Kapitel 37

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„Danke, Mama", entgegnete ich, als sie mich in die Arme nahm. „Danke für alles." Auch, wenn ich mich nie wirklich gut mit meiner Mutter verstand, hatte sich innerhalb der letzten Stunde, etwas zwischen uns verändert. Sie half mir dabei, meine Sachen zusammenzusuchen und auf die Koffer zu verteilen. Dabei sprachen wir kaum miteinander. Aber ich merkte ziemlich schnell, dass ihre Stimmung getrübt war.

Als es Zeit war aufzubrechen, stand Henry bereits draußen beim Taxi und unterhielt sich, über irgendetwas, mit meinem Vater.

Trotz des Sturmes, der in mir tobte, zeigte ich mich außen hin, vollkommen ruhig. Meine Eltern sollten sich keine Sorgen machen.
Henry sah mich zuerst kommen. Mit einem merkwürdigen Ton, verkündete er, dass wir endlich aufbrechen konnten. Dabei kam er mir entgegen und nahm mir, die beiden Koffer ab.

„Wir haben zwei Tickets für die Erste Klasse", Wenn Henry spürte, dass sich meine Freude in Grenzen hielt, ließ er sich nichts anmerken. „Ich weiß doch, wie sehr, mein Mädchen Luxus liebt."

Ich schenkte ihm ein mattes Lächeln. Kurz nachdem er sich abwandte, presste ich meine Lippen jedoch aufeinander. Mir war absolut nicht nach Lachen zumute.

„Wann sehen wir sie wieder?" Bohrte meine Mutter nach. Das waren die ersten Worte von ihr, seit wir das Huas verlassen hatten. Fünf Worte, die mir den Magen umdrehten. Wieder.

Henrys Blick traf meinen. Merkte er, was in mir vorging?
„Bald", sagte ich tonlos und gab meiner Mutter einen Abschiedskuss. Meine Antwort war natürlich gelogen. Sobald ich in den Flieger steigen würde, musste ich Denning hinter mir lassen. „Ich hab euch lieb."

„Wir dich auch, Oliva", Dad breitete die Arme aus. „Du bist hier immer willkommen. Vergiss das nie."

Henry hetzte mich zum Auto und verabschiedete sich, mit knappen Worten, von meinen Eltern. Da ich keine Lust auf Streit hatte, folgte ich ihm stumm zum Auto und warf einen letzten Blick auf mein altes Familienhaus. Mom und Dad standen nah beieinander und beobachteten das Taxi, der Hund stand unmittelbar neben ihnen. Bis wir um die Ecke bogen hielt ich meine Augen, permanent auf das Haus gerichtet. Dann verschwand alles hinter dichten Wäldern.

„Jetzt wird alles wieder gut", Henry hatte vorne Platz genommen. Nach der Hälfte der Fahrt, merkte ich, wie er mich, durch den heruntergefahrenen Klappspiegel, beobachtete. Ich widerstand dem Impuls, etwas zu erwidern.

Henry war trotz allem, mein Ticket hier raus. Und nachdem Zwischenfall mit Everett, war mir klar, dass hier weg musste. Everett hatte etwas Besseres verdient.

Dennoch fiel mir ein, dass ich im ganzen Chaos jemanden vergessen hatte. Ich musste mich persönlich verabschieden, sonst würde ich es mir nie verzeihen. „Fahren sie uns, zur Charlesstreet. Ich muss meine Schwester sehen."

Henrys Augen weiteten sich.

„Ich bestehe darauf", entgegnete ich nachdrücklich. An Henry gewandt, meinte ich bloß „Für fünf Minuten, Schatz."

Widerwillig gab Henry nach. Mit einem lockeren Handschwenker, machte er dem Taxifahrer deutlich, meinen Anweisungen zu folgen.

In nur weniger als zehn Minuten, kamen wir letztlich vor Gwens Haus an. Ohne auf Henry zu achten, riss ich die Wagentür auf und rannte die Stufen zum Haus, hinauf. Ich konnte mir schon denken, dass Mrs. Williams Argusaugen, durch die Gardinen blitzten, um bloß nichts zu verpassen. Aber das war mir egal.

Als die Tür aufging, blickten mir mehrere strahlende Augenpaare entgegen. „Tante Olivia?" Daniel hatte den Kopf zur Seite gelegt. Hinter ihm und den Zwillingen, tauchte meine Schwester auf. Sie sah ganz schön müde aus. Als hätte sie die Nacht durchgemacht.

Out Loud - Wer immer du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt