XVII

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Heute war der erste Tag der Weihnachtsferien in Hogwarts.

Fred, George und Lee hatte ich gestern schon verabschiedet und würde die nächsten zwei Wochen alleine hier in Hogwarts verbringen, komplett ohne Angst davor haben zu müssen, jemand könnte mich dabei erwischen, wie ich zu meinem Vater herunter schlich.

Als ich in die große Halle kam, um zu frühstücken, standen nicht - wie sonst eigentlich immer - vier Tische sondern nur ein einziger vor dem Podest, auf dem die Lehrer saßen, die über die Ferien hier geblieben waren.

Unter den Lehrern befand sich unter anderem mein Vater, Professor Dumbledore, Professor Sprout und Professor McGonagall.

Verwirrt setzte ich mich an den Tisch, der längs in der Mitte der Halle stand und begann mir etwas Essen auf den Teller zu schaufeln.

"Schön die Decke, nicht?", hörte ich plötzlich eine mir unbekannte Stimme an meinem Ohr.

Verwirrt drehte ich mich um und sah in das Gesicht einer schwarzhaarigen Slytherin mit grauen Augen.

"Wie bitte?", fragte ich und musterte das Mädchen genau.

Bisher war sie mir noch nie aufgefallen. 

Sie trug einen stinknormalen, grünen Pulli, eine Jeans und ein Paar schwarze Stiefel. Um ihren Kopf hatte sie - wie ein Haarband - ihre Slytherinkrawatte gebunden und sah damit wirklich auffallend auffallend auf.

"Die Decke", sagte sie und deutete nach oben, "Sie sieht schön aus, nicht?".

Und wie schön sie aussah. Es wirkte, als säßen wir draußen und es würde tatsächlich um uns herum schneien. 

Außerdem war die große Halle schon vorweihnachtlich mit Girlanden und Mistelzweigen geschmückt.

Allgemein erweckte das ganze Schloss in diesem verschneiten Zustand weihnachtliche Vorfreude.

"Ja...", sagte ich nur und verlor mich in dem weißen Schneegestöber über uns.

"Hallo, ich bin Raven Raleigh", sagte das Mädchen plötzlich und streckte mir ihre Hand hin.

Perplex sah ich sie an.

"Und du bist?", fragte sie und zog ihre Hand immer noch nicht weg.

"Oh...äh...Olive Snavans...Gryffindor", sagte ich und schüttelte kurz ihre kalte, bleiche Hand.

"Ich bin Slytherin...Aber nicht ganz so Vorurteil behaftet, wie alle anderen", sagte sie und grinste mich an.

"Ich dachte mir schon, dass du Slytherin bist", sagte ich und wies auf die Krawatte in ihrem Haar.

"Stimmt ja, die habe ich ja immer noch auf dem Kopf...", sagte sie und schlug sich gegen den Kopf.

"Wieso trägst du sie so?", fragte ich und musterte sie forschend.

"Weiß nicht...Vielleicht, weil mir die Meinung der anderen egal ist...oder weil ich es cool finde...Such dir was aus", sagte sie grinsend und zuckte mit den Schultern.

"Ich finde beide Gründe sehr...wahrheitsgemäß", sagte ich und lachte.

"Kann sein...In welche Klasse gehst du eigentlich?", fragte sie mich schulterzuckend.

"Siebte, du?", fragte ich und zog meine Brauen hoch.

"Auch", sagte sie nur und biss in ihre Toastscheibe, die sie mit Rührei belegt hatte.

"Wie heißt du nochmal?", fragte ich, weil ich ihren Namen nicht richtig verstanden hatte.

"Raven Raleigh...Viele Leute reden mit mir und vergessen danach meinen Namen...Das habe ich so an mir...", sagte sie und grinste.

"Wieso?", fragte ich verwirrt.

"Keine Ahnung...Muss wohl an dem Zauber liegen, den ich jeden Morgen anwende", sagte sie und ich war mir nicht ganz sicher, ob sie es ironisch meinte.

"Wie bitte?", fragte ich perplex.

"Naja...Die Leute, die mit mir reden, vergessen meinen Namen, aber wissen trotzdem ganz genau, worüber sie mit mir geredet haben...Häufiger kommt es vor, dass sie vergessen wie ich aussehe und dann reden alle über mich...aber niemand weiß, wie ich aussehe...verstehst du? Ich bin sozusagen unsichtbar...Zumindest für die Leute, die unbedingt über mich reden wollen...", erklärte sie mir und grinste.

"Wie geht der Zauber dazu?", wollte ich wissen.

"Keine Ahnung...Es ist vielmehr ein Fluch, als ein Zauber...Meine Mutter hat ihn irgendwann mal auf mich angewandt, als ich kleiner war", sagte sie und zuckte mit ihren Schultern.

"Okay", sagte ich ich und musterte sie genau.

Ich wollte sie nicht vergessen. Ich wollte auch nicht über sie mit irgendjemand anderem reden. Vielleicht würde ich meine Kinder nach ihr benennen...Wenn ich ihren Namen bis dahin nicht vergessen hatte.


Am Weihnachtsmorgen stand ich schon recht früh auf. Es war um genau zu sein halb sieben.

An meinem Bettende lag ein doch recht mickriger Berg von Geschenken. Sofort sprang ich aus meinem Bett und ging zu den in Packpapier gepackten Päckchen.

Zuerst griff ich nach einem schwarzen Päckchen mit einem weißen Bändchen herum. Ich öffnete es und herauslugte ein dunkelgrünes Buch mit der Aufschrift Alles über Tarnungstränke. Ich grinste. 

"Oh Mann, Paps", sagte ich kopfschüttelnd und griff nach der Karte.

Fröhliche Weihnachten Olive,
ich hoffe, du freust dich über das Geschenk und
kannst etwas damit anfangen. Viel Glück dir und Fred.
Ich hoffe nach wie vor, dass du auf dich acht gibst.
Ich liebe dich,
Paps

Glücklich grinsend legte ich die Karte und das Buch auf mein Bett und nahm mir ein weiches Päckchen. Es war ein schwarzer Pulli mit einem weißen O darauf.

"Von wem ist das?", fragte ich und entfaltete die Karte.

Hallo Olive,
ich habe meiner Mutter erzählt, dass ich mit dir
zusammen bin und sie hat sofort diesen Pulli für dich gestrickt. 
Ich hoffe du freust dich darüber.
In Liebe,
Fred

Ich grinste und legte den Pulli und die Karte mit zu dem Geschenk meines Vaters.

Dann griff ich nach dem vorletzten Packet. Es war nicht sonderlich groß und in Buchform. Ich packte es aus und hielt plötzlich ein rotes Buch, was je nach Licht und Blickwinkel die Farbe zu Grün änderte, mit der Aufschrift Verwechslungszauber und ähnliches in der Hand.

Ich musste lachen.

Hey Olive,
ich wünsche die fröhliche Weihnachten und ganz viel Spaß in Hogwarts.
Ich liebe dich.
Fred

Hoffentlich freute sich Fred genauso über mein Geschenk wie ich mich über seinen.

Das letzte Packet war rund und klapperte, wenn man es schüttelte. Ich öffnete es und heraus purzelte eine Schachtel mit Nasblutnougat

Alles gute zu Weihnachten Olive,
das kannst du bestimmt mal gut gebrauchen.
George und Lee

Schnell packte ich alles in meinem Koffer, bis auf den Pulli von Freds Mutter. Diesen zog ich mir nämlich an und ging dann runter in die große Halle, um zu frühstücken.

No one knows - die Tochter des PrinzenWhere stories live. Discover now