Grüne Augen

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Durch das trübe Sonnenlicht, dass durch die Fenster herein schien, wurde ich wach. Ich blinzelte und machte langsam die Augen auf. Ich räckelte mich in meinem federweichen, großen Himmelbett und schaute mich um. Verdammt, der Schlafsaal war leer, die anderen mussten schon unten beim Frühstück sein. Ich wollte eigentlich mit ihnen zusammen gehen, da ich keine Ahnung hatte, wo ich hinmusste. Ich zog mich an, kämmte meine Haare, machte mich frisch und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum. Auch hier war es so gut wie leer. Ich warf meinem knurrenden Magen einen entschuldigenden Blick zu. Ich stieg aus dem Portraitloch und befand mich in einem großen Gang, durch den wir gestern gegangen sind und schaute mich verzweifelt um. "Entschuldigung, kann ich dir helfen?", fragte eine Mädchenstimme hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte ein Mädchen mit buschigen, braunen Haaren und etwas zu langen Vorderzähnen. Sie war... "Hermine Granger, hi.", sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen. Verdattert ergriff ich sie. "Äh..hi.", stotterte ich. "Ich bin Sidney und neu auf der Schule. Alle anderen sind schon runter gegangen und ich..ich weiß nicht.." "Wie du in die große Halle kommst.", vollendete sie freundlich meinen Satz. "Kein Problem, ich bin auch gerade auf den Weg dorthin." Wir gingen gemeinsam den Gang entlang. "Mir ging es genauso, als ich hier hergekommen bin. Aber man gewöhnt sich schnell daran, wirklich.", meinte sie aufmunternd. Ich verstand mich von Anfang an wunderbar mit ihr, die Chemie stimmte einfach. In der großen Halle angekommen, meinte sie etwas unsicher: "Na dann...kennst du irgendwen, zu dem du dich setzen willst?", fragte sie. Ich schüttelte verlegen den Kopf. Doch zu meiner Überraschung breitete sich auf Hermines Gesicht ein Lächeln aus. "Toll, dann setz dich doch zu uns." Sie schien wirklich nichts dagegen zu haben, was mich sehr positiv stimmte. Lächelnd folgte ich ihr und wir nahmen in der Mitte des Gryffindortisches Platz, wo Ron bereits saß. Er stieß erfreut aus: "Sidney, hi! Wie geht's dir?" Ich lächelte. "Gut, danke. Hermine war so nett mir den Weg zu zeigen." Hermine schaute überrascht. "Ihr kennt euch?" "Sidney war das Mädchen dem ich mit den Koffern geholfen hatte, erinnerst du dich?" Ron hatte mich erwähnt? "Achso. Dann habe ich dich jetzt also auch mal kennengelernt. Wo ist eigentlich Harry, Ron?" Ron schaufelte sich gerade einen großen Bissen Haferbrei in den Mund als er antwortete: "Quiddtich Besprechung oder so." Hermine nickte. Wir vertieften uns in interessante Gespräche über die Schule und den Unterricht. Es war, als würden wir uns schon ewig kennen und ich genoss ihre Gesellschaft, und mir kam es vor als ginge es ihnen ebenso. Jäh wurden wir unterbrochen, als McGonnegal die Tische entlang ging um die Stundenpläne zu verteilen. "Miss Sheppert.", sagte sie, als sie mir meinen überreichte. Sogleich wurde meine Spannung größer auf die mir bevorstehenden Unterrichtsstunden. Hermine sah auf meinen: "In den ersten zwei Stunden heute hast du Verwandlung, das ist direkt neben mir und Ron, da können wir zusammen hingehen. Und da, vor der Mittagspause hast du Geschichte der Zauberei, dann können wir dich abholen und gemeinsam zu Mittagessen." Ich lächelte sie dankbar an. Als wir zu unseren Klassenräumen gingen, erkannte ich schon einige Gänge und Treppen wieder. Mein Mut stieg ein wenig, mich doch irgendwann in dem riesigen Schloss zurecht zu finden. "Da wären wir.", sagte Hermine und hielt vor einer Tür in der Mitte eines offenen Ganges, von dem man auf das Schlossgelände sehen konnte an. "Unser Klassenzimmer ist das weiter vorne.", klärte Ron mich auf. "Ich frag mich, wo Harry bleibt. Flitwick wird nicht gerade begeistert sein, wenn er am ersten Schultag zu spät kommt.", meinte Ron und blickte nachdenklich nach drausen. "Also dann, bis später.", sagte Hermine lächelnd und die zwei machten sich auf den Weg in ihr Klassenzimmer. Als ich das meine betrat, waren schon einige darin. Ich setzte mich neben den unsicheren Jungen, der schon bei mir im Boot saß, allerdings hatte ich seinen Namen vergessen. Ich sah, dass es nicht sonderlich konstruktiv war, ein Gespräch mit ihm anzufangen, deswegen schenkte ich ihm ein mattes Lächeln und schlug mein Buch auf. Im ersten Kapitel kam nichts sonderlich spannendes dran. Lediglich, wie man kleine Gegenstände verwandelte, aber ich fand alles, was mit zaubern zu tun hatte wahnsinnig aufregend. Mit einem Mal wurde das Stimmgewirr leiser und Professor McGonnegal betrat den Raum. Ich kannte diese Frau noch nicht lange, aber ich wusste jetzt schon, dass ich einen riesen Respekt vor ihr hatte. "Bücher zu und Zauberstäbe weg.", sagte sie, als sie sich gebieterisch vor die Klasse stellte. "Mein Name ist Professor McGonnegal und ich bin ihre Lehrerin für Verwandlung. In diesem Jahr werden wir uns mit der Verwandlung von Gegenständen befassen. Im nächsten Jahr werden wir uns große Gegenstände und teilweise schon Lebewesen wie Insekten befassen. Das dritte und vierte Jahr wird von der Verwandlung der Tiere handeln, erst danach werden wir uns den Menschen zuwenden." Ein allseits zu hörendes Stöhnen war zu hören. Professor McGonnegal zog beide Augenbrauen nach oben. "Jeder muss mal klein anfangen. Heute werden wir Streichhölzer in Nadeln verwandeln. Schon hier werden Sie sehen, dass dies schwieriger ist, als man denkt. Schlagen sie nun Seite neununddreißig im Buch auf, dort steht wie man den Zauber anwendet und versuchen sie ihr Glück." Eifrig öffnete ich mein Buch. Der Zauberspruch lautete 'argentius'. Man musste sich dafür die Nadel bildhaft vorstellen und einen kleinen Kreis gegen den Uhrzeigersinn mit dem Zauberstab schwingen. Sogleich hörte ich überall im Raum verschiedene Stimmen verzeifelt den Zauberspruch murmeln, doch alle schienen recht erfolglos. Ich atmete einmal tief durch, stellte mir die Nadel vor, schwang meinen Zauberstab und sagte deutlich: "Argentius!" Das Streichholz vibrierte und nahm die silbrige Gestalt einer Nadel an. Erfreut über mein Ergebnis grinste ich. "Mrs Shepert!" Die Stimme von McGonnegal riss mich aus meiner Euphorie. "Haben...haben sie diesen Zauber schon einmal ausgeführt?", sie wirkte verblüfft. "Ähm...nein.", sagte ich kleinlaut. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hierran etwas besonderes sein sollte. "Keine schlechte Leistung." Sie schien ihre Fassung wieder gefunden zu haben, jedoch glaubte ich einen Hauch von Ehrfurcht in ihrer Stimme zu hören. "Die Meisten schaffen das erst in der zweiten Stunde, wenn überhaupt. Nicht einmal Miss Granger..." Sie schüttelte den Kopf. Sie zögerte kurz, dann legte sie mir einen Stift von ihr hin. "Hier.", meinte sie und sah mich herrausfordernd an. "Versuchen Sie, diesen Stift bis zum Ende der Stunde in eine Gabel zu verwandeln. Der Spruch ist der Selbe, nur, dass sie sich eine Gabel anstelle von einer Nadel vorstellen sollen." Sie wandte sich wieder an die anderen Schüler, die unserem Gespräch mit Spannung gefolgt haben und sogleich plötzlich wieder mit ihren Streichhölzern beschäftigt waren. Ich sammelte all meine Konzentration und sprach erneut den Zauberspruch. "Argentius!", sagte ich erneut. Der Stift vibrierte, als er damit jedoch aufhörte, lag nun eine feingearbeitete, silbderne Gabel dort. Ich spürte, wie mein Körper sich entspannte. "Wie hast du das gemacht?", fragte der Junge neben mir, der mich soeben zeum ersten Mal ansprach. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Irgendwie.", meinte ich schlicht. Ein siebenschlau aussehndes blondes Mädchen aus Ravenclaw rief aufgeregt: "Professor McGonnegal, Professor McGonnegal! Sehen Sie nur, mein Streichholz schimmert schon silbrig!" Sie schien sichtlich stolz auf sich. McGonnegal nickte ihr anerkennend zu. Dann glitt ihr Blick auf meine Gabel und sie riss die Augen auf. "Das kann doch nicht... Sie haben den Spruch wirklich noch nie..." Sie nahm die Gabel in Augenschein. "Kommen Sie heute Abend in mein Büro. Gegen sieben. Dann sehen wir weiter.", sie wand sich wieder der Klasse zu. Ich sah bedrückt zu Boden. Hatte ich etwas falsch gemacht? Etwas unbeholfen sah ich mich um, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Als würde McGonnegal meine Gedanken lesen, sagte sie: "Sie können für heute gehen. Wir sehen uns heute Abend." Ich konnte aus ihrer Stimme nicht erkennen, welche Emotion sie dabei empfand. Stumm packte ich meine Sachen in meine Tasche, warf sie über meine Schulter und ging aus der Tür. Langsamen Schrittes und mit gesenktem Kopf ging ich den Gang entlang, unwissend, wohin. Plötzlich machte es wumm und meine ganzen Sachen lagen verstreut auf dem Boden. Ich rieb mir den Arm und suchte nach der Ursache. "Oh Gott, tut mir Leid!", sagte die Stimme eines Jungens. "Ich war spät dran und habe dich buchstäblich über den Haufen gerannt." Ich schaute auf und blickte in helle grüne Augen. Der Junge hatte rabenschwarzes, wirres, schwarzes Haar, trug eine runde Brille und auf seiner Stirn zeichnete sich eine Narbe in Form eines Blitzes ab. Er reichte mir seine Hand und half mir auf. "Ich bin Harry, Harry Potter."

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt