Kapitel 95

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01. Juni 1997

„Ich möchte Sie alle herzlich begrüßen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind um mit Ihren Kindern, Freunden und Geschwistern den Abschluss aus Hogwarts, unserer geliebten Schule für Hexerei und Zauberei zu feiern." Schnell erlischt das letzte Tuscheln in den Reihen und die gesamte Aufmerksamkeit der Menge liegt auf dem Schulleiter. Die Tische in der Großen Halle wurden an die Wände geschoben und durch mehrere Reihen an Stühlen ersetzt. Am Pult steht der Schulleiter und lächelt sanft in die Runde. Er sieht mitgenommen aus und vermeidet es gekonnt, seine rechte Hand dem Publikum zu zeigen. Die Schwärze, die sie bereits seit Anfang des Schuljahres bedeckt hat sich immer weiter ausgebreitet. Doch als ich ihn einst darauf angesprochen hatte, hatte er es nur abgewunken.

Nervös schaue ich auf das Pergament in meinen Händen herunter. Es fällt mir schwer, die Worte darauf zu entziffern, da meine Hände vor Aufregung zittern und das Pergament vibriert. Jasper neben mir sieht ganz entspannt aus. Seine Brust hat er stolz nach vorne gestreckt und seine Lippen ziert ein zufriedenes Lächeln. Er lauscht aufmerksam den Worten unseres Schulleiters und nickt immer wieder zustimmend. Mein Blick huscht in die Menge und ich brauche nicht lange, ehe ich Freds leuchtend rote Haare entdecken kann. Sein Blick ruht bereits auf mir und schlagartig muss ich grinsen. Ich hebe meine Hand leicht, um ihm zuzuwinken und kann erkennen, dass er mir zuzwinkert. Neben ihm sitzen mein Vater, Tonks, George und Molly und Arthur Weasley. Die beiden hatten es sich nicht nehmen lassen wollen, bei meinem Abschluss dabei zu sein. Wenn ich es richtig erkenne, kämpft Molly sogar bereits mit den ersten Tränen. Wenn ich je jemanden wählen müsste, der einer Mutter am nächsten kam, wäre es wohl sie gewesen.

Als Jasper neben mir zu applaudieren beginnt, zucke ich leicht zusammen und wende meinen Blick rasch wieder zurück zu Dumbledore. Etwas verwirrt beginne ich ebenfalls zu klatschen. Jasper scheint meine Verwirrung bemerkt zu haben, denn er lehnt sich zu mir herüber und flüstert mir beim Klatschen zu: „Er hat von den Prüfungen erzählt." – „Achso.", entgegne ich ihm leise und nicke.

„Ich kann mich an meinen eigenen Abschluss noch gut erinnern. Es ist, was wäre es gestern gewesen, wenn gestern bereits 97 Jahre her wäre." Der Schulleiter gluckst, von sich selbst amüsiert. „97 Jahre?", murmle ich Jasper überrascht zu. „Er ist schon 115 Jahre alt.", antwortet er mir mit einem Schulterzucken. Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und nicke beeindruckt. „Krass.", bringe ich hervor und schnaube. Mir war bisher nicht bewusst, wie alt der Schulleiter tatsächlich war. Bei den Muggeln erreichte man selten so ein hohes Alter.

„Aber ich möchte Sie nicht mit alten Geschichten aus meiner Jugend langweilen, auch wenn den ein oder anderen dies wahrscheinlich brennend interessieren würde. Ja, tatsächlich war auch ich einmal ein Jugendlicher." Ein Kichern geht durch die Reihen und plötzlich schießt mir ein Bild von einem großen, schlanken Jungen in den Sinn, der lange weiße Haare und einen langen weißen Bart trägt. Ich gluckse und verschränke die Arme vor meinem Körper. „Nun gut. Ich freue mich also jetzt darauf, das Wort an unsere beiden Schulsprecher weiterzugeben, die ihren Abschluss mit großartigen Leistungen mehr als verdient haben. Miss Lupin, Mister Yates?"

Ein Grölen geht durch die Halle und ich muss grinsen, als ich sehe, dass Fred und George von ihren Plätzen aufgesprungen sind und einen tosenden Applaus losgetreten haben. „Wie ich sehe, haben Sie Ihren Fanclub mitgebracht. Wie entzückend!", gluckst Dumbledore und zwinkert mir zu. Er zeigt auf das Rednerpult und ich nehme den Platz mit meinem dankenden Nicken ein. Mein Herz rast vor Aufregung. Jasper steht direkt neben mir und lächelt freundlich ins Publikum. Seine Hände hat er hinter seinem Rücken verschränkt. Kurz schaut er zu mir herüber und wirft mir einen ermutigenden Blick zu. Das letzte Mal, als ich eine Rede vor vielen Menschen gehalten hatte, war die Beerdigung von Sirius gewesen. Ich atme tief durch, als mir der Gedanke an den besten Freund meines Vaters einen Stich ins Herz versetzt.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt