Fangen wir am besten mal am Anfang an. Die ersten sechs Jahre meines Lebens habe ich mit meiner Mutter verbracht. Ich erinnere mich nicht an jedes Detail, aber meine allererste Erinnerung ist aus meinem zweiten Lebensjahr. Mutter hielt mich in ihren Armen und zeigte einen Abgrund hinab. Sie stand auf einem grünen Hügel in einer hohen Höhle, deren Wände aus Eis zu bestehen schienen.
Ich erinnere mich nicht mehr daran, was im Abgrund war, aber ich weiß noch, wie erstaunt ich mit meinen zwei Jahren gewesen war.
Mutter hatte mich niemals aus der großen Höhle gelassen, aber ich war glücklich dort. Es gab Drachen—Unmengen an Drachen, die Mutter studierte und sie ließ mich mit ihnen spielen. All ihr gewonnenes Wissen gab sie an mich weiter und auch wenn ich da noch sehr jung gewesen war, weiß ich alles bis heute noch.
Mutter erzählte mir von den seltenen Nachtschatten, als ein weißes Drachenbaby allein in unsere Drachenhöhle kam.
»Sieht aus wie ein kleiner Nachtschatten, nur eben in weiß. Na, wie sollen wir die neue Art nennen, meine Kleine? Was halten wir von Tagschatten?«, fragte Mutter begeistert.
»Nein, Sternschatten«, brabbelte ich im zarten Alter von nur drei Jahren. »Sehr schön. Sieh dir die arme Kleine an, mein Schatz! Sie ist so alt wie du«, lachte Mutter, als sie den Hals des Babys kraulte.
»Was meinst du, Halla—wie soll sie heißen?«
»Aria«, piepste ich und patschte mit meiner kleinen Hand auf die Schnauze der Kleinen, die daraufhin verdutzt nieste.In den nächsten paar Jahren wurden Aria und ich beste Freunde und wir beide wuchsen zum stolzen Alter von sechs Jahren heran. Da werden meine Erinnerungen blasser, was wohl am Kindheitstrauma liegen muss. Ich weiß nur, dass Mutter mich irgendwann endlich mit nach draußen genommen hatte, jemand die Drachen, mit denen wir unterwegs gewesen waren, angegriffen hatte und ich irgendwie gekidnappt wurde.
Nur die verzweifelten Schreie meiner Mutter kann ich noch genau in meinen Ohren hören, dann setzt mein Gedächtnis erst wieder ein, als ich in einem dunklen Raum saß. Niemand war bei mir und ich war zum ersten Mal in meinem Leben ganz allein.Mir flossen ein paar Tränen über die Wangen, als die Tür auf schwang und ein junger Mann das Zimmer betrat.
Er schloss die Tür wieder hinter sich, lächelte mir kurz zu und setzte sich dann auf einen Stuhl vor dem Bett, auf dem ich hockte.»So. Wie alt bist du denn, Kleine?«, fragte er in höflichem Ton.
Ich hielt meine fünf Finger der rechten Hand und meinen linken Daumen hoch.
»Sechs?«, fragte er. Ich nickte verängstigt. »Und wie heißt du?«
»Halla«, piepste ich traurig.
»Ein schöner Name für so ein tapferes Mädchen wie dich. Erinnerst du dich denn noch an irgendetwas?«, fuhr der Mann mit ruhiger Stimme fort.
Ich schüttelte langsam den Kopf.
»In Ordnung. Dann möchte ich dich einmal aufklären. Du und deine Mama wurden von Drachen angegriffen. Wir konnten dich noch retten, aber für sie war es leider zu spät.«
Mitten im Satz flossen weitere Tränen über mein Gesicht, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte. Ich war schließlich mit Drachen aufgewachsen und ich wusste, dass sie eigentlich sehr liebevolle und treue Kreaturen waren.
»Komm, du bleibst jetzt bei uns und wir kümmern uns um dich. Wir bringen dir alles bei, was du brauchen könntest und im Gegenzug wirst du für uns arbeiten, sobald du alt genug bist, ja?«, der gruselige Mann stand von seinem Stuhl auf und reichte mir lächelnd die Hand.
Zögernd griff ich nach dreien seiner Finger und ließ mich von meinem Bett ziehen. Was hätte ich auch für eine Wahl gehabt? Ich war schließlich sechs Jahre alt und meine Mutter war offensichtlich nicht mehr da.Und so blieb ich bei den Fremden. Die ersten paar Tage waren entspannt; sie ließen mich erstmal in Ruhe und gaben mir genug Essen, aber dann begann schon mein Training. Ich wurde in jeder möglicher Kampftechnik unterrichtet, lernte, mit jeder existierenden Waffe klarzukommen und bemerkte schnell, dass die etlichen Drachen in den Käfigen mit Gewalt gefangen worden waren. Ich war bei Drachenjägern gelandet. Mutter hatte mir zwar erzählt, dass die meisten Wikinger Drachen töteten, wenn sie sie sahen, aber das machte es nicht weniger schlimm.
Die Anführer und meine Hauptausbilder waren Viggo und Reiker Grimborn. Der ältere und stärkere der beiden unterrichtete mich in jeder erdenklichen Kampfkunst, während Viggo—der jüngere—mir sein Wissen weitergab. Sein Wissen über Gifte, Heilkräuter, Schmiedekunst, das generelle überleben in der Wildnis, alles über verschiedene Pflanzen, strategisches Denken und sein gesamtes Wissen über Drachen und wie man welche Art am besten einfing und tötete, sowie einiges an Allgemeinwissen. Von den Kindermädchen, die sich sonst um mich kümmerten, lernte ich das nähen, kochen, backen und andere nützliche Sachen, die laut Viggo "Frauensache" waren.

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How to Train your Light Fury
FanficHalla wird als kleines Mädchen erst vom Großteil ihrer Familie getrennt, dann auch noch von ihrer Mutter und geriet in die Fänge von Drachenjägern, bei denen sie aufwächst und ausgebildet wird. Als sie beim Freilassen von Drachen erwischt wird, ände...