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Kaden

„Ich kündige.", wiederhole ich die Worte, dieses Mal lauter. Und sie kommen mir immer noch schwer über die Lippen.

Aber jetzt ist es raus. Und ich weiß, dass es die bessere Entscheidung war, den Job bei Mr. Baker zu kündigen. Ich hatte keine Wahl. Für ihn weiter zu arbeiten kommt nicht in Frage.

Mr. Baker blinzelt verdutzt, dann starrt auf den Boden vor meinen Füßen. Eine unerträgliche und erdrückende Stille legt sich zwischen uns nieder und ich weiß nicht ob ich etwas sagen soll. Von meiner Seite her wäre alles gesagt, was ich sagen wollte. Am liebsten würde ich kehrtmachen und aus diesem Haus laufen, so schnell es mein verkaterter Körper zu lässt. Aber ich bleibe wie angewurzelt stehen und warte darauf, dass mein Boss etwas zu meiner Entscheidung sagt.

Langsam erhebt er sich und kommt mit gesenktem Kopf und gerunzelter Stirn um den Schreibtisch herum. Er lehnt sich halbsitzend daran, kratzt sich am Bart und starrt weiterhin auf den Boden.

Okay? Der Kerl hat zu allem etwas zu sagen, aber ich dachte nicht, dass ich ihn mit meiner Kündigung sprachlos machen kann.

„Sir, hören Sie. Es hat nichts mit Ihnen oder Audrey zu tun.", beginne ich zögerlich. „Es sind rein private Gründe, die ich nicht erklären kann. Und auch nicht will. Es tut mir wirklich leid, aber ... es ist so. Ich kündige und Sie können mich auch nicht umstimmen. Mein Entschluss steht fest."

Erst jetzt hebt er den Kopf und blickt mich direkt an. Sein ernster entschlossener Blick trifft mich unvorbereitet, aber ich schlucke es runter. „Bist du dir sicher?", fragt er schließlich. Seine Stimme ist rau und leise.

„Ja.", sage ich. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar, was Sie alles für mich getan haben. Aber ich denke die Beförderung ist ... nicht mehr notwendig."

Stumm nickt er und mustert mich weiter, während er ein zustimmendes Brummen von sich gibt. Unsicher, ob er dazu noch etwas sagen wird, nicke ich und mache einen Schritt rückwärts. Ich denke, ich habe alles gesagt und in diesem Haus nicht mehr viel verloren. Und als mir dieser Gedanke kommt, fühle ich mich plötzlich fehl am Platz. Es war von Anfang an selbstverständlich, dass ich hier aus und einlaufe und es war für mich völlig in Ordnung. Aber jetzt? Jetzt bin ich wie ein Parasit, der sich eingenistet hat und jeden um sich herum in Aufruhr versetzt. Ich gehöre hier nicht mehr her.

Und diese Erkenntnis schmerzt.

„Okay also ... ich denke ich gehe jetzt besser.", verkünde ich und versuche zu verstehen, dass ich ab jetzt tatsächlich arbeitslos bin. Ich habe gerade gekündigt und es ging schneller als ich angenommen habe. Trotzdem füllt ein beschissenes, erdrückendes Gefühl meinen gesamten Körper.

Ich mache auf dem Absatz kehrt und drehe Mr. Baker den Rücken zu. Ich sollte wirklich von hier verschwinden, auch wenn es mir schwerfällt.

Doch ich komme nicht weit, denn im nächsten Moment höre ich seine raue Stimme. Und die Worte durchfahren mich wie ein Blitz eines gewaltigen Sommergewitters.

„Ist es wegen deinem Vater?"

Ich erstarre und ein Art Schockzustand erfasst meinen Körper. Ich starre vor mir auf die Füße, während sich meine Brust schneller hebt und senkt. Ich muss mich verhört haben. Das kann nicht sein.

Zögerlich und wie ferngesteuert drehe ich mich zu Baker um, der mich neugierig mustert. Ich komme einen Schritt auf ihn zu und starre ihn verwirrt an. „Was haben Sie gesagt?"

Mr. Baker holt tief Luft. „Ist es wegen deinem Vater? Ist das der Grund warum du kündigst?", wiederholt er.

Ich spüre regelrecht wie mir das letzte Bisschen Farbe aus meinem müden fahlen Gesicht rinnt. Wie kann er von meinem Vater wissen? Ich habe ihm nie etwas erzählt.

Summer in ParadiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt