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Kaden

Langsam weiß ich nicht mehr wo mir der Kopf steht.

Die Sache mit meinem Dad beschäftigt mich Tag und Nacht. Diese Sätze aus diesem Brief bekomme ich nicht mehr aus meinen Gedanken, sie haben sich eingebrannt und zerfleischen mich regelrecht. Immer noch habe ich keinen blassen Schimmer was ich mit ihnen anstellen soll und vor allem was sie wirklich bedeuten. Ich weiß, dass Dad uns etwas sagen wollte, aber ich stehe an.

Zudem kommt hinzu, dass die Kosten für Moms Klinik höher sind, als ich anfangs dachte. Austin hat mir angeboten, dass ich mir von ihm etwas borgen kann, aber das kann ich nicht annehmen und vor allem noch verantworten. Es wäre einfach zu viel verlangt und ich würde ewig in seiner Schuld stehen. Es muss einen anderen Weg dafür geben, dass Mom die Klinik besuchen kann. Denn sie muss wieder gesundwerden und ohne ärztliche Hilfe schafft sie das nicht.

Und Audrey beginnt Fragen zu stellen. Es hat mich viel Überwindung gekostet, ihr zu erzählen, dass mein Vater tot ist. Ich will sie nicht zu sehr an mich ranlassen, weil ich weiß, dass wir nach dem Sommer getrennte Wege gehen werden. Je mehr ich ihr vertraue, umso mehr werden wir am Ende beide verletzt. Das möchte ich uns ersparen.

Vor allem hatte ich nicht erwartet, dass es zwischen uns so gut laufen würde. Wir vertrauen uns, wir fühlen uns zueinander hingezogen, vielleicht etwas zu sehr und verdrängen die Tatsache, dass der Sommer nur mehr drei Wochen dauert. Dann ist Audrey weg.

Aber ich spüre ihre Blicke auf mir. Ihre durchbohrenden Blicke und sie mich am liebsten dazu zwingen würde, ihr endlich zu sagen, was los ist. Aber ich will es nicht, ich will nicht darüber reden und vor allem will ich nicht, dass mich Audrey plötzlich mit anderen Augen sieht. Denn das wird sie, sobald sie weiß, was hinter meiner aufgesetzten Fassade wirklich abläuft.

Darüber, was nachts letztens passiert ist, haben wir nicht mehr gesprochen. Deshalb bin ich ihr auch dankbar, dass sie mich damit in Ruhe lässt. Sie hat es mit keinem einzigen Wort erwähnt, obwohl ich weiß, dass sie Fragen hat.

Ich zügle mein Tempo und nehme meine Kopfhörer aus den Ohren. Die Stunde Joggen hatte wirklich gebraucht, denn ich konnte meinen Kopf und diese erdrückenden Gedanken wenigstens für eine Weile ausblenden.

Aber als ich vor meiner Wohnung ankomme, entdecke ich Audrey. Sie sitzt auf den Treppen vor meiner Wohnungstür und sieht auf als ich nähertrete. Die blonden Haare fallen ihr zauberhaft über die Schultern und in diesem Kleid gleicht sie fast einem zarten Engel. Als würde ihr Anblick, die Probleme und Schmerzen in mir etwas zügeln.

„Hey.", begrüße ich sie lächelnd. „Wie lange sitzt du denn da schon?" Ich hole meine Schlüssel aus meinen Hosentaschen.

Audrey zuckt locker mit den Schultern. „Noch nicht lange."

Ich komme auf sie zu und drücke ihr einen Kuss auf die Lippen, weil ich diesen süßen Engel einfach küssen muss. Aber nach ein paar Sekunden zuckt sie zusammen und lacht im selben Moment auf.

„Du bist ja total verschwitzt, geh weg von mir. Das ist ekelhaft.", lacht sie und schiebt mich von sich.

Lachend sperre ich die Türe auf und Audrey folgt mir. Drinnen angekommen, schmeiße ich in der Küche die Schlüssel auf die Arbeitsfläche und ziehe mir mein verschwitztes Shirt über den Kopf aus. Ich wische mir mein nasses Gesicht darin ab und hänge es mir anschließend um die Schulter.

„Hast du heute Abend etwas vor?", fragt sie mich und hievt sich neben mir auf die Arbeitsfläche.

Ich nehme mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und drehe mich zu ihr um. Kurz mustere ich sie, wie ihre halb nackten Beine über der Kante baumeln und wie wundervoll und verlockend zugleich ihr Dekolleté auf mich wirkt. Dann schüttle ich den Kopf. „Nein, ich muss später nur noch schnell was für die Arbeit erledigen. Aber das kann warten."

Summer in ParadiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt