| 45. Kapitel |

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Am Abend dieses schrecklichen Tages waren wir wieder zurück in die Winkelgasse gereist. Fred hatte mich seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Sicherlich hatte er mitbekommen, wie ich plötzlich in meiner Bewegung innegehalten hatte und wie betäubt auf einen Punkt gestarrt hatte. Jedes Mal hatte er dann mich an den Schultern gefasst und mich dazu gezwungen, zu ihm auf zu sehen. Ich hatte nur traurig gelächelt und war anschließend wieder meiner Arbeit nach gegangen. Potter und Ron gingen mir aus dem Weg und ignorierten mich größten Teils. Mit Remus und Tonks hatte ich noch einige aufmunternde Worte gewechselt, ehe sie wieder zu sich nach Hause appariert waren.

In der Winkelgasse hatte ich mich sofort ins Badezimmer verabschiedet. Ich rieb den warmen Wasserstrahl der Dusche auf und entledigte mich langsam meiner Kleidung. Als ich mich jedoch aufrichtete, erkannte ich die vielen Blessuren, die der dunkle Lord mir angetan hatte. Vorsichtig strich ich mir über die Hämatome und die leicht blutigen Kratzspuren von ihm. Er hatte ekelhaft lange Fingernägel gehabt, vermutlich wolle er sie als Waffe einsetzen, würde es jemand wagen, ihm zu nahe zu kommen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Tür zum Zimmer geöffnet worden war und plötzlich Fred neben mir stand. Er betrachtete meinen Körper so als würde ich beim nächsten Windhauch auseinanderfallen. Ich sah auf und sah ihn unsicher an. „Oh Kate", murmelte er jedoch nur und nahm mich in den Arm, „Was wurde dir nur angetan?" Ich antwortete nicht darauf, stattdessen zog ich seinen Duft ein und versuchte, nicht wieder daran zu denken. Fred hatte irgendwann die Dusche ausgestellt und stattdessen warmes Wasser in die Badewanne laufen lassen. Er half mir mich hineinzusetzen und fing anschließend an, mich langsam zu waschen. Er schäumte mir die Haare ein, versuchte nicht allzu lang, über meinen Wunden mit der Seife zu reiben, ehe er vorsichtig den Schaum von meinem Körper wusch und mir wieder heraushalf. Ich fühlte mich wie eine alte Oma, die nicht mehr allein leben konnte. Vorsichtig wickelte er mich in ein Handtuch ein, und versuchte anschließend, mit einem kleinen Wärmezauber mir die Haare zu trocknen. Es gelang ihm, ohne dass er mir die Haare verkokelte.

Er hob mich vorsichtig hoch und trug mich in unser Zimmer. Er zog mir warme Sachen an, ehe er mich in die Bettdecke wickelte und mir einen Kuss auf die Stirn drückte. „Ich komme gleich wieder. Wenn etwas ist, schrei einfach, ja?", sagte er und ich nickte müde. Er verschwand und kurz darauf hörte ich ihn mit George sprechen. Dann ging die Dusche ein weiteres Mal an und ich drehte mich auf die Seite, den Blick zur Tür. Es klopfte und kurz darauf trat George ein. Er lächelte mich mitleidig an und stellte mir eine Tasse Tee auf das Nachtkästchen. „Hier. Pfefferminztee, den magst du doch so gern", sagte er und ich richtete mich auf. „Danke, George", murmelte ich und nahm die Tasse dankend entgegen. Ich nahm einen Schluck davon, als sich der Zwilling kurz räusperte, ehe er sagte: „Fred macht sich wirklich Sorgen um dich. Wenn du auf diesen Sitzungen bist, übernimmt er freiwillig die Kasse, da hat man ja den besten Blick auf den Eingang. Er dreht schier durch, wenn du länger als eine Stunde weg bist. Und dann auch noch die Gerüchte, die über dich in der Welt sind." Er stockte einen Moment, als er bemerkte, dass er diese Worte wohl hätte nicht sagen sollen. „Welche Gerüchte?", fragte ich heißer. Er schüttelte seinen Kopf und atmete schwer aus. „Ron und Harry haben mir erzählt, dass sie dich mit der alten Malfoy gesehen hätten. Ihr wärt aus der Nokturngasse gekommen und du hättest ihr versprochen auf Draco aufzupassen. Ich meine, wir wissen, dass die alte Trulla eine Todesserin ist, oder zumindest ihr Mann, aber dass du Draco deswegen beschützen solltest, ist doch ziemlich unwahrscheinlich. Der ist ja noch nicht einmal volljährig", er schüttelte seinen Kopf, während mir alle Farbe aus dem Gesicht wich. Also waren diese drei Paar Schuhe doch nicht einfach per Zufall draußen gestanden. Es waren also Potter, Ron und Granger gewesen. Ich senkte meinen Kopf. „Das stimmt doch nicht, oder?", fragte er mich und sah mich forschend an.

Ich atmete tief durch und sagte: „Nein, ich war vielleicht mal in der Nokturngasse, weil die normale Apotheke nicht all meine Zaubertrankzutaten gehabt hat, aber ich habe mich nicht mit Mrs. Malfoy unterhalten. Warum sollte ich denn Draco beschützen? Was hätte ich denn davon?" Erleichtert atmete George aus und lächelte leicht. „Keine Ahnung. Dann habe ich ja alles gut gemacht, indem ich gesagt habe, dass das sicherlich nicht du gewesen bist. Sie haben dich sicherlich mit jemanden verwechselt", George lächelte und nahm meine Hand. „Wegen heute, egal was passiert ist, du kannst mit Fred und mir darüber sprechen. Wir verurteilen dich nicht, auch wenn du jemanden umgebracht hättest", meinte er und ich lächelte traurig. „Das wäre vermutlich besser gewesen", murmelte ich. George drückte mich in eine Umarmung. „Egal, wusstest du, dass ich mich jetzt mit Angelina date?", sagte er und wechselte das Thema. „Wirklich? Ich dachte, Verity steht auf dich", erwiderte ich und dachte an die kleine blondhaarige Hexe, die seit geraumer Zeit im Laden arbeitete. Sie hatte sich schon am ersten Tag in George verguckt. Er zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht gut, wenn der Boss mit seiner Angestellten etwas anfängt", meinte er nur und lächelte mich an, „Du und Fred seid schon etwas ganz Besonderes. Verliert das bloß nicht. Ihr seid so ein kleiner Hoffnungsfunken für alle anderen." Ich grinste. „Ja, McGonagall hat so etwas Ähnliches auch schon gesagt" „Tatsächlich? Was hat sie gesagt?", fragte George neugierig und ich nahm einen weiteren Schluck vom Tee, ehe ich sagte: „Ich bin zu ihr gegangen, weil sich die Form meines Patronus geändert hat. Weißt du, vorher hatte ich eine Eule und jetzt habe ich ja ein Elsterweibchen. Sie meinte, dass wenn zwei Patronusse die gleiche Form, beziehungsweise die gleiche Rasse in Männchen und Weibchen, sind, dann sind die Erzeuger der Patroni Seelenverwandte, oder so etwas in der Art." „Krass, das wusste ich ja gar nicht", sagte er und seine Augen leuchteten auf.

Fred stellte das Wasser der Dusche wieder ab und trat kurz darauf in das Zimmer ein. „So, gute Nacht euch zwei", wünschte George uns und ging mit einem kleinen Lächeln aus dem Raum. „Worüber habt ihr euch unterhalten?", fragte Fred mich, ehe er sich in seine Schlafsachen schwang. Ich zuckte mit den Schultern. „Ach, nur über die Gerüchte, die Potter über mich in die Welt setzt und darüber, dass George jetzt Angelina datet", Fred nickte wissend und setzte sich neben mich auf das Bett. „Ja, schon seit einigen Monaten. Hätte nicht gedacht, dass er noch mit ihr Kontakt hält, jetzt, da sie bei den Harpies spielt", sagte er und fuhr mir über die Haare, „Ich hätte auch nicht gedacht, dass es bei uns so lange hält. Vor allem ..." „Es tut mir leid Fred. Aber ich kann nicht. Zumindest noch nicht. Irgendwann, das verspreche ich dir, irgendwann werde ich dir davon erzählen, aber noch nicht jetzt" – „Dieses Versprechen nehme ich dir ab. Ich liebe dich Kate, das weißt du, ja?"

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt