Kapitel 14

464 31 2
                                    


Ich vernehme eine wohlbekannte Stimme hinter mir.

"Gerda?"

Es ist Alex. Ich drehe mich nicht um und ignoriere ihn einfach noch einen Moment lang. Ich bin nämlich noch nicht fertig mit Beruhigen.

Mein Mate hat mir aber etwas zu sagen: "Hör mal, Gerda, mir war nicht bewusst, dass du noch Zeit brauchst, um dich an die Situation zu gewöhnen. Und du hast Recht, das mit den Kindern sollte ich mit dir absprechen, bevor ich Entscheidungen treffe."

"Eigentlich hatte ich gemeint, dass du und ich solche Entscheidungen zusammen treffen sollten, nicht nur du allein." unterbreche ich ihn.

Er seufzt. Das klingt aber nicht resigniert, sondern genervt. Was meine schlechte Laune nur bedingt mindert.

Meine Laune fällt meinem Mate aber nicht auf. Er redet weiter.
"Okay, dann fällen wir solche Entscheidungen eben gemeinsam. Und wo wir gerade dabei sind: es gibt da noch etwas, worüber ich mit dir reden will."

Jetzt sehe ich ihn doch an.

Er lächelt ein bisschen. "Ich will dich fragen, ob ich bitte wieder mit in deinem Zimmer schlafen kann und ob wir das Zimmer zu unserem gemeinsamen Zimmer machen können. Ich mag dich nämlich total gerne und ich will nicht, dass wir uns immer streiten und dann nicht mehr miteinander reden. Was sagst du dazu?"

Ich muss ein bisschen lächeln.

"Ich denke, es gibt da noch ein paar Dinge, über die wir vorher reden sollten. Aber ansonsten: ja, das können wir! Wird auch allmählich langweilig, ohne einen Kerl im Zimmer  den man aus dem Bett schubsen kann." antworte ich grinsend.

Alex lacht. "Du hast Recht, das klingt wirklich langweilig." sagt er feierlich. Was anschließend passiert, überrascht mich komplett.

Alex legt eine Hand an meine Wange und küsst mich. Völlig überrumpelt reiße ich die Augen auf. Dann merke ich, dass Leute aus diesem Blickwinkel beim Küssen echt seltsam aussehen und schließe sie doch lieber. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Gefühl von seinen Lippen aif meinen und erwidere den Kuss. Es ist das erste Mal, dass Alex und ich uns küssen.

Hmm... gar nicht mal so übel eigentlich! Sein Kuss ist sanft und doch fordernd. Ein Anflug eines Schmettelingsflügelschlags erscheint vage in meinem Bauch. Schön...

Anfangs ist der Kuss einfach nur toll! Aber dann erinnere ich mich plötzlich an all die liebevollen Küsse, die ich mit Will hatte und fühle mich melancholisch.

Aber ich will den Moment nicht ruinieren. Also befehle ich mir, mit dem Denken aufzuhören. Als der Kuss vorbei ist, lehne ich meinen Kopf gegen Alex' Schulter. Er fährt mir durch mein braunes Haar. Das mit uns beiden überrascht mich täglich von Neuem. Mal streiten wir uns heftig, da könnte ich schwören, es gibt bestimmt gleich eine Leiche. Und dann können wir plötzlich wieder miteinander lächeln und füreinander empfinden. Also, langweilig ist unsere Beziehung jedenfalls nicht.

Nach ein paar weiteren Minuten des Dasitzens und Schweigens, gehen wir schließlich wieder rein zu Alex' Eltern.

"Ah, da seid ihr ja! Ist alles in Ordnung?" fragt Angela, übertrieben lächelnd. Sie ist offenbar auf 'Friede, Freude, Eierkuchen'-Trip. Ich nicke kurz. Dann sehe ich Mark, der mich unzufrieden mustert. Er verschränkt die Arme.
"Hast du mir nichts zu sagen?" fragt er auffordernd.

Ich überlege kurz.
"Nein, eigentlich nicht."

Jetzt sieht er noch unzufriedener aus. "Ich denke schon, junges Fräulein! Du solltest dich bei meinem Sohn entschuldigen. Er bietet dir eine schöne, sichere Zukunft und du stellst dich bockig. Eine Mutter zu werden ist das höchste Ziel im Leben jeder Frau! Du könntest ruhig mal etwas dankbarer sein!" sagt er eingeschnappt.

Verärgert stämme ich die Arme in die Seiten. "Hallo? Ob ich Kinder haben will oder nicht ist ja wohl meine Entscheidung! Das geht Sie gar nichts an!" kontere ich.

"Ach, sieh an, so spät schon! Höchste Zeit dass Alex und Gerda wieder nach Hause gehen!" zirpt Angela dazwischen. Ich schwöre, an dem Tag an dem diese Frau mal ein anderes Modell als das herkömmliche 'lieb-und-nett' ausprobiert, schmeiße ich eine Riesenfete, nur für sie! Vielleicht in einem anderen Leben.

Alex hingegen scheint die Ansicht seiner Mutter zu teilen. Er will auch keinen Konflikt. Also zieht er mich aus dem Haus, bevor ich noch jemandem meine Meinung sagen kann.

Zuhause einigen wir uns erstmal darauf, dass wir in Zukunft erst miteinander reden werden, bevor wir  uns mit Alex' Eltern ins Feld ziehen. Anschließend räumen wir mein Zimmer um und verwandeln es in unser Zimmer.

Was mit gelegentlichen, gewissen Schwierigkeiten verbunden ist.

"Hey, Alex! Ein Bett teilen heißt nicht, dass ich keine eigene Decke mehr brauche! Und ein eigenes Kopfkissen brauchst du auch!"

"Blödsinn! Wir können uns genauso gut ein Kissen und eine Decke teilen." meint er.

"Das fällt dir jetzt vielleicht schwer zu glauben, aber manche Leute brauchen auch ihren Freiraum! Also nein, das Kissen hier ist meins!" stelle ich klar.

Er schnappt sich ein Kissen, dass ich auf einem kleinen Stuhl in der Ecke verwahrt hatte. Zuhause hatten wir eine ganze Wohnzimmerausstattung von der Sorte, mit demselben Muster. Alles in grün und rot. Beim Umzug habe ich allerdings nur das Kissen mitgenommen.

Bevor Alex es auf das Bett legen kann, nehme ich es ihm wieder weg. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich ihn an und fauche: "Niemand. Ich wiederhole, niemand schläft auf dem Sofakissen meiner Großmutter mit dem Original Chintz-Bezug!"

Er schüttelt verständnislos den Kopf und sagt: "Meine Güte, ist doch nur ein Kissen. Jetzt stell dich mal nicht so an."

Ich packe ihn am Schlafittchen und bringe sein Gesicht direkt vor meines. "Hör mal gut zu, Kleiner! Wenn ich sage, halt dich fern von meinem Kissen, dann heißt das: Halt dich fern von meinem Kissen!! Ob meine Sachen mir wichtig sind oder nicht, ist meine Entscheidung, da kann ich mich anstellen, wie ich will! Klar?"

Er brummt, völlig genervt.

Zwei Stunden später ist das Zimmer fertig eingeräumt und ich kuschele mich unter die Decke. Alex legt sich neben mich. Keiner von uns sagt etwas, aber nach ein paar Minuten des Schweigens spüre ich, wie Alex meine Hand nimmt. Er drückt sie leicht. Zwar sagt er noch immer nichts, aber ich verstehe es trotzdem. Er wünscht mir damit eine gute Nacht.

Die Mate des Kriegers Where stories live. Discover now