.

Aber sie verletzt zu haben, ließ ihn nicht so kalt wie es bei anderen der Fall war. 

Doch so vieles störte ihn an der Situation.

Er fand es beschissen, wie ein Häufchen Elend dazusitzen, nachdem er wie ein Lappen angekrochen kam. Außerdem störte es ihn, dass sie mal wieder völlig gleichgültig wirkte, während er innerlich mit sich zu kämpfen hatte.

Und dann war da noch diese Eifersucht, die er gegenüber einer verstorbenen Person verspürte – und dafür schämte er sich.

Ronja hatte die Freundschaft zu Jonas doch tatsächlich für ihn aufgegeben.

Ihm war bewusst, dass er es auch mehr als verdient hatte. Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass ihr Ex immer noch einen Platz in ihrem Herzen hatte. Jonas nicht.

Warum konnte Jonas nichts in ihr auslösen? Es... störte einfach.

Und dass es störte, störte ebenfalls.

Er hatte keine Lust, sich mit diesem Scheiß auseinanderzusetzen.

„Es tut mir leid, okay?", Ließ er sie dann wissen und wagte es kaum ihr ins Gesicht zu sehen.

Indifferent (Gzuz Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt