| 41. Kapitel |

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Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen kitzelten mich in meiner Nase und rissen mich aus meinem erstaunlicherweise tiefen Schlaf. Schon lange hatte ich nicht mehr durchgeschlafen, doch so wie es schien, hatte es mein Körper dringend nötig gehabt. Ich schlug meine Augenlider auf und blieb auf der Seite liegen. Die Dächer der Winkelgasse waren mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt, welche wohl in wenigen Stunden geschmolzen sein würde. Das gewohnte Stimmenwirrwarr vom Laden drang hoch bis in die Wohnung und zauberte mir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Ich stöhnte kurz, als ich mich aufrichtete und mir verschlafen die Augen rieb. Mein Blick wandte sich nach links. Dort, wo sonst normalerweise immer Fred lag. Doch heute war diese Seite leer. Vermutlich war er schon vor mir aufgestanden, wenn auch dieser Fall sehr selten eintrat. Normalerweise war sonst ich immer diejenige gewesen, die als Erstes aufgestanden war. Ich schlüpfte aus dem warmen Bett und stolperte über einige Kleidungsstücke, die verstreut auf dem Boden lagen. Ehe ich mir eine Strickjacke vom Stuhl zog und sie mir überwarf. Ich ging hinaus auf den Flur. Doch auch dort herrschte das reine Chaos. Bücher stapelten sich auf und unter Regalen, während sie zwischen den noch nicht ganz so ausgetüftelten Erfindungen der Zwillinge lagen.

Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als ich in die Küche trat, und erkannte, dass einer der Zwillinge am Ofen herumhantierte, während der andere amüsiert dabei zusah. „Seit wann ist die Entwicklung in unsere Küche eingezogen?", fragte ich sie und stellte mich neben George, der mich sogleich in eine Umarmung drückte. „Alles Gute zum Geburtstag Kate", sagte er und ließ mich anschließend wieder los. Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch und sagte: „Danke. Woher wisst ihr denn, dass ich Geburtstag habe?" Fred nahm mich ebenfalls in den Arm und küsste mich, ehe er sagte: „Was wäre ich nur für ein schlechter Freund, wenn ich deinen Geburtstag nicht kenne?" Ich lächelte, wandte mich dann jedoch dem Schlachtfeld in der Küche zu. „Gut, und was hat das hier zu bedeuten?", fragte ich und George meinte glucksend: „Er steht schon seit heute früh um sechs Uhr in der Küche. Wenn das nicht einmal ein Liebesbeweis ist." Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah ihn fragend an. „Ja, nur für dich. So und du gehst jetzt in den Laden runter", sagte Fred, und schob seinen Bruder in Richtung Treppe. Dieser zwinkerte uns zweideutig zu, verschwand dann jedoch hinunter.

„Also, was hast du uns denn vorbereitet, dass es Wert war, unsere Wohnung und den Laden abzufackeln?", fragte ich ihn und umarmte ihn von hinten, als er sich wieder vor den Herd gestellt hatte. „Pancakes. Ich dachte mir, so ein warmes Frühstück zur Abwechslung tut uns mal gut", antwortete er sah auf mich hinunter und lächelte mich an. Sofort grinste ich ebenfalls und drückte ihm einen kleinen Kuss auf den Hals. „So, und jetzt setzten Sie sich und genießen die Show", meinte er, stieß mich von sich weg und hantierte weiter. Ich grinste, ging ins Bad, um mich frisch zu machen, und wechselte in bequeme Alltagskleidung. Anschließend ging ich wieder zu meinem Freund zurück und beobachtete das mir dargebotene Bild. Fred mit seinen rostroten Haaren in einer pinken Schürze, die sich genauso schlimm biss, wie auch ihre magentafarbenen Arbeitsumhänge. Mir kam eine Idee in den Sinn, und mit einem Schwenk meines Zauberstabes flog die magische Kamera herbei. Ich sah durch die Linse hindurch, drückte auf den Auslöser und machte ein Bild. Ich grinste fies, als der helle Blitz die Wohnung erleuchtete und Fred erschrocken von der Pfanne aufsah. Keine Sekunde später jedoch grinste er böse zurück, und ich wusste, dass ich diese Aktion zurückbekommen würde. „Das hättest du nicht machen sollen", sagte er und hob bedrohlich seinen Pfannenwender. Ich lachte nur und duckte mich, als das Kochutensil auf mich zu flog, mich jedoch verfehlte und die Wand hinter mir traf. Ich kugelte mich vor Lachen auf dem Boden und schüttelte mich. Das Bild war es Wert gewesen, dass unsere Wand jetzt einen Fettfleck hatte.

„Eins sage ich dir, ich werde nie wieder für dich Kochen", sagte Fred. „Ich denke, damit kann ich leben", erwiderte ich nur und rappelte mich langsam wieder auf. Fred schüttelte seinen Kopf und schwang seinen Zauberstab hin und her. Teller, Besteck und Tassen flogen aus den Schränken heraus und platzierten sich auf dem Esstisch. Ebenso die Pancakes, die frisch gewärmt aus der Röhre kamen. „Wenn ich nun bitten darf", sagte Fred und hielt mir gentlemanlike die Hand hin. „Vielen Dank", erwiderte ich, nahm seine Hand an und ließ mich von ihm zum Tisch führen. Wir setzten uns und Fred stapelte er mir eine Ladung der Pancakes auf den Teller, ehe er diese mit einer Mischung aus Zimtzucker und Butter bestrich. Erwartungsvoll sah er mir dabei zu, wie ich den ersten Bissen der Mischung nahm. Ein breites Grinsen breitete sich jedoch auf seinem Gesicht aus, als ich meine Augen schloss, ein Stöhnen ausstieß und mich in den Stuhl fallen ließ. „Das ist köstlich", schwärmte ich und sah ihn dankend an. „Hast du gut gemacht." Ich lehnte mich zu ihm hinüber und küsste ihn. „Für dich doch immer Kate", meinte er schulterzuckend und strich mir über die Wange. Ich lächelte.

Der Tag verging schnell, und ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit nicht an die Arbeit im Laden, beim Orden oder bei den Todessern gedacht. Stattdessen hatten wir die Wohnung auf Vordermann gebracht und es uns anschließend auf dem Sofa bequem gemacht. Mit halb geschlossenen Augen lehnte ich mich gegen die Brust von Fred und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag. Der heutige Tag war alles andere als Normal gewesen, aber gut, was heiß das schon bei den Weasley-Zwillingen. Nachmittags waren Fleur und Charly noch vorbeigekommen und hatten mich beglückwünscht, ehe sie sich wieder auf den Weg zur Arbeit gemacht hatten. Zwischen Bill und Fleur lief es gut, so gut, dass Fleur schon von einer Heirat zu schwärmen wagte. George hatte sich nach Ladenschluss in sein Zimmer verabschiedet, jedoch nicht ohne vorher etwas von unserem Abendessen zu stibitzen.

„Schläfst du schon?", fragte Fred mich leise, wobei ich genau wusste, dass selbst er vor wenigen Augenblicken noch geschlafen hatte. „Das hättest du wohl gerne", erwiderte ich jedoch nur und sah mich einem kleinen Grinsen auf unsere verflochtenen Finger. „Nein überhaupt nicht. Stell dir vor, dann müsste ich dich ins Zimmer tragen. Nein, danke", meinte er trocken und richtete sich etwas auf. „War das gerade meine Retoure für mein Foto?", fragte ich mit nun voll geschlossenen Augen. „Ja, könnte sein", meinte er, und ich konnte spüren, wie er sein übliches, feixendes Grinsen auf den Lippen hatte.

Unsere Zweisamkeit wurde jedoch von einem Plop unterbrochen. Geistesabwesend war ich aufgesprungen und hatte meinen Zauberstab gezückt, doch der darauffolgende Schrei ließ mich bis in mein Mark erschüttern. „Fred! George! Kate!", rief da Molly und blickte sich suchend um, ehe sie wie erstarrt stehen blieb und auf meinen Zauberstab schielte. Erschrocken senkte ich diesen und blickte perplex Molly und Arthur entgegen, der wenige Sekunden später ebenfalls erschien. Hinter uns wurde eine Tür aufgeschlagen und ein halb nackter, nur mit einem Handtuch um seine Lenden gewickelter George sprang aus dem Badezimmer. „Was ist hier los?", fragte er alarmiert. „Mom? Was ist denn passiert?", fragte Fred seine Eltern und wuchtete sich aus dem Sofa. George tapste mit seinen nassen Füßen zu uns. „Bei Merlin, wir dachten, euch wäre etwas passiert!", rief Molly aus und drückte uns einem nach dem anderen in eine feste Umarmung. So fest, dass ich schier keine Luft mehr bekam. „Passiert ist heute gar nichts. Außer das Fred heute den ganzen Tag über ein wahrer Kavalier war", erwiderte George nur verwirrt und setzte sich auf die Lehne des Sofas. Ich warf ihm jedoch einen warnenden Blick zu. Sofort stand er wieder auf, und hinterließ nur einen kleinen Wasserfleck. Ich wollte gar nicht wissen, wie lange es dauern würde, diesen wieder hinaus zu bekommen.

Molly ging auf das Sofa zu und setzte sich. Ihre weiße Maske aus Angst wich ihr langsam wieder aus dem Gesicht, während Arthur sich sorgend neben seine Frau setzte. Fürsorglich strich er ihr über ihren Rücken. Molly schluchzte auf. Ich kniete mich vor die Frau, während Fred und George ihr ebenfalls sorgende Blicke zu warfen. „Alles ist gut Molly. Uns geht es gut, siehst du? Wir sind alle wohl auf", sagte ich und Molly hob ihren Blick. „Ich ... ich habe euch doch gestern eine Nachricht zukommen lassen. Ich ... ich habe sie an die Pinnwand gehängt. Heute war doch eine Sitzung des Ordens", stotterte sie und zeigte mit ihrem zitternden Finger auf die überfüllte Pinnwand. George entfuhr ein Lachen. „Bei der Pinnwand steigt nur Kate durch. Und ich kann dir versichern, dass sie heute keinen Blick darauf geworfen hat." Den Zwillingen entfuhr ein lautes Lachen. Arthur blickte verwirrt zu mir, doch ich zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.

Langsam beruhigte sich Molly und schniefte in das Taschentuch, das Arthur ihr gereicht hatte. „Ich hätte mir nie verziehen, wenn euch etwas passiert wäre. Aber sagt, warum war Fred heute ein Kavalier? Er könnte auch mal zu seiner Mutter ein Kavalier sein", sagte sie und blickte zu ihm. Sie klang leicht vorwurfsvoll. „Kate hat heute Geburtstag. Wir waren den ganzen Tag über hier und haben alles Mögliche angestellt", sagte Fred mit einem schulterzuckend, was Molly jedoch zum Erröten brachte. „Du hast Geburtstag? Warum hast du uns das nicht gesagt?", meinte Arthur und drückte mich in eine Umarmung. Molly umarmte mich ebenfalls und murmelte dabei: „Ihr Kinder macht mich noch fertig." „Egal wollt ihr noch Pancakes? Sind noch von heute früh übrig", bot Fred an und rappelte sich auf. Sofort bejahten Molly und Arthur dies, und wenig später saßen wir am Tisch zusammen und genossen den Abend in vollen Zügen. Molly erzählte von den Geburtstagen von den Zwillingen, was mich dazu brachte, die ganze Zeit über zu lachen. Ich sah zu Fred. Dieser lächelte. 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt