•twenty-nine•

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Pov. Miyu

Mein Blick war starr an die Decke gerichtet, das Weiß meiner Umgebung machte mich beinahe verrückt und nur dieser starre leere Blick verhalf mir dabei, meine Fassung zu bewahren.

Ich musste immer wieder an das vergangene Wochenende zurück denken, und daran, dass ich jetzt eigentlich nicht mehr Leben würde, ohne die Hilfe meiner Lehrerin.

Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewisses, sicherlich, irgendwo tief in mir, doch dieses war einfach noch betäubt, ebenso wie alle anderen Gefühle und Empfindungen in mir. Jedoch wusste ich auch nicht, wie ich die Leere, die Taubheit, in meinem Körper hätte besiegen können, weil immer, wenn ich über Hilfe nachgedacht hatte, gab es genau zwei Punkte im Kopf: Entweder ich schaffte es und öffnete mich gegenüber Miss Perez, oder ich ließ es sein und wartete, bis ich von Innen komplett zerstört wäre, sodass mich niemand mehr hier halten könne.

Doch diesen Weg wollte ich nicht noch einmal betreten, er ergab in meinem Kopf immer weniger Sinn. Ich würde so doch nur den Schmerz von mir auf andere übertragen und helfe damit keinem. Immer mehr sickerte diese Erkenntnis zu mir durch.

Das hieß jedoch, ich musste mich jemanden, also Miss Perez, anvertrauen. Es musste sie sein, nachdem was sie die vergangenen Tage gesehen bzw. erlebt hatte, eine Erklärung wäre bitter nötig, welche ich ihr dadurch bieten könnte und wer weiß, vielleicht klappt es ja und ich werde einmal nicht verletzt, egal ob physisch oder psychisch.

Ich atmete tief durch und machte meine Rückenlehne ein Stück höher, sodass ich jetzt nicht mehr an die weiße Decke starrte, um meine Gedanken zu sortieren, sondern an die weiße Wand, was nun kein sonderliches Upgrade war, dafür konnte ich nun noch leichte Musterungen mit meinen Augen nachgehen, welche es an der Decke vorher nicht gab.

Ein zartes Klopfen an der Tür ließ mich kurz zusammen fahren und dann mit brüchig rauer Stimme antworten: ,,Herein?"

Es klang nicht nach meiner Stimme, was dem langen nicht sprechen und kaum trinken zu verschulden war, doch scheinbar machte das meinem Besucher ziemlich wenig aus, welcher gerade in mein Zimmer gewuselt kam, den Kopf tief in der Kapuze versteckt und gesenkt gehalten.

,,Entschuldigen sie-" Fing ich wieder mit meiner rauen Stimme an, wurde aber relativ schnell unterbrochen.

,,Miyu!" Erst jetzt bemerkte ich die zweite Person im Raum, welche eindeutig Avery war. ,,Oh mein Gott! Was ist passiert? Hattest du einen Unfall?" Bombadierte sie mich direkt mit Fragen und brachte meinen Schädel damit ziemlich zum brummen.

,,Avery, ich denke, Miyu wird es dir sicherlich gleich in Ruhe erklären, doch mit deinen Fragen wirst du es wohl nicht sehr weit bringen, denn Miyu muss sich immer noch ausruhen und darf keinem großen Stress bzw. Lärm ausgesetzt sein." Mischte sich nun die andere Person ein, welche mittlerweile wieder an der Tür stand und mich mit einem unsicheren Blick beobachtete, der mir das komplette Gegenteil von ihrem Inneren zeigte, als ihre Stimme es gerade vorgab.

Meine beste Freundin schnaubte leise und ließ sich auf einen Stuhl nahe meines Bettes fallen, mit dem Blick zu der Person an der Tür.

,,Miss Perez?" Fragte ich leise in die Stille des Raumes. ,,Warum setzen sie sich nicht auch?"

Ihre Hände fingen deutlich an zu zittern, was sie versuchte zu vertuschen, indem sie ihre Hände in den Ärmeln ihres Pullovers versteckte.

,,Ich denke, es wäre besser, wenn du mit Avery alleine sprichst, Miyu." Ihre Stimme wurde immer leise, sie war so gebrochen.

Mein Blick glitt kurz zu Avery und dann zurück zu den Augen meiner Lehrerin. ,,Ich möchte das sie bleiben, denn gerade sie haben die ganzen Antworten verdient, nach ihrer Tat gestern." Erklärte ich ruhig.

Diese jedoch schüttelte heftig mit dem Kopf und ging nicht mehr auf mich ein.  Das einzige was man noch hörte, war das leise Klicken der sich schließenden Tür, durch welche Miss Perez nun der Situation und irgendwie auch mir entflohen ist.

Leise seufzend fahre ich die Rückenlehne meines Bettes wieder herunter und starre wieder Löcher in die Decke.

,,Miyu?" Nehme ich die leise Stimme von Avery war. ,,Kannst du mir erklären was hier abgeht?"

Ein weiterer Seufzer entfährt mir.

,,Ohne die Hilfe von Miss Perez, wäre ich jetzt nicht mehr hier." Entfährt es mir dann einfach.

Ich hörte, wie Avery tief durch atmete, schließlich war das absolut kein leichtes Thema.

Heiße Tränen flossen über mein Gesicht, benetzten meine Sicht und nahmen mir immer mehr die Kraft zum atmen.

,,Es- Es tut mir so leid." Wimmerte ich leise. ,,Ich wollte einfach weg. Für immer." Ein tiefer Schluchzer entfährt mir.

,,Miyu, bitte. Beruhige dich. Es ist alles okay." Die sanfte Hand von Avery legte sich schwach auf meine.

,,Nein!" Es war nicht mehr, als ein erstickter Schrei. ,,Nichts ist in Ordnung. Nie wird irgendwas in Ordnung sein."

,,Wir sind da und wollen dir helfen." Avery ihre Stimme ist ruhig, in der Versuchung diese Ruhe auf mich zu übertragen.

,,Wir?" Ich schluchzte etwas leiser.

Avery nickte, ich sah es im Augenwinkel und sprach dann: ,,Miss Perez. Vor allem Miss Perez möchte dir helfen, aber gerade brauch sie noch etwas, was verständlich ist. Sie ist traumatisiert, kann es sich nicht erklären, dennoch möchte sie dir helfen. Das merkt man ihr an."

Langsam fahre ich meine Rückenlehne hoch, um Avery in die Augen blicken zu können. ,,Wieso bist du dir da so sicher." Es war nicht mehr als ein Flüstern.

Ein kleiner Seufzer entfährt meiner besten Freundin. ,,Man merkt es an der Art, wie sie über dich spricht, mit dir spricht, wie sie dich anschaut." Sie machte eine kleine Pause. ,,Miss Perez war heute kaum zurechnungsfähig, Miyu. Ich glaube tief in ihrem Inneren, hat sie immer noch diese Angst vom Wochenende in sich, dass sie dich verlieren wird. Miyu, du bist ihr wichtig!"

Langsam kamen die Worte zu mir durch. Ich bin jemanden wichtig?

,,Meinst du das ernst?" Meine Stimme wurde immer leiser.

,,Natürlich." Ihre Hand streichelte sanft meine.

,,Warum ist sie dann gegangen?" Wieder bahnten sich Tränen aus meinen Augen heraus.

Avery nimmt ihre Hand von meiner. ,,Sie wusste nicht, ob du sie hier akzeptieren würdest. Sie hat Angst, verständlicherweise, und ist sich so unsicher, was dich betrifft."

Meine beste Freundin stand auf und ging zur Tür. ,,Avery?! Willst du jetzt auch einfach gehen?"

Panisch blickte ich in Richtung Tür, in welcher Avery stand und scheinbar mit jemanden sprach.

Dann verließ sie mein Zimmer komplett und eine Person im dunklen Pullover betrat das Zimmer heute zum zweiten Mal.

I'm scared, and even more [txs/girlxgirl] ✔Where stories live. Discover now