60. Immer im Takt

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*SPECIAL* aus James' Sicht:
(ein letztes Mal)

Noch 4 Kapitel:

"Autsch! Das war mein Fuß!", fluchte ich, während meine eine Hand an Lilys Hüfte ruhte, während die andere die ihre umgriff. Meiner Freundin Tanzstunden zu geben, hatte ich mir definitiv lustiger und weniger schmerzhaft vorgestellt, doch irgendetwas geisterte in ihrem hübschen Köpfchen herum, was sie mir nicht erzählen wollte, weswegen wir uns die meiste Zeit bloß anschwiegen, begleitet von grausamer klassischer Musik, die mich noch in meinen Albträumen heimsuchte, um mich an all die Tanzstunden zu erinnern, die ich mit Tatze besucht hatte. Er war zumindest ein Tanzpartner gewesen, der mir nicht bei jedem zweiten Schritt auf die Zehen getreten war.
"Entschuldige", murmelte Lily und biss sich auf diese süße Art auf die Lippe, die mich immer ganz wuschig im Kopf machte.
"Evans, du kannst echt nicht tanzen", lachte Sirius, der uns von der Couch aus zusah und hin und wieder nicht sehr hilfreiche Kommentare in den Raum warf.
Da er sich aber deutlich besser an all die Schritte erinnern konnte als ich, hatten Lils und ich uns dazu entschieden, im Gryffindorgemeinschaftsraum mit seiner Hilfe zu üben. So langsam bereute ich diese Entscheidung.
"Als könntest du es besser!", fauchte sie, doch das hätte sie lieber nicht getan. Mein bester Freund erhob sich siegessicher, stieß sie mit seiner Hüfte beiseite und ergriff meine Hand.
"Oh nein!", stöhnte ich und kniff die Augen zusammen.
"Komm schon, Krone, wie in alten Zeiten."
Ich warf Lily einen verhassten Blick zu, da sie mich in so eine Lage bringen musste und begann dann, mich mit Sirius im Takt des Wiener Walzers hin und her zu wiegen.
Das funktionierte zumindest besser als mit dem rauchenden Feuermelder, der uns nun von der Couch aus mürrisch zusah, die Arme verschränkt und die roten, langen Haare wie ein Vorhang vor das Gesicht gehängt.
Irgendwie machte es sogar Spaß mit Tatze Pirouetten zu drehen. Er war eben kein schlechter Tanzpartner, auch wenn ich das nie laut zugeben würde.
"Black, du bist ein schnöseliger Angeber", blaffte Lily ihn an. Ihre Unterlippe bebte vor Wut und ich konnte einfach nicht anders, als zu lachen. Lauthals und unkontrolliert.
"Ach Lils, was soll das bloß morgen werden? Soll ich mit Sirius tanzen?!"
"Mach doch, wenn du willst!"
"Evaaaaaans", sagte Sirius, "sei doch kein beleidigter Grindeloh."
Der Rauch schoss ihr bei diesen Augen beinahe schon aus den Ohren und für mich bedeutete das, dass es jetzt an der Zeit war, Sirius Hand loszulassen. Ich hätte ihn vielleicht vorher warnen sollen.
Mitten in einer Drehung entzog ich ihm beide Hände und taumelnd stürzte er gegen einen der roten Samtsessel und fiel kopfüber auf die andere Seite. Die Musik verstummte.
"James Euphemia Potter!", rief Tatze erzürnt aus.
"Sirius Walburga Black!", giftete ich zurück, doch das dicke Grinsen auf meinem Gesicht nahm dem ganzen irgendwie die Würze.
"Das sind doch gar nicht eure Namen", meinte nun auch Lily, die ebenfalls wissend schmunzelte. Ihre miese Stimmung schien durch Tatzes glorreichen Auftritt verpufft zu sein. Wofür er doch manchmal gut war.
"Der gute James hat aber keinen Zweitnamen, weil sein lieber Vater die Tradition gebrochen hat. Aus Eitelkeit. Muss wohl in der Familie liegen." Er schnappte sich ein Kissen und warf es mir voller Wucht gegen den Kopf.
Der sollte sich mal warm anziehen. Ich hob gerade den Zauberstab um ihm drei Kissen auf einmal an den Hals zu hetzen, da schaltete sich Lily dazwischen und befahl uns sofort aufzuhören.

"Krone, deine Freundin ist eine Spießerin. Ich geh ins Bett."
Ich konnte nicht sagen, ob er belustigt oder beleidigt war, doch ich selbst schüttelte nur lachend den Kopf und zog das wundervollste Geschöpf auf diesem Planeten in meine Arme. Lily roch so unglaublich gut, nach Vanille und einer Blumenwiese im Frühling.
Tatze verschwand in meinem alten Schlafsaal, knallte die Tür heftig ins Schloss und Ruhe kehrte wieder ein.
"Wir sollten langsam zurück in unseren Schlafsaal", sagte Lily, aber ich hatte dann doch andere Pläne.
Ich deutete mit meinem Zauberstab auf das alte Radio, das wir vor etwa vier Jahren aus Filchs Büro hatten mitgehen lassen und die Musik setzte erneut ein.
"Och nö", stöhnte meine Freundin, doch ich griff bloß nach ihren zarten Händen und brachte uns wieder in Position.
"Eins, zwei, drei... eins, zwei drei..."
Durch das Zählen wollte ich es ihr einfacher machen, allerdings schien sie das bloß noch mehr zu verwirren. Mit mehreren ungeschickten Bewegungen brachte sie uns zu Fall. Natürlich - ganz der Gentleman - durfte sie auf mir landen. Meiner Hüfte gefiel das aber gar nicht. An solchen Tagen spürte man erst, wie alt man wirklich war.
"Tut mir leid", hauchte sie. Ihre grünen Augen waren nur Zentimeter von meinen entfernt, ebenso ihre zarten rosa Lippen. Ich wollte die Lücke zwischen uns überwinden, sie war mir so nah...
In der letzten Sekunde schnellte sie ruckartig zurück, als hätte sie eine Acromantula gesehen.
"Lils?"
"Wir- wir... sollten jetzt auch ins Bett gehen. Unsere alten Betten sind noch da, ich werd' einfach hochgehen-"
Sie drehte sich schon auf dem Absatz um, jedoch würde sie so leicht nicht davon kommen. Was war nur mit ihr los? Hatte ich etwas falsch gemacht? Nein, Marlene hätte mir sonst schon die Hölle heiß gemacht, andernfalls... vielleicht hatte sie ja auch ihr nicht erzählt, was vorgefallen war.
Ich packte ihren Arm und hielt sie fest. "Lily, was ist los?"
"Ach nichts, es ist dämlich."
"Das sagst du immer, wenn es wichtig ist. Also komm schon, spuck es aus. Früher oder später erfahre ich es sowieso."
Vertraute sie mir nicht? Lily sollte mir doch alles sagen können. Ihre Probleme waren meine Probleme. Aber das wollte sie einfach nicht sehen, womöglich war das ein Zeichen. Doch Wahrsagen war für mich schon immer wie Fledermäusemelken gewesen. Nützt nichts, bringt nur Ärger und war frustrierend.
Völlig erschöpft ließ sie sich auf dem Sofa nieder und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Du musst versprechen, mich ausreden zu lassen, sonst kann ich das hier nicht."
Sie wollte mit mir Schluss machen, oh verdammt. Wieso konnte ich nicht einmal in meinem Leben die Klappe halten, was war denn nur in mich gefahren?! Am liebsten hätte ich sie sofort unterbrochen und wäre davongelaufen, doch stattdessen setzte ich mich neben sie und hielt den Blick auf meine schmerzenden Füße gerichtet.
"Seit wir in Cokeworth waren, ist mir immer mehr bewusst geworden-", Lily seufzte, "Nein, so kann ich nicht anfangen. Also, als wir meine Schwester besucht haben, war Eddie ja auch da und- nein, das geht so nicht. Also Eddy hat gesagt..."
Schockiert blickte ich auf. Was hatte dieser Dorcus bloß sagen können, dass Lily so aus der Fassung brachte?
"Naja, er", wieder stockte sie, ihre Wangen verfärbten sich scharlachrot, "er hat gesagt und Petunia stimmt ihm mit Sicherheit zu, immerhin hat sie so etwas auch schon von sich gegeben - defintiv nicht auf die selbe Art und Weise, doch sie alle meinen nunmal ich sei zu prüde und wenn ich nicht sofort mit dir schlafen würde, dann hättest du irgendwann genug von mir und würdest dir jemand anderen suchen und auch wenn ich weiß, dass du ein herzensguter Mensch bist, habe ich Angst noch nicht bereit zu sein, doch dir gegenüber ist das nicht fair und ich will doch bloß alles richtig machen und Marlene ist schon so viel weiter als ich und ich weiß nicht, aber was wenn ich komisch bin, ein Freak eben und es nie will? Das kann ich dir doch nicht antun."
Je länger sie gesprochen hatte, umso schneller war sie geworden, allerdings konnte ich von Glück reden, alles halbwegs verstanden zu haben. Zumindest akustisch. Der Sinn hinter ihren Worten, verstörte mich nach wie vor.
Was sollte man darauf schon antworten? Lily, du bist verrückt? Vielleicht keine so gute Idee. Stattdessen...

"Lils, glaubst du denn wirklich, ich würde mit dir Schluss machen, nur weil du noch nicht mit mir schlafen möchtest? Du bist halt noch nicht bereit, was soll's. Denkst du wirklich, ich bin so ein Widerling wie Mr. Eulendreck persönlich?"
Sie senkte beschämt den Kopf. Ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlte, doch mir ging es gerade auch nicht wirklich blendend. Wie hatten sich diese Zweifel bloß in ihrem hübschen Kopf festsetzen können? Hatte ich irgendwas gesagt oder getan?
"Naja", sie errötete, "du bist eben schon so erfahren und ich... ach keine Ahnung, James!" Wieder vergrub sie das Gesicht in den Händen.
Ich schnaubte.
"Lily, verdammt, für dich würde ich auch noch hundert Jahre warten. Adoption ist schließlich auch eine Möglichkeit, obwohl ich kleine Lilys und kleine James' vorziehen würde." Grinsend zog ich ihre Finger vom Gesicht, so dass sie mich ansehen musste.
"Ich bin noch nicht soweit", flüsterte sie.
"Das ist völlig okay."
"Und wenn ich doch soweit wäre?"
"Auch in Ordnung."
Sollte ich es ihr sagen? Nun, jetzt waren wir doch gerade so ehrlich.
"Für mich wäre es doch auch das erste Mal."
Sie hielt in ihrer Bewegung inne, die grünen Augen fixierten mich und eine schmale Linie bahnte sich ihre Stirn entlang.
"Wie bitte, was?", fragte sie irritiert.
"Ich hatte viele Dates, das gebe ich zu - wäre auch unsinnig es abzustreiten, du hast es ja immer mitbekommen, aber es hielt doch nie länger als ein paar Wochen. Ganz so dringend nötig hatte ich es dann doch nicht. Es war nie was Ernstes, aber das mit uns..."
Was auch immer von den Dingen, die ich gerade gesagt hatte, es war anscheinend richtig gewesen, denn Lily rückte näher an mich heran und schlang ihre Arme um meinen Hals.
Zwischen zwei Küssen murmelte ich: "Kein Wort zu Sirius, den hat mein Sexleben nicht zu interessieren."
"Ihr erzählt euch doch alles?"
"Nein, er erzählt mir alles und in mancher Hinsicht ist das einfach nur zu viel." Bei dem Gedanken an Sirius' Blick, wenn er von meinem Gespräch mit Lily erfahren würde, musste ich das aufkommende Lächeln unterdrücken. Er würde eine Woche kein anderes Gesprächsthema finden, dabei war er selbst gar nicht so ein großer Weiberheld, wie er immer allen weismachen wollte. Vor Marlene gab es auch nur zwei Mädchen, doch ihre Namen waren so schnell aus meinem Gedächtnis verschwunden, wie sie gekommen waren.

**

Lily lag in meinen Armen auf der Couch des Gryffindorgemeinschaftsraums, irgendwie hatten wir es einfach nicht über uns gebracht, aufzustehen und zurückzuschleichen, also waren wir einfach hier geblieben, hatten noch ein wenig getanzt - das heißt, ich habe getanzt, was Lily da gemacht hat, konnte ich nicht so ganz zuordnen, jedenfalls blieben meine Zehen verschont - und geredet, so viel geredet.
"Für den Plan morgen steht alles?", fragte sie geheimnisvoll, obwohl wir vollkommen allein waren.
"Jup, Moony und Worms sind gerade unten in der Halle und..."
Ich stockte. Wieso konnte ich nicht einmal den Mund halten?
"Jetzt?!", rief Lily erzürnt.
"Ja, jetzt. Eine kleine Extraportion für den Spaß."
Wütend sah mich an. "Es geht um die Slytherins oder? Euch reicht es natürlich nicht, dass wir allen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, nein, irgendjemand muss natürlich zu schaden kommen."
Nun wurde ich wütend.
"Lily verdammt, es hat überhaupt nichts mit den Slytherins zu tun. Es geht um alle! Kannst du mir nicht einmal vertrauen?"
Bevor sie jedoch antworten konnte, wurde das Portrait aufgestoßen und zwei völlig verschwitzte Siebtklässler traten ein.
"Du sagst aber nichts zu Krone oder Tatze", murmelte Peter, ehe er mich und Lily auf dem Sofa entdeckte und verängstigt den roten Kopf einzog.
"Was sollst du mir nicht sagen, Moony", fragte ich.
"Die Karte", Remus rieb sich die Seite, "... sie ist weg. Filch."

Hallo meine Freunde!
Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, habe ich den HARRY POTTER CHRISTMAS AWARD 2020 ins Leben gerufen :)

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Jeder der eine Fanfiction im HP Universum geschrieben hat, kann sie dort gerne einreichen
Anmeldephase: bis zum 30.11.20 23:59

Abgesehen davon sind es ja nicht mehr viele Kapitel, doch momentan bin ich wirklich ausgelastet mit der Arbeit, der Uni und der Family, deswegen kommen die Kapitel nun etwas unregelmäßig - trotzdem versuche ich jede Woche 1x zu updaten :)

Eure Isaa

✓|𝐎𝐛𝐥𝐢𝐯𝐢𝐨𝐧 - JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt