33. Versprochen

37 4 0
                                    

Blix trat das Gaspedal durch. Er war der einzige von uns, der wusste, wie man ein Auto von Hand fuhr. Jerry, Yella und ich hockten im Laderaum des Vans. Der große Jerry musste seinen Kopf beinahe bis zu den Knien ziehen, um aufrecht sitzen zu können. Die Scheiben hatten wir komplett schwarz bemalt und unsere einzige Lichtquelle waren die Bildschirme unserer Handys.

Zum inzwischen vierten Male sah Yella auf ihre Armbanduhr. Auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte, war sie genauso nervös wie wir alle.

»Wir haben nur sechs Stunden bis zum Sonnensturm«, sagte sie. »Dann ist es gerade mal kurz vor Mitternacht.«

Ich kratzte mich am Kopf. Die Postbotenuniform vom Kostümverleih hatte wohl schon einige Karnevals ungenutzt in der Mottenkiste verbracht. »Wir können es uns immer noch anders überlegen.«

»Nein, wir ziehen es heute durch.«

»Wir haben Glück«, sagte Jerry, ohne von seinem Handy aufzusehen. »Diamond ist noch in seinem Seminar.«

Das Fahrzeug kam zum Stehen, die Tür öffnete sich und ich musste wegen des plötzlichen Sonnenlichts blinzeln. Robin Blix stand vor mir und deutete auf ein zweistöckiges Haus auf der anderen Straßenseite. Eine mannshohe Kirschlorbeerhecke verbarg den Garten vor neugierigen Blicken.

»Das da drüben ist es. Amahle und Diamond haben seit Stunden nicht telefoniert, sagt Husar.«

Ich hasste es, dass wir ihre Gespräche abhören mussten, insbesondere, da sie noch ein Kind war, und Husar ging es ähnlich. Eine meiner Bedingungen war es gewesen, dass nur Jerry die Aufzeichnungen hören durfte. Ihm traute ich als einzigen zu, dass er über alles Private, das er mitbekam, Stillschweigen bewahrte.

Mit einem leeren Paket in der Hand ging ich zur Pforte und klingelte. Die Idee mit der Postbotenuniform war meine gewesen, oder jedenfalls glaubten das die anderen, weil ich ihnen nie die ganze Geschichte meiner Begegnung mit L erzählt hatte.

»Hallo?«, meldete sich eine Mädchenstimme.

»Paket für Diamond.«

»Ach so. Legen Sie es bitte vor die Tür.«

»Ich brauche ein Unterschrift.«

Es entstand eine Pause. »Okay. Aber es dauert etwas.«

Bald hörte ich ein regelmäßiges Klacken, dann öffnete sich die Gartentür. Amahle stand vor mir, die Arme in Krücken gestützt und den Rücken leicht vorgebeugt. Sie lächelte mich auffordernd an.

»Bitteschön. – Dann noch hier unterschreiben... Das war's schon.«

»Danke.«

Ich warf einen letzten Blick in ihre Augen und eilte dann zum Van zurück, bevor der Eindruck verblassen konnte. Als die Verwandlung einsetzte, spürte ich die bekannte Taubheit meiner Haut, aber da war ein neues Gefühl, wie hunderte winzige Klingen, die tief im Inneren meiner Glieder steckten und sich in meine Knochen bohrten. Der Schmerz ließ mich zu Boden gehen.

»K!« Yella versuchte, mich an den Armen hoch ziehen, aber ich wollte nicht, weil jede Bewegung noch mehr Schmerzen auslöste.

»Hilf mir...«

»Wir versuchen es ja, aber du musst sagen, was los ist!«

»Es tut alles weh! Mach, dass es aufhört!« Mir wurde schwarz vor Augen.

»Amahles Krankheit«, sagte Jerry. »Die Kopie der Shifter beschränkt sich nicht nur auf das Äußere. Der gesamte Körper verändert sich.«

»Sind hier irgendwo Schmerzmittel?«

Ich bin KWhere stories live. Discover now