02 | der grimmauldplatz.

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Die Nacht auf den 7. Juli jenen Jahres waren Stunden gewesen, in denen unzählige Dinge zur selben Zeit geschehen waren. Und vielleicht hatte die Welt von der Bedeutsamkeit des Ganzen geahnt, denn nicht einmal die Vögel sangen, als die Dämmerung einbrach.

Schließlich war der Morgen jenen Tages ein grauer, zäher seiner Art, der sich bloß schleichend über den Osten Londons erstreckte. Dünne Nebelschwaden verblassten im Angesicht der aufgehenden Sonne und obgleich der Juli lang begonnen hatte, hüllte sich der Grimmauldplatz Nummer 12 in selten dagewesene Dunkelheit.

Noch immer versprachen die morschen Dielenböden Verwesung und noch immer waren die mottenzerfressenen Vorhänge wie erstarrt. Alles, was die stickige Stille durchbrach, war das Patschen der hornigen Fußsohlen eines Hauselfen, der durch das Treppenhaus watete.

Albus Dumbledore saß an dem Kopfende des langen, mit einer ewig währenden Staubschicht überzogenen Tisches und hatte die knochigen Finger in seinem Bart verborgen, der irgendwo in seinem nachtblauen Umhang ein Ende fand. Seine wachsamen Augen verloren sich im Nichts. Und obgleich sich seine Lippen bewegten, entwich ihnen kein Ton.

Die Ausgabe des heutigen Tagespropheten wanderte durch die Reihen aller Anwesenden, die in diesem Salon ruhten. Und wann immer einer von ihnen die Titelseite überwunden und das große in Trümmern liegende Haus gesehen hatte, wurde sie beiseite gereicht.

„Wann ist Ihnen seine Eule erschienen, Professor?"

Remus Lupin saß ebenfalls dort, in einem braunen Mantel, der dieser Jahreszeit widersprach, und hatte binnen der vergangenen Momente kein einziges Mal damit aufgehört, die Nägel in die eigenen Handballen zu stemmen. Nur, damit seine Stimme ruhig war: „Wann hat Andrew Bolton versucht, Kontakt aufzunehmen?"

„Keine drei Stunden vor seinem Tod." Albus Dumbledore war sachlich und sah dabei zu, wie Kingsley Shacklebot den Zeitungsartikel weiter schob, ohne ihn anzusehen. „Vizeminister Bolton bat mich um tiefste Diskretion in Angelegenheiten, die bloß privat übermittelt werden konnten."

„Er war der zweitmächtigste Mann des irischen Ministeriums", wisperte Kingsley. In seinem Bick tanzte Fassungslosigkeit, während er aus dem Augenwinkel die Frontseite musterte, die Sirius Black neben ihm gewissenlos ausbreitete. „Er war zu einem langen Besuch hier in London."

Es lag etwas um sie, das einer stummen Unruhe erschreckend nahe kam. Und Albus Dumbledores abrupter Versammlungsaufruf hatte sich ziemlich tief unter die Haut aller Anwesenden gebrannt. Noch immer hing der letzte Hauch des Phönix-Patronus, der seine Ankunft angekündigt hatte, in der Luft. Und noch immer hatte niemand der Gestalten, die um den langen Tisch saßen, auch nur die Mäntel abgelegt.

Die Dame mit einem strengen, grauen Dutt raffte ihre Schultern. „Meinen Sie, Professor, es hat etwas mit -"

„Das habe ich auch überlegt, Minerva." Dumbledore lächelte, höflich. „Ob Andrew Boltons Tod etwas mit der Hinrichtung von Rheinar Kalgan zu tun hat. Beides ist keinen Tag voneinander entfernt."

„Deswegen war er hier in London, unter anderem." Kingsley schien angesichts der vielen Falten auf seiner sonst so angespannten Stirn ausgiebig nachgedacht zu haben. „Die Iren haben Kalgan vor zwei Tagen an uns ausgeliefert, nachdem sie ihn irgendwo in den südlichen Wäldern aufgegriffen haben. Bolton war Teil der Sicherheitseskorte. Bis die Dementoren Kalgan geküsst haben, haben wir nicht erfahren können, was er in den fünfzehn Jahren seiner Flucht getan hat."

„Kalgan war ganz offenkundig ein Todesser", kam es von der Seite und Remus, der den unterstützenden Blick von Sirius Black suchte, lehnte sich nach vorne. „Aber der Prozess gegen ihn wurde schon vor mehr als zehn Jahren fallen gelassen. Er hatte eigentlich keinen Grund mehr, immer noch zu fliehen."

Der Mann mit ergrautem Schnäuzer und dunklen Locken, die sein Gesicht umhüllten wie ein elder Rahmen ein altes Gemälde, räusperte sich: „Keinen Grund seitens des Ministeriums."

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt