Kapitel 24

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Als ich zurück im Trailer angekommen bin, ist noch niemand zu Hause. Mrs. Jones ist vor ein paar Tagen abgereist, um sich in Toledo um Jughead's Schwester Jellybean zu kümmern. Wir erwarten sie erst zu FP's Gerichtsverhandlungen.
Und Jughead ist wohl noch auf der Polizeistation. Ich kenne Mr. Keller, den Sheriff, gut. Er ist Kev's Vater und ein guter Mann. Er sorgt sich bestimmt sehr um Jug, was natürlich nachzuvollziehen ist.
Ich schicke Jughead schnell eine Nachricht, dass ich zu Hause bin und uns Abendessen von Pop's hole. Ich weiß, wie sehr er diese Burger liebt. Vermutlich hatten wir beide einen langen und anstrengenden Tag.
Ich springe noch schnell unter die Dusche, bevor ich mich auf den Weg zum Diner mache. Ich habe Glück, das Wasser ist noch heiß. Sofort merke ich, wie sich unter dem warmen Wasserstrahl meine angespannten Muskeln lockern. Ich wasche mir das Gesicht und benutze etwas Waschcreme, um mir die Make-up-Reste vom Gesicht zu waschen.
Danach wickele ich mich in ein großes und weiches Handtuch. Ich habe gestern gewaschen, nachdem Jug erstmal die Waschmaschine reparieren musste.
Im Schlafzimmer, falls man das kleine Zimmer, in das wirklich nur ein Bett rein passt, so nennen kann, öffne ich erst einmal ein Fenster, um frische Luft in den Trailer zu lassen.
Dann ziehe ich mir ein Paar frische Jeans an und streife mir ein gewaschenes T-Shirt von Jughead über. Obwohl ich das Shirt mit Weichspüler gewaschen hab, kann ich seinen Geruch immer noch genau riechen. Ich atme tief ein und fühle, wie sich mein gesamter Körper entspannt. Auf einmal fällt die ganze Last, die ich an diesem Tag mit mir rumschleppen musste, von mir herab und ich fühle mich wohl. Ich kann es kaum erwarten, Jug endlich wiederzusehen. Wir sind zwar erst seit ein paar Stunden voreinander getrennt, aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an!
Ich habe mich einfach so daran gewöhnt, ihn bei mir zu haben. Seit wir, mehr oder weniger, zusammen wohnen, ist es echt komisch ohne ihn zu sein.
Ich schnappe mir den Hausschlüssel, der auf dem Küchentheke liegt und nehme mir einen Zwanzig Dollarschein aus meinem Portemonnaie.
Ich beschließe, zu Fuß zum Pop's zu gehen. Das Diner steht zwar auf der Northside, aber es ist noch hell und außerdem bin ich gerade den Weg von der Schule schon mit dem Bus gefahren.
Während ich durch den Trailerpark schlendere, treffe ich ein paar Serpents, die ich kenne. Alle winken mir höflich zu und grüßen mich. Ich verstehe echt nicht, warum so viele Menschen, darunter auch meine Mutter, die Southside so fürchten.
Als ich die Grenze zur Northside überquere, komme ich mir schon ganz anderes vor. Als gäbe es eine unsichtbare Wand, durch die ich hindurch gelaufen werde. Es ist dieselbe Stadt, aber zwei komplett verschiedene Welten.
Ich fische ein Haargummi aus meiner Hosentasche und binde mir die noch feuchten Haare zu einem losen Dutt. Nach einigen Minuten stehe ich endlich vor Pop's Chock'Lit Shop. Als ich die Tür öffne, bimmelt das Glöckchen darüber und Pop, der Innhaber des Diners, kommt mir freudestrahlend entgegen.
„Hallo, Betty. Es freut mich sehr dich zu sehen. Setz dich, setz dich. Was darf ich dir bringen?"
Ich lasse mich auf einen der roten Barhocker vor der Theke fallen und studiere die Speisekarte, die ich natürlich schon auswendig kann. „Danke Pop", sage ich und Liste meine Bestellung auf. „Drei Cheeseburger, einen davon bitte ohne Tomaten. Und zweimal French Fries und einmal Onionrings. Das wär's dann."
Pop lacht laut und fröhlich und tippt alles in die Kasse ein. „Du isst also heute mit Jughead zusammen, was? Der Junge verputzt seine Burger ja wie im Nu!"
Ich nicke lachend und stimme ihm zu. Dann lasse ich meinen Blick langsam durch das Diner schweifen. Es ist Freitagabend, heute ist viel los. Fast jeder Tisch ist besetzt, und ich erkenne viele Leute aus der Schule wieder. Ich nicke manchen freundlich zu und lege Pop schon mal ein großzügiges Trinkgeld hin.
Plötzlich fällt mein Blick auf einen Tisch, der in der hintersten Ecke, hinter einer kleinen Nische versteckt ist. Es ist Archie's und mein Stammplatz, jedenfalls war das mal so. Ich höre ein glockenhelles Lachen, das auf jeden Fall aus der Nische kommt. Dann erblicke ich den leuchtend roten Haarschopf. Und einen rabenschwarzen.
Ich beuge mich leicht nach vorne, um hinter die Nische gucken zu können, damit ich meine Vermutung bestätigen kann. Und ich habe Recht. An unserem damaligen Stammplatz sitzen Archie und Veronica, beide mit einem Milkshake.
Während ich mich weiter auf meinem Barhocker verrenke, scheint Archie mich zu bemerken und hebt eine Hand. Er winkt mich zu sich.
Ich schaue mich kurz um, in der Hoffnung, dass er jemand anderes meint, aber er deutet auf mich.
„Äh, bin gleich wieder da", murmele ich Pop zu und gehe zögernd auf die Nische zu. Veronica scheint mich ebenfalls entdeckt zu haben.
„Hi, Betty", grüßt Archie, als wäre nichts gewesen. Als hätte er mich heute Nachmittag nicht auf meine Hände angesprochen.
„Bist du alleine hier? Oder kommt Jug noch?"
Ich schüttele mit zusammengepressten Lippen den Kopf. „Nee", bringe ich heraus. „Ich hole das Essen nur ab."
Veronica schaut desinteressiert auf ihre dunkellila Fingernägel, dann blickt sie auf einmal auf. „Willst du dich setzen?"
Sie lächelt mir schüchtern zu und deutet auf den leeren Platz neben ihr. Am liebsten würde ich jetzt einfach im Boden versinken, aber ich schätze, das geht nicht.
Also lasse ich mich auf das rote Polster neben Veronica fallen. Eine Weile ist es still am Tisch und wir alle starren peinlich berührt auf den Tisch. Gerade als das Schweigen fast zu unangenehm wird, nimmt Archie das Wort.
„Ist ein bisschen so wie früher, oder? Wir saßen auch immer zu dritt im Pop's und haben Hausaufgaben gemacht oder einfach gequatscht. Das war cool."
Ronnie nickt. „Ja, und Betty hat tagelang damit verbracht, uns Algebra beizubringen!"
Ich lache kurz, als ich mich daran erinnere. Es war in der 10. Klasse, wir haben für die letzten Klausuren im Sommer gepaukt.
„Eigentlich habe ich es nur Archie beigebracht", korrigiere ich Veronica schmunzelnd. „Wir saßen wirklich jeden Nachmittag hier, damit du es endlich verstehst."
Früher dachte ich immer, Archie hätte nur so getan, damit wir mehr Zeit zu zweit verbringen können. Spätestens jetzt weiß ich, dass es nicht so war.
„Hey, ich habe es immerhin noch geschafft eine Drei in der Klausur zu bekommen", verteidigt sich Archie lachend.
„Betty und ich hatten eine Eins", neckt Veronica ihn und stößt mich spielerisch mit dem Ellenbogen an.
Irgendwie hat Archie Recht. Es ist wirklich ein bisschen so wie früher. Nur weiß ich nicht, ob ich hier gerade ein Date störe.
Ich höre Archie und Veronica noch eine Weile zu, lache mit, wenn sie lachen und warte auf meine Bestellung. Nach ungefähr zehn Minuten stehe ich auf und verabschiede mich.
„Bis morgen! Wir sehen uns ja bei den Proben!", ruft Archie mir zu.
Zum Abschied umarme ich Veronica kurz und sie drückt mir die Hand. Irgendwie tut es mir leid, dass ich sie in letzter Zeit so behandelt habe. Unsere Freundschaft ist mir wichtig, gerade jetzt, da zwischen mir und Archie ja anscheinend alles gebrochen ist. Ich beschließe also, nicht mehr so hart zu ihr zu sein.

I'm still in Love with You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt