| 09. Kapitel |

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Das restliche Schuljahr verging schnell. Und ebenso schnell verbreiteten sich die Gerüchte, dass Fred zu und ein Paar wären. Doch so schnell sie aufgekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Fred und ich hingegen kamen uns immer näher und verstanden uns blendend. Ich hatte sogar meinem Vater geschrieben, dass ich nun mit einem Weasley zusammen wäre, und er hatte sich aufrichtig darüber gefreut, oder zumindest so getan, als ob er sich freuen würde. Immer öfters kam ich auch mit Lee Jordan und George in Kontakt, und konnte mich schon bald als Problemlöser in der kleinen Gruppe wieder finden. Selbst mit Harry, Ron und Hermine kam ich immer öfters in Kontakt und verstand allmählich, warum diese drei auch als Trio bekannt waren. Als sechster Jahrgang hatten wir unseren Prüfungen am selben Tag beendet, an dem auch die dritte und letzte Prüfung des Trimagischen Turniers stattfand. Harry war aufgeregt, genauso wie Cedric, wie ich von Cho Chang erfahren hatte, eine Mitschülerin aus Ravenclaw, die mit Diggory liiert war.

Gemeinsam mit Fred und George traten wir nach unserer Zaubertränke-Prüfung in die große Halle ein. Es war schon fast zu einer kleinen Routine geworden, dass ich das Mittagessen am Tisch der Gryffindors einnahm, weshalb ich auch dieses Mal den Zwillingen hinterher dackelte, und mich von den meisten Ravenclaws separierte. Charly hatte sich, wie immer, neben Peter gesetzt, und schmuste ihn ab, da sie langsam aber sicher immer anhänglicher wurde und ihn eigentlich gar nicht mehr loslassen wollte. Ich schluckte schwer, als ich erfasste, dass sie tatsächlich auf seinem Schoß saß und er sein Mittagessen nicht einnehmen konnte, da sie die ganze Zeit auf ihm herum zappelte und sorgsam sein Gesicht inspizierte.

"Mom? Bill? Was macht ihr denn hier?", fragte George verwundert und machte den Blick auf eine etwas fülligere, aber genauso rothaarige Frau breit, die am Gryffindortisch saß und gerade ein Wörtchen mit Ron zu sprechen hatte. "Fred! George, schön euch wieder zu sehen. Wir sehen bei Harrys letzter Aufgabe zu, ist das nicht großartig?", rief sie aus und drückte die Zwillinge in eine feste Umarmung. Ein junger Mann, mit langen Haaren und Giftzähnen als Ohrringen, saß neben der Frau und musterte mich interessiert, sagte jedoch nichts. Ich schluckte schwer, trat einige Schritte nach hinten und wollte mich gerade an den Ravenclaw Tisch setzen, als Fred mich bei der Hand packte und vor sich schob. "Mom, darf ich dir meine Freundin Catherine O'Callaghan vorstellen? Ich habe dir doch schon mal von ihr geschrieben", sagte Fred und ich setzte ein unschuldiges Lächeln auf, ehe ich ihr die Hand reichte. Diese wurde jedoch von Mrs. Weasley komplett ignoriert, stattdessen drückte sie mich in eine warme Umarmung. Der Mann, der neben ihr saß, stand hingegen auf und reichte mir seine Hand. "Ich bin Bill, der Älteste der Horde", stellte er sich vor und ich lächelte ihn freundlich an. "Ich könnt mich ruhig Kate nennen. Schön euch kennenzulernen", sagte ich und ließ mich anschließend etwas beruhigter neben Fred am Tisch nieder.

Das Mittagessen wurde serviert, und war wie immer köstlich. Langsam konnte ich Harry verstehen, wie er immer davon geschwärmt hatte, dass es bei den Weasleys immer so entspannt und familiär am Tisch war und man konnte genau beobachten, wie Harry in dieser Umgebung richtig aufblühte. Ich konnte erkennen, dass er sich im Moment nicht mehr ganz so viele Sorgen um die letzte Aufgabe machte, als heute Morgen. "Meine Damen und Herren, noch fünf Minuten, und ich werde Sie bitten, sich auf den Weg zum Quidditch-Feld zu begeben, zur dritten und letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers. Die Champions folgen bitte jetzt schon Mr. Bagman hinunter zum Stadion", sagte Dumbledore und Harry machte sich auf den Weg zu Mr. Bagman. Wir wünschten ihm viel Glück und machten uns kurz darauf selbst auf den Weg zum Stadion.

Gebannt saßen wir auf den Tribünen. Der Schulchor sang immer und immer wieder das gleiche Lied, während ich, eingeengt zwischen Ginny und Fred, mich so gut wie gar nicht bewegen konnte. Die Büsche, über denen Fred und ich im Winter trainiert hatten, waren im Frühling erstaunlich viel gewachsen, und hatten nun auf dem Quidditchfeld ein Labyrinth geformt, indem es nun nur noch Cedric und Harry befanden. Krumm und Fleur waren schon vor langer Zeit ausgeschieden und Hogwarts war in Aufruhr, und jeder fragte sich, welches Haus nun den Pokal gewinnen würde. Stunden verstrichen, und langsam machte sich auf den Zuschauerrängen Unbehagen breit. "Das dauert zu lange", murmelte ich und merkte, wie sich Ginny neben mir anspannte. Ich sah zu ihr hinüber und drückte sie in eine feste Umarmung. Sie war ganz blass um die Nase, und man konnte ihr anmerken, dass sie sich Sorgen um Harry machte. "Hey Ginny, Harry ist der Junge der Überlebte. Da sollte er dieses Labyrinth doch mit Leichtigkeit hinter sich lassen können", sagte ich und sprach ihr etwas Mut zu. Das einer der beiden Jungs im Sterben lag, wollte und konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. "Das ist so geschmacklos Jungs, aber wirklich", meckerte ich und drehte mich mit gerunzelter Stirn zu den Zwillingen um, die gerade dabei waren, fleißig Wetten zu sammeln. "Wir verdienen einen Haufen Geld damit", protestierte George und hob einige Zettel in die Höhe. Kurz darauf hatte er einen Schüler an der Angel, der ihm ein paar Knuts in die Hand drückte. "Weißt du, von dem Geld, das wir jetzt machen, können wir uns irgendwann mal ein schönes Haus kaufen. Was hältst du von einem Haus am Strand, oder mitten in einer großen Stadt? Wie wäre es in der Winkelgasse, mitten in London?", fragte Fred, wurde aber von der plötzlich aufkreischenden Menge unterbrochen.

Sofort wandten sich meine Augen von Fred und dem Wettstand ab, und blickten hinab zu Professor Dumbledore und Moody, die auf Harry und Cedric zusprangen. Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen, und reckte mich, um besser sehen zu können, doch die jubelnde Menge ließ dies nicht zu. Harry brüllte den Männern etwas zu, während kurz darauf Amos Diggory auf seinen Sohn zu sprang. Es gelang mir einen kurzen Blick auf Cedric zu erhaschen, der reglos auf dem Grasboden lag. Stur starrte dieser gegen den wolkenbedeckten Himmel, und viel zu schnell zog mein Gehirn die richtigen Schlüsse. Meine Finger krallten sich in Freds Arm, der mich wiederum nur verdutzt ansah. "Cedric bewegt sich nicht", sagte ich und fixierte weiterhin den Punkt, an dem ich den jungen Hufflepuff gesehen hatte. "Was? Das kann nicht sein!", kam es gleichzeitig von den Zwillingen und Ginny, doch in diesem Augenblick schrie Amos schmerzvoll auf. "Ich denke, das hat alles bestätigt", murmelte ich, während all meine Farbe aus meinem Gesicht wich, sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust breit machte und es sich so anfühlte, als würde sich ein schwerer Metallring um mein Herz legen und es hinunterziehen.

McGonagall rief über den Platz, dass sich jeder in die Gemeinschaftsräume zurückziehen sollte, und das taten wir auch. Niemand konnte fassen, was sich da gerade abgespielt hatte. Ich klammerte mich noch immer an Freds Arm, während wir gemeinsam die Treppen hoch zum Schloss gingen. "Geh in deinen Gemeinschaftsraum. Wir sehen uns beim Abendessen", sagte Fred und drückte mich leicht in die richtige Richtung. Ich nickte wie versteinert, wurde dann aber von einer Masse an Ravenclaw Schülern erfasste und folgte ihnen stumpf in den Gemeinschaftsraum.

Aufgewühlt warteten wir auf einen Lehrer, der uns bestätigen sollte, dass Cedric tatsächlich gestorben war. Als Professor Flitwick den Raum betrat, legte sich sofort eine bedrückende Stille über den Raum. Es bat um Aufmerksamkeit, obwohl er diese schon längst hatte. "Es ist ja schon in aller Munde, und leider muss ich diese Gerüchte bestätigen. Cedric Diggory wurde im Rahmen des Trimagischen Turniers hineingelegt und ermordet. Alle Prüfungen werden abgesagt, stattdessen wir die Beisetzung von Mr. Diggory auf dem Schulgelände stattfinden. Seien sie nicht all zu aufdringlich zu seiner Familie. Cho", er machte eine kurze Pause, "Mein herzliches Beileid." Flitwick verschwand, und ich drehte mich um, um einen Blick auf Cho zu werfen. Sie war leichenblass und klammerte sich verzweifelt an einer Sessellehne fest. Sie zitterte am ganzen Körper. Ich schüttelte meinen Kopf, und riss mich zusammen. Ich nahm meine Pflicht als Vertrauensschülerin an mich und sprach: "Okay Leute. Geht alle in eure Schlafsäle bis es Abendessen gibt." Langsam kamen die Schüler meiner Aufforderung nach und gingen in Scharen zurück in ihre Schlafräume.

Gegen achtzehn Uhr bahnten sich nur wenige Schüler ihren Weg hinunter in die große Halle. Jedem dem ich begegnete, stand aber der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Ich schloss mich einigen Mitschülern an, setzte mich aber anschließend neben Fred, der lustlos in seinem Essen herumstocherte. Selbst Ron hatte sich dieses mal nicht so viel aufgeladen wie sonst. "Wie geht es ihm?", fragte ich und deutete mit dem Kopf auf Potter. Fred wog seinen Kopf hin und her und sagte: "Er verarbeitet es noch. Aber du wirst nicht glauben, was er gesehen hat, beziehungsweise was danach noch passiert ist." Was ist passiert?", fragte ich ungläubig und warf einen kurzen, mitleidigen Blick auf Harry, der stumpf auf sein Essen starrte. Alarmiert richtete ich mich auf. "Harry sagt, dass der dunkle Lord wieder da ist, dass Peter Pettigrew, den dunklen Lord dabei geholfen hat wieder zurück zu kommen und dass Professor Moody gar nicht Professor Moody war, sondern Barty Crouch Junior, du weißt schon, der Sohn von Crouch, der Todesser!", murmelte Fred und wir zuckten erschrocken zusammen, als sie scharfe Stimme von McGonagall hinter uns ertönte: "Miss O'Callaghan, ich darf Sie bitten heute ihr Abendessen an ihren Haustisch einzunehmen." Ich fuhr herum und nickte verschreckt. "Entschuldigen Sie Professor", sagte ich, stand auf und verabschiedete mich mit einem kleinen Kuss von Fred. Als ich an Harry vorbei ging, beugte ich mich zu ihm hinunter und sagte: "Ich glaube dir." Dann verzog ich mich an den Ravenclaw Tisch und blickte lustlos auf meinen Teller hinunter, so wie alle anderen Schüler auch.

Ohne, dass ich irgendetwas gegessen hatte, war ich aufgestanden und wieder in mein Bett gegangen. Ich hatte meine Klamotten gewechselt, mich gewaschen und anschließend in das weiche Bett fallen lassen und versucht einzuschlafen. Doch als ich so da lag, kam mir wieder das Gespräch zwischen meinem Vater und Lupin in den Sinn. Wenn schon vor knapp einem Jahr vermutet wurde, dass der dunkle Lord wiederkehren würde, warum hatte der Orden des Phönix nichts dagegen unternommen? Und falls doch, würde Cedric dann noch leben?

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt