Kapitel 27

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Er sagte meinen Namen.

Immer und immer wieder, ließ er die sechs Buchstaben, über seine Lippen tanzen. Und jedes Mal, lag so viel Sehnsucht und Glück in seiner Stimme, dass es mir das Herz zerriss.

„Du wirst es mit mir nicht leicht haben", flüsterte ich leise und drückte mich dabei von seiner Brust, um ihn besser ansehen zu können.

Seine Mundwinkel zogen sich merklich nach oben. „Das hatte ich nie."

Das Gewitter hatte schon lange nachgelassen, als wir wieder zurück zufuhren. Wir blieben noch im Auto sitzen und hörten das Lied zuende. Es war zwar befremdlich. Doch langsam gewöhnte ich mich an den Gedanken, ihn um mich zu haben. Nicht auf die Art, die er mir Wochen vorher gezeigt hatte. Nein. Ihn wieder in meinem Leben begrüßen zu dürfen.

Spätestens nach meinem hysterischen Gefühlsausbruch, wussten wir beide, wie viel uns der jeweils andere noch bedeutete. Unsere Schicksale waren unwiderruflich miteinander verknüpft. Wir konnten uns nicht mehr voneinander entfernen. Auch wenn wir es wollten. Als wir ausstiegen, kam uns Dad bereits entgegen. Wenn er sich Gedanken machte, ließ er sich nichts anmerken. Ich stieg die kleinen Treppenstufen hinauf, Everett dicht hinter mir. Mit einem Schritt, war Dad bei mir und ich drückte mich nur zu gerne in seine väterliche Umarmung.

All die Jahre, hatte ich jegliche Zuneigung verweigert. Doch nun merkte ich erst, wie schön es sein konnte.
Wir erwähnten mit keinem Wort, was vorhin geschehen war. Es würde meinem Vater nur umso mehr Kummer bereiten, zu wissen, dass etwas mit seiner Tochter nicht stimmte. Im Teamwork, bugsierten wir meinen Dad wieder in die Küche. Sie fingen wieder an, das neuartige Bauprojekt zu bearbeiten und ich lehnte mich einfach nur zurück und hörte ihnen, gebannt, zu. Doch dieses Mal lag etwas in der Luft. Alles um uns herum, fühlte sich so anders an.

Über die kommenden Tage, schien sich alles langsam wieder zu fügen. Ich hatte zwar immer noch ein mulmiges Gefühl, meine Mutter oder Gwen anzurufen, aber ich verstand mich immerhin besser mit ihnen. Ebenso wie mit Everett und meinem Vater. Ersterer war mir gegenüber sogar viel aufgeschlossener.

Jeden Morgen fuhren wir gemeinsam zur Arbeit, während irgendwelche Rapper oder Countrysänger durch das Auto dröhnten. Dabei sangen wir voller Begeisterung mit. Etwas schief, aber voller Energie und Lebenslust. Nach der Arbeit machten wir hin und wieder einen Absprung, bei Shawns Café wenn Farren gerade Schicht hatte.

Everett und ich verband keine wirkliche Freundschaft mehr. Aber dennoch lag irgendetwas zwischen uns. Sodass auch Henry, Rebecca und Tobias weiter in den Hintergrund rutschten.

Am darauffolgenden Freitagnachmittag, beschloss Everett die Arbeit früher ruhen zu lassen. Ich war gerade dabei ein paar Akten zu sortieren, als ich hinter mir ein lautes Klopfen wahrnahm. „Meine Schwester hat gefragt, ob du mit uns kommen willst."

Fragend neigte ich meinen Kopf zur Seite. „Wohin? Ich habe noch einiges zu erledigen. Die Dokumente für Rogers sollen doch Montag auf deinem Schreibtisch liegen und eure Bauprojekt..."

Er hob die Hand und brachte mich damit zum Schweigen. „Das kannst du auch nächste Woche erledigen." Er drückte sich von der Wand ab. „Ein paar Freunde fahren über das Wochenende nach Charleston. Wir haben da ein Fleckchen, das nur uns gehört. Ohne nervige Touristen. Interesse?"

Ich sagte instant zu. Nicht zuletzt, weil ich eine Ausrede haben wollte um nicht auf Rebeccas Babyshower aufzutauchen. Mir wurde immer deutlicher, weshalb ich lieber Farren und Everett bevorzugte, statt Rebeccas Fake-Gehabe.

Everett und ich verabschiedeten uns, ausgelassen, von Chloe und den restlichen Mitarbeitern und eilten sogleich zum Auto. So schnell ich konnte, packte ich ein paar Habseligkeiten zusammen, die mir sicher nützlich sein sollten. Everetts Blick, lag mir dabei ständig im Rücken. „Hab ich nicht erwähnt, dass wir bloß zwei Nächte bleiben werden?"

Out Loud - Wer immer du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt