Chapter Thirty Four

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„Hast du Pläne für die nächsten Tage?", fragte ich Kyle und lehnte mich mit einer Schüssel Eiscreme zurück, während ich ihn dabei beobachtete, wie er den Rauch der Zigarette in seiner Hand, aus seinen Lungen pustete.

Er stand an seinem Balkongeländer angelehnt und starrte dem Rauch, der sich verflüchtigte, hinterher, bevor er erneut an dem Glimmstängel sog. Mir fiel auf, dass er mit jedem Zug und Ausstieß sein Gesicht zu einer Grimasse verzog.

„Morgen treffe ich mich mit einem Freund. Wir wollen in das Fitnessstudio." Dann drückt er den Zigarettenstummel in seiner Hand, in einem kleinen Aschenbecher aus und sieht mich an. „Und du?"

Ich hatte die nächsten Tage nichts geplant und doch schwirrten mir einige schöne Aktivitäten und Ausflüge in Gedanken umher. Schließlich beugte ich mich etwas nachdenklich vor, stellte die Schüssel mit der Eiscreme, die schon längst geschmolzen war, beiseite und stand auf. Es war immer noch ein surreales Erlebnis, dass Kyle und ich uns so nahe schienen und uns doch bloß auf zwei Balkonen befanden. „Hast du am Mittwoch für mich Zeit?"

Ich lehnte mich rüber und lächelte schwach, als Kyle mich nachdenklich betrachtete.

„Wieso?", hinterfragte er. „Ich - Ich würde gerne mit dir ausgehen." Ich stockte und hielt für einen Moment meinen Atem an. Überraschung lag in seinem Blick, als er meine Worte realisierte.

„Du willst mit mir ausgehen?", hinterfragte er meine Absichten ein weiteres Mal.

Nickend bestätigte ich seine Worte. „Ja. Ich möchte dich kennenlernen. Mit all deinen Macken, mit deinen Wünschen und Zielen."

Mir war bewusst, dass ich der Zeit hätte vertrauen können. Jemanden kennenzulernen, bedeutete Zeit zu schenken. Doch ich hatte in Miami bemerkt, dass Kyle inzwischen mehr über mich wusste, als ich im Ansatz über seine Wünsche, seine Lieblingsfarben und Musik wusste. Seinen ersten Kuss und seine schönste Erinnerung aus der Kindheit.

„In Ordnung." Mit einem Lächeln und Skepsis in seinen Augen, nickte Kyle. Er schien sich nicht ganz mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich diesen Augenblick in meinen Händen hielt und ihn keinen Einblick versprach.

„In Ordnung", wiederholte ich seine Worte und nickte, als meine Mutter mich rief. Mit einem Lächeln ließ ich Kyle alleine auf seinem Balkon zurück. Ich schloss meine Balkontüren und zog die Vorhänge zu, bevor ich mich dagegen lehnte und mich auf das Gefühl konzentrierte, welches in mir tobte. Dieser Junge brachte mich um meinen letzten Verstand. Und ich genoss es.

„Mom?", schrie ich die Treppe herunter, doch bekam keine Antwort. Seufzend lief ich die einzelnen Stufen hinunter und blickte in die Küche. Meine Mutter hatte sich auf den Boden gekniet und ihren Kopf tief in einen der Schränke vergraben.

„Mom?", wiederholte ich und sah, wie sie aufschreckte. Ein dumpfes Geräusch erklang durch den Raum, als sie sich allen Anschein ihren Kopf stieß und kurz drehte ich mich in den Flur, damit sie mein Grinsen nicht erahnen konnte. Schadenfreude war eine eindeutige Schwachstelle meinerseits. Ich war froh, dass in meinem Umfeld nicht allzu viel passierte, sodass es offensichtlich werden konnte. „Lola, Spätzchen." Meine Mutter richtete sich etwas auf und schlug mit ihren Händen auf ihre Oberschenkel, die in einer Jeans steckten. Es war selten, dass sie eine einfache Jeans trug und noch seltener, dass sie ein altes T-Shirt meines Vaters trug.

„Was hast du an?", fragte ich irritiert und musterte ihren Dutt, der etwas verrutscht war. Empört sah sie zu mir hoch und strich sich über das locker anliegende Shirt.

„Was soll das denn heißen?", meckerte sie und stand auf, bevor sie sich einen weißen Topf mit Deckel vom Boden schnappte. „Es gibt auch Momente, in denen ich lebe."

Liebes Tagebuch || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt