| 20. Kapitel |

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Charlie und ich hatten uns bis zum Mittagessen gut unterhalten. Als das Essen aufgetischt wurde, fühlte ich zum ersten Mal seit meinem Aufenthalt im Hauptquartier das Gefühl der Geborgenheit. Bill hatte es ebenfalls einrichten können, zum Essen zu kommen, und so war die ganze Familie Weasley wieder vereint. Sirius und ich kamen uns tatsächlich ein wenig fehl am Platz vor, doch als Fred seine Hand auf meinen Oberschenkel legte und mich frech angrinste, verwarf ich meine Sorgen und genoss einfach das Essen mit der Großfamilie. Ich konnte Harry verstehen, wie er immer davon geschwärmt hatte, dass die wenigen Wochen in den Ferien, die er bei den Weasleys verbringen durfte, immer die schönsten wären. Und das stimmte tatsächlich. Es war chaotisch, aber dennoch wusste jeder, was er zutun hatte, und alles lief wie ein gut geschmiertes Uhrwerk, wie Arthur jetzt sagen würde.

Um achtzehn Uhr begann die erste Ordenssitzung, in der ich offiziell dabei sein durfte. Dieses Mal trafen jedoch weniger fremde Hexen und Zauberer ein, da diese erst wieder bei der nächsten Sitzung kommen würden. Mit der Ausrede, ich müsse auf die Toilette, schlich ich mich von den Zwillingen, Ron und Ginny fort und trat in die Küche ein. Snape und Dumbledore waren schon anwesend, doch der Schwarzhaarige zog mich zur Seite und sprach: "Morgen ist dein erster Bericht fällig. Sieh zu, dass du nichts Falsches sagt. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Augustus Roockwood ebenfalls anwesend sein soll. Lass dich aber nicht aus der Ruhe bringen, verstanden?" Snape klang leicht besorgt und schwankte beunruhigend hin und her, als er dies zu mir sagte. Ich nickte jedoch und lächelte ihn aufmunternd an. "Das werde ich schon hinbekommen Professor", erwiderte ich und wandte mich von ihm ab, als der Schulleiter in die Hände klatschte, und uns bat, am Tisch platz zu nehmen.

Snape und ich setzten uns, und der Überraschte Blick von Charlie entging mir nicht. Ebenfalls wie er anschließend zu Bill aufsah und dieser nur mit den Schultern zuckte. Der Älteste, der Geschwister war bei meiner Aufnahme nicht anwesend gewesen, weshalb er auch ziemlich verunsichert aussah. Doch Dumbledore eröffnete die Sitzung mit seinen mittlerweile gewohnten Worten und sah anschließend zufrieden in die Runde. Er fragte Tonks, Arthur und Kingsley nach ihren Fortschritten im Ministerium neue Mitglieder zu erwerben, doch die Ausbeute schien eher mau zu sein. Keiner der Auroren wollte damit zutun haben und hatten eher Angst vor Fudge, der unter keinen Umständen wahrhaben wollte, dass Du-weißt-schon-wer wieder zurückgekehrt sei. Anschließend nahm er Charlie in den Orden auf und übertrug ihm die Aufgabe, im Ausland dafür zu sorgen, dass jeder Bescheid wusste, dass Lord Voldemort wieder auferstanden sei. Dann wandte er sich mir zu und lächelte mich wissend an. "Catherine, du wirst morgen sagen, dass die Familie Weasley nichts Neues von Harry erfahren hat. Ron hält zwar Briefkontakt mit ihm, jedoch steht in den Briefen nichts Wichtiges von Bedeutung. Jugendliches Gedöns, sie verstehen mich schon. Sehen wir, wie er auf diese Information reagiert und ob er ihnen etwas anderes aufträgt. Bei der nächsten Sitzung besprechen wir, was unser nächster Schritt sein wird", sagte Dumbeldore und ich nickte verstehend. Ich sollte also so tun, als würde ich wissen, was Ron mit Harry schrieb, obwohl ich mir überhaupt nicht sicher war, ob sie tatsächlich Briefkontakt hielten.

Kurz darauf löste sich die Sitzung auf, und mit einem fragenden Gesichtsausdruck drehte Charlie sich zu mir. "Du bist Mitglied im Orden?", fragte er mich und ich nickte kurz. "Ja, es war der letzte Wunsch meines Vaters. Dumbledore hat ihm nachgegeben", sagte ich und zuckte mit den Schultern. "Oh, stimmt. Mom hat geschrieben, dass dein Vater ermordet wurde. Mein Beileid", meinte er und drückte über den Tisch hinweg meine Hand. Ich lächelte nur und versuchte den sich bildenden Kloß in meinem Hals zu ignorieren. "Darf ich wissen, was deine Aufgabe ist?", fragte er mich flüsternd, als er aufgestanden war, um den Tisch herumgegangen war und sich neben mich gesetzt hatte. Ich sah mich um, um sicherzugehen, dass niemand unserem Gespräch lauschte. Dann lehnte ich mich zu ihm hinüber und murmelte: "Als ich meine Mutter besuchte und ihr gesagt habe, dass mein Vater ermordet wurde, hat mich auf der Rückreise Lucius Malfoy aufgehalten und mir einen Platz bei den Todessern angeboten. Dumbledore hat mich dann in den Orden aufgenommen, damit ich als Spion für ihn arbeiten kann. Du-weißt-schon-wer hat gleich erfasst, dass ich ihm nützliche Informationen über eure Familie und Harry bringen könnte. Und da er die Informationen von mir bekommt, habt ihr die Sicherheit bekommen, dass seine Anhänger euch nicht angreifen. Es war also eine Win-Win-Situation." Seine Augen wurden groß und ich lächelte ihn nur tapfer an. "Du bist also ein Spion für beide Seiten?", fragte er mich atemlos. Ich zuckte mit den Schultern und nickte. "Heiliger Eulenmist, Dumbledore hat dir ja wirklich eine große Aufgabe gegeben. Da fühle ich mich ja schon fast nutzlos", murmelte er und blinzelte häufig. "Ach Charlie, solange ich meine Rolle perfekt spiele, wird niemand erfahren, auf welcher Seite ich tatsächlich stehe", erwiderte ich nur und boxte ihm auf den Oberarm. Die Stimmung lockerte sich ein wenig auf, doch kurz darauf entstand eine spannende Stille zwischen uns. Charlie hatte wohl gemerkt, dass mich langsam Zweifel überkamen, und glaubte mich nicht recht.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt